Der Blick auf die Anzeigetafeln an der Tankstelle treibt derzeit jedem Autofahrer Schweißperlen auf die Stirn. Während sich der private Fahrzeugnutzer möglicherweise überlegen kann, die eine oder andere Fahrt zu unterlassen, sind beispielsweise Unternehmen im Gütertransport- und Personenbeförderungsgewerbe auf Gedeih und Verderb von den Treibstoffen abhängig. Sie können den seit Wochen in die Höhe schnellenden Preisen nur machtlos zusehen.
Auf Initiative der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg (IHK) haben jetzt Vertreter aus dem Gütertransport, aus der ÖPNV- und aus der Taxibranche geschildert, welche Auswirkungen die hohen Treibstoffkosten auf ihre Unternehmen haben. Betont wurde, dass auch andere Umstände der Branche zusetzen.

Marius Neininger, Geschäftsführer des Spedition- und Logistikunternehmens Bächle aus Villingen-Schwenningen, sprach für einen Logistikverbund mit insgesamt 500 Lastwagen, die zusammen täglich auf der Straße rund 190.000 Kilometer zurücklegen.
Er betonte, dass die Treibstoffverteuerung für Mehrkosten in Höhe von 30.000 Euro pro Arbeitstag sorge. Zudem koste auch der für Diesel benötigte Zusatzstoff Adblue 4000 Euro mehr, ebenfalls pro Arbeitstag. „Die Kosten einfach weiterzureichen, ist ein schwieriges Thema.“
So befinde sich die Logistikbranche seit zwei Jahren in einer Preisspirale, die immer weiter nach oben geht. Zwar gebe es Dieselzuschlagsmodelle, die eine derartige Preissteigerung allerdings nicht berücksichtigen. Zudem dauere es oft Monate, bis das Geld vom Kunden ankomme, was bedeute, dass die Mehrausgaben von der Spedition zwischenfinanziert werden müssen.
„Die Kosten einfach weiterzureichen, ist ein schwieriges Thema.“Marius Neininger, Geschäftsführer der Spedition Bächle
Auf die Unterstützung der Banken brauchen die Firmen nicht zu hoffen. „Wir sind zwar mit den Banken derzeit noch nicht im Gespräch. Aber es geht um ein so schnell nicht mehr aufzufangendes Defizit. Da werden wir von den Banken keinen Cent bekommen“, schätzte Neininger die Lage ein.

Auch die Personenbeförderungsbranche ist stark betroffen. Jochen Klaiber ist Geschäftsführer eines Busunternehmens, das den öffentlichen Linienverkehr im Landkreis Tuttlingen betreibt. Die 50 eingesetzten Busse leisten pro Jahr 2,8 Millionen Fahrplankilometer.

Den Auftrag habe das Unternehmen in einem europäischen Ausschreibungswettbewerb 2019 gewonnen. Genau da liege für Jochen Klaiber das Problem. „Deswegen stecken da nicht viele Möglichkeiten drin, die Kosten auszugleichen.“
63 Prozent Anstieg der Dieselkosten
Im Vergleich mit dem Zeitraum 2020 verzeichne das Unternehmen bis vergangene Woche einen Anstieg der Dieselkosten von 63 Prozent, „davon allein 30 Prozent seit Beginn des Ukraine-Krieges“. Mittlerweile machen die Dieselkosten ein Viertel des gesamten Kostenblocks aus. Klaiber schätzt mit Mehrkosten bis Ende des Jahres von 1,2 Millionen Euro. Um hier zumindest ein wenig gegenzusteuern, werde das Fahrpersonal noch intensiver in spritsparender Fahrweise geschult.
E-Taxis keine Alternative
Dass der Umstieg auf Elektrofahrzeuge für die Taxibranche keine Alternative ist, zeigte Taxiunternehmer Martin Bösinger auf. „Ein Taxi fährt im Jahr zwischen 80.000 und 120.000 Kilometer und muss entsprechend alle drei bis vier Jahre ausgetauscht werden.“ Bösinger ist auch von der Langlebigkeit von E-Autos unter dieser enormen Belastung noch nicht überzeugt. „Das kann keiner garantieren.“
Als wirkungsvollste Maßnahme, um die Güter- und Personentransportbranche schnell zu entlasten, sehen die Protagonisten eine Steuersenkung des Spritpreises. „Alles andere wie ein Gutschein, ist ein zu hoher Verwaltungsaufwand. Dann würde ein Gutschein über 40 Euro am Ende 150 Euro Verwaltungskosten verursachen“, so Marius Neininger.