Die Bilder von dem schrecklichen Unfall am Bahnübergang in Gutmadingen sind immer noch äußerst präsent. Ein Lastwagen hatte versucht, noch bei Rot und schließenden Schranken, den Übergang zu passieren. Er geriet zwischen die Schranken und versuchte zu rangieren – doch der Zug kam bereits.
Der Unfall kostete den 26-jährigen Fahrer das Leben, der Lokführer verletzte sich laut Polizei schwer, auch drei Passagiere verletzten sich leicht – von den psychischen Folgen für die Beteiligten abgesehen.
An dieser Stelle rauschen die Züge mit einer Geschwindigkeit von über 100 Kilometern pro Stunde hindurch – für sie ist jede Vollbremsung daher sinnlos. Und ein weiterer Aspekt kommt jetzt in Zusammenhang mit dem Unfall in die Diskussion: die Zeit, bis nach Schließung der Schranke ein Zug den Übergang passiert. Die soll an eben jener Stelle nämlich sehr kurz sein.
„Nicht mal auf Vier zählen“
Das beobachtet auch Helmut Demmler, Leiter des psg-Logistik-Zentrums, das sich unweit des Übergangs befindet: „Wir sind sechs Jahre hier an dieser Stelle. Ich habe immer das Gefühl, man kann nicht mal auf Vier zählen, dann kommt schon der Zug.“
Vom Logistik-Zentrum aus habe man auch den Unfall wahrgenommen: „Wir haben einen Knall gehört und dann rausgeschaut.“ Das Ziel des Lasters war das Logistik-Zentrum.

Wie Demmler sagt, sei die Schranke im Betrieb schon öfter Thema gewesen: „Wir hatten auch Leute, die fuhren rüber und bekamen die Schranke noch aufs Heck des Wagens.“ Einen solch schweren Unfall wie jetzt, das habe es allerdings in den vergangenen Jahren bislang nicht gegeben.
Klar ist aber, dass an dieser Stelle viel Verkehr herrscht: Laster, die das Gewerbegebiet aufsuchen sowie landwirtschaftlicher Verkehr mit Traktoren und Mähdreschern. Verkehr, der meist langsamer fließt.
Sekunden, bis der Zug kommt
Das beobachtet auch Björn Bachmann, der in der Nähe wohnt. Wenn er mit seinen Kindern draußen unterwegs ist und an dem Übergang steht, dann zählt er meist mit, wie lange es dauert, bis der Zug kommt: „Ich komme da meist auf etwa zehn Sekunden bis der Zug da ist“, sagt er
Aber wie wird überhaupt festgelegt, wie genau ein bestimmter Bahnübergang gesichert wird? „Die Sicherung eines Bahnübergangs hängt insbesondere von der Art der Bahnstrecke, ob Haupt- oder Nebenbahn, der Geschwindigkeit des Zuges sowie der Verkehrsstärke auf der kreuzenden Straße ab“, erklärt eine Bahnsprecherin auf Anfrage.
So kurz wie möglich und so lange wie nötig
Grundsätzlich seien Schranken immer so kurz wie möglich und so lange wie nötig geschlossen. „Die Dauer hängt immer von den örtlichen Gegebenheiten ab“, so die Sprecherin weiter. Jeder Bahnübergang sei vom Eisenbahn Bundesamt (EBA) abgenommen und werde regelmäßig kontrolliert.
„Klar ist: Jeder Unfall ist einer zu viel. Daher tun wir alles dafür, um Kollisionen an Bahnübergängen weiter zu reduzieren“, erklärt die Bahnsprecherin. Wie im Straßenverkehr, gelten auch an Bahnübergängen klare Regeln.
„Rot heißt Stopp, ebenso wie geschlossene Voll- oder Halbschranken. Züge können nicht ausweichen. Ein Personenzug, der mit Tempo 100 unterwegs ist, braucht fast einen Kilometer bis er steht. Daher hat der Zug am Bahnübergang immer Vorrang.“