Wer zuletzt eine Zapfsäule aufsuchen musste, um sein Auto aufzutanken, der staunte nicht schlecht. Seitdem Russland am 24. Februar die Ukraine angegriffen hatte, gingen die Treibstoffpreise nach oben.

Was für den privaten Autofahrer noch irgendwie bezahlbar scheint, summiert sich bei Unternehmen, die auf Treibstoff angewiesen sind, schnell auf horrende Summen. Der SÜDKURIER hat sich umgehört, wie Unternehmer auf den Preisanstieg reagieren.

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Gewinn schrumpft stetig

Aydan Yesildag muss regelmäßig tanken, sonst stehen seine vier Taxis still und seine neun bis zehn Mitarbeiter haben keine Arbeit mehr. Sein Taxiunternehmen VSTaxi ist den Preissteigerungen an den Tankstellen quasi ausgeliefert, trotz einer Tank-App, die für Yesildag immer die günstigste Zapfsäule in der Umgebung findet.

„Ich mache mir schon Gedanken, wie es weitergeht. Leicht wird es sicher nicht“, sagt er. Bei seinen Touren durch die Region konnte er live mitverfolgen, wie die Preise an Tankstellen stündlich nach oben kletterten. „Dass wir nun fast bei zwei Euro sind, das hätte keiner gedacht.“ Während Corona habe er zeitweise für unter einem Euro getankt, erinnert er sich. Seither ging es nach oben, besonders kräftig in den letzten zwei Monaten, so seine Beobachtung.

Für Yesildag sind solche Preise eine enorme Last. 60.000 bis 75.000 Kilometer Fahrleistung hat jedes seiner Fahrzeug pro Jahr. Den Fahrpreis einfach anpassen, das darf er nicht. Die Kilometerpreise werden von der Straßenverkehrsbehörde festgelegt, was zuletzt vor eineinhalb Jahren der Fall gewesen sein soll.

Seither schrumpft für den Unternehmer mit jeder Preiserhöhung sein Gewinn. Dennoch pocht er nicht auf eine erneute Preisanpassung im Landkreis. „Das könnte nach Corona weitere Kunden abschrecken“, so Yesildag.

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Jetzt überlegt er, seinen Fuhrpark langsam auf alternative Energieträger umzustellen. Elektroautos und Hybrid-Modelle sind für ihn aber noch nicht ausgereift genug und zu teuer. „Und der Strompreis steigt ja auch ständig“, sagt er. Einen starken Hebel zur Entlastung sieht Yesildag beim Staat. Dieser könnte mit Steuerentlastungen den Taxiunternehmen entgegenkommen.

Enorme Mehrkosten

„Der Preisanstieg bei Diesel verursacht für uns enorme Mehrkosten“, das sagt Theresa Effinger vom Speditionsunternehmen Effinger in Brigachtal. Kosten, die man nicht einfach auf Kunden umlegen könne. Als Grund nennt sie langfristige Verträge, die zwar steigende Treibstoffkosten über sogenannte Dieselfloater berücksichtigen würden, allerdings nicht sofort. Anpassungen würden meist erst nach einigen Monaten Entlastung bringen, erklärt sie.

Was der Preisanstieg für die Firma konkret bedeutet, rechnet Effinger so vor: „Wir haben 20 Fahrzeuge, 17 davon im Fernverkehr.“ Ein voll beladener Lastwagen verbrauche zwischen 26 und 30 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Bei Mehrkosten von rund zehn Cent für einen Liter Diesel kommen schnell mehrere 100 Euro Mehrkosten pro Tag zusammen. Froh sei man, dass man keine Gas-betriebenen Lastwagen im Fuhrpark habe. Denn bei denen sei die Situation aktuell noch weniger kalkulierbar.

