Es war schon immer Rock. Seit seinem elften Lebensjahr macht Christian Erbprinz zu Fürstenberg Musik. Wer nun klischeehaft an einen Salon im Schloss mit Geigenmusik und klassischen Stücken denkt, der irrt.
„Ich habe nie Geige gespielt und nie klassische Musik – die höre ich nur gerne“, sagt er. Aber seine wahre Leidenschaft gehört der Rockmusik. „Ich bin als Kind an damit aufgewachsen.“ Und eigentlich hat er auch immer gerne in Bands gespielt.
Nur dass das mit den Bands nicht ganz so leicht ist, schließlich braucht man ja auch passende Musiker. Menschen, mit denen man gut kann. Menschen, die den gleichen Musikgeschmack haben. Und zuletzt auch Menschen, die Musik auf einem ähnlichen Niveau machen.
Dass sich die Band Fly gefunden hat, ist so etwas wie Fügung. Vier Männer, die alle in Heiligenberg wohnen, aber eigentlich gar nicht voneinander wussten, dass sie irgendwann einmal zusammen im Innenhof des Donaueschinger Marstalls ein Konzert geben werden. Und dass diese Fügung überhaupt möglich wurde, dafür sind eigentlich die Kinder verantwortlich.

Denn es war ein Spaziergang, der den ersten Grundstein für Fly legte. Der Erbprinz war mit seinem ältesten Sohn Tassilo unterwegs. Er kam mit einem Mann ins Gespräch – es war Mark Kragh. Man verstand sich auf Anhieb. „Als ich Mark fragte, wo er wohnt, antwortet er mir, dass er im Vorhof wohnt.“ Somit waren die beiden Nachbarn, denn der Vorhof gehört zum Schloss Heiligenberg, wo der Erbprinz mit seiner Familie lebt.
Doch nicht nur das verband die beiden. Der Erbprinz spielt Gitarre, Kragh Schlagzeug. Aus dem „Wir sollten einmal gemeinsam spielen“ wurde ein „Lass uns das gleich machen“. Immer wieder trafen sich die beiden zum gemeinsamen Musizieren. In kurzen Abständen, in längeren Abständen, doch konstant.
Doch das mit den anderen Band-Mitgliedern gestaltete sich nicht so leicht. Aushänge, Annoncen, lange wurde gesucht, nichts wollte klappen. Und die beiden fanden keine anderen Musiker.
Bis zu dem Tag, als der Erbprinz Tassilo vom Spielen bei einem Freund abholte. Im Wohnzimmer entdeckte er Gitarren und fragte den anderen Vater – Thomas Hinke – sofort: „Machst du Musik?“. Die Antwort kann man sich jetzt denken.
Fehlt noch Nummer vier der Band. Und dieses Mal ist der älteste Spross des Erbprinzenpaares nicht beteiligt. Es war nämlich Cecilia, Tassilos jüngere Schwester, die eine Verabredung zum Spielen hatte. Und wie es der Zufall so wollte – ihr Vater Markus Ketterer hatte früher auch einmal Musik gemacht und nun Lust eine Band zu gründen.
„Wir haben zusammen gespielt und gleich gesagt: ‚Das war super, das machen wir noch einmal‘“, erinnert sich der Erbprinz. Einen schönen Proberaum hatten sie auch gleich. Im Schloss? „Nein, da hallt es ganz fürchterlich.“
Aber in der Wohnung vom Mark Kragh im Schloss-Vorhof fand sich ein Raum mit idealen Bedingungen – die Wände ein Meter dick, die Decke gut mit Sand und Stroh gedämmt und wer aus dem Fenster schaut, kann die sagenhafte Aussicht von Heiligenberg in Richtung Bodensee genießen.
„Wenn ich Zeit habe, arbeite ich an der Technik“, erklärt Kragh. Immer wieder macht er der Band Vorschläge, in welches Equipment sie investieren sollen, was sie noch brauchen. „Wir haben alle von jung auf gespielt. Wir sind vielleicht keine Profis, aber wir sind auch keine Amateure“, sagt der Däne, der den Weg über London nach Heiligenberg gefunden hat. Alle vier hätten sie das gleiche Niveau und das sei doch erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sie alle innerhalb eines Umkreises von 2000 Metern wohnen.
Als die vier Männer vor zwei Jahren zum ersten Mal gemeinsam spielten, hätte keiner von ihnen gedacht, dass sie einmal ein Konzert geben werden, für das Menschen Eintritt zahlen werden – für den guten Zweck. „Unsere Frauen haben am Anfang gelacht“, blickt der Erbprinz zurück. Es sei gar die Sprache von Midlifecrisis gewesen.
Die ersten Auftritte sorgte allerdings für Begeisterung. Ein Fest für Freunde im Vorhof, Fly spielte, sieben Stunden lang. „Wir haben bis morgens um vier Uhr gespielt, bis uns quasi die Finger geblutet haben.“
Oder die Überraschung für Massimiliana Fürstin zu Fürstenberg zum 70. Geburtstag. Eine Gala mit 120 Gästen im Schloss Donaueschingen, keiner wusste davon, bis plötzlich eine Band in der Halle auftrat. „Mein Vater hat ziemlich ungläubig geschaut, als er mich erkannt hat.“
Alle waren begeistert. Und nach dem Abend war klar: „Das machen wir noch einmal.“ Und dafür gibt es auch einen Termin – Freitag, 7. Juni, im Innenhof des Marstalls in Donaueschingen. „Wir haben uns überlegt, was wir anstatt eines Steckenpferde-Poloturniers machen können“, sagt Kerstin Tritschler, die im vergangenen Jahr das denkwürdige Ereignis im Donaueschinger Schlosspark organisiert hatte.
Alle Einnahmen – immerhin 21.000 Euro – wurden damals der Sternschnuppenbande in Villingen-Schwenningen gespendet. Diese Einrichtung ist speziell auf schwerst-mehrfachbehinderte und körperbehinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ausgerichtet. Und so soll es dieses Mal wieder sein.