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Ein Umstieg auf Elektrofahrzeuge, sei momentan nur schwer umsetzbar, erklärt Effinger. „Die Infrastruktur, etwa um mehrere Lastwagen gleichzeitig aufzuladen, ist einfach noch nicht vorhanden.“ Hinzu kommen höhere Anschaffungskosten und lange Lieferzeiten für solche Fahrzeuge.

Langfristiger Trend

Ganz ähnlich ist Dieter Petrolli vom gleichnamigen Busunternehmen in Niedereschach-Fischbach betroffen. Den jüngsten Preisanstieg sieht er als eine beschleunigte Fortsetzung eines schon lange anhaltenden Trends. Er schätzt, dass seine Kosten für Treibstoff im vergangenen Jahr 100.000 Euro zugelegt haben, allein im Linienverkehr, den er mit zehn seiner Busse bedient. Ein Beleg dafür liefert erneut die Internetseite clever-tanken.de. Demnach ist der Preis für Diesel hier in den letzten zwölf Monaten von 1,345 Euro (Stand: 3. März 2021) auf über 1,813 Euro (Stand: 2. März 2022) gestiegen.

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„Und ein Ende ist nicht in Sicht“, sagt Petrolli, dessen Unternehmen auf drei Standbeinen aufbaut: Linienverkehr, Reisen und Tagesgeschäft. Wie die Firma Effinger steht auch Petrolli vor der Problematik, die Kosten nicht einfach auf Kunden umlegen zu können.

Der Linienverkehr werde über Ausschreibungen vergeben. Im Reisebereich müssten Preise weit im Voraus kalkuliert werden. Kurzfristige Änderungen vor Reisebeginn könnten Kunden verschrecken. Längerfristig ist es aber absehbar: „Reisen wird teurer werden“, sagt Petrolli.

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Elektrobusse sind für ihn derzeit noch keine Option und verweist auf eine noch nicht ausreichende Infrastruktur sowie die hohen Anschaffungskosten. Chancen für Elektrobusse sieht er vor allem im Linienverkehr. Diese Antriebstechnik werde in einigen Jahren in Ausschreibungen sicher auch vorgegeben.

Heizöl auf Rekordhoch

Joachim Riegger ist Geschäftsführer der Karl Rieger GmbH in Villingen-Schwenningen. Die Firma beliefert Kunden mit Kraftstoffen oder Heizöl und betreibt zahlreiche Tankstellen in der Region. Riegger sagt: „So einen Anstieg habe ich noch nie erlebt, vor allem beim Heizöl.“ Nicht einmal während dem Irak-Krieg seien die Preise so vehement nach oben gegangen. Der Preis stehe derzeit auf einem Rekordhoch. Weder mit dem Krieg noch mit einem solchen Preissprung habe er gerechnet.

Unser Archivbild aus dem vergangenen Jahr zeigt das Tanklager der Firma Riegger in Villingen.
Unser Archivbild aus dem vergangenen Jahr zeigt das Tanklager der Firma Riegger in Villingen. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Ein Ausblick: schwierig. „Ich rechne jedoch damit, dass jetzt keine weiteren Erhöhungen mehr kommen“, so Riegger, der an den Rohstoffbörsen erste Signale für eine Beruhigung sieht. Seiner Meinung nach sei der enorme Preissprung vor allem psychologisch bestimmt. Bezugsmengen würden den Energielieferanten derzeit über Kontingente zugeteilt.

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Seine Kunden würden in der aktuellen Situation meist nur kleine Mengen Heizöl bestellen. Besonders hart treffe es Unternehmen, die auf Kraftstoffe angewiesen sind. Diese könnten Preisspitzen kaum aussitzen. „Transportunternehmen oder Baubetriebe müssen einfach tanken.“ An seinen Tankstellen bemerkt Riegger bislang keine Auswirkungen der hohen Preise auf die Tankgewohnheiten seiner Kunden. Einen Tipp hat er dennoch: „Nachmittags an die Zapfsäule fahren.“ Aus Erfahrung seien die Preise im Tagesverlauf dann häufig am niedrigsten.