Nach den Hagelschäden in Mönchweiler bleibt eine Frage: Wieso zahlt die Gemeinde in den Hagelflieger-Verein ein und dieser umfliegt die Gemeinde am Mittwoch, 23. Juni 2021, als es in der Gemeinde zu Schäden kommt?

Um 18.30 Uhr setzte in Mönchweiler der Hagel ein. Bürger haben zerdehnte Autodächer, Firmen Wasserschäden, private Anwesen vielfach zerschlagene Rollläden. Vor allem Landwirte traf es. Wiesen und Äcker sind laut Bürgermeister Fluck von markanten Abschwemmungen betroffen. Vor allem die ehemaligen Zeykogebäude seien laut Fluck stärker betroffen. Generell sei es im Ort so gewesen, dass das Eis die Kanäle verklumpt habe. Teilweise seien Einlässe zerstört worden. Die Gemeinde srocht aktuell von einer Schadensdimensnion nur bei kommunalem Eigentum „in den Zehntausenden“, so Rudolf Fluck am Freitag. Auf den Straßen herrschte Chaos, die Eiskörner bildeten eine gefährliche Pistenlandschaft, große Unfälle sind bislang glücklicherweise nicht bekannt.

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Die Flugroute vom Mittwoch

Der Hagelflieger war ausweislich eines Einsatzprotokolls zum Mittwochabend in der Luft. Um 18.15 Uhr kurvte er in 3000 Metern Höhe über Villingen dich die Wolken. 18.20 Uhr über Schwenningen, 18.25 Uhr über Dauchingen. 18.30 Uhr dann wieder über Schwenningen, 18.35 Uhr erstmals über Trossingen. 18.40 Uhr wieder über Villingen, durchgehend werden Gewitterwolken aller Zielorte in 3000 Metern Höhe bekämpft. Die Wolkenbasis wird auf 3500 Metern Höhe verortet, der Flieger setzt immer von unten an, Aufwinde 18.45 Uhr für lange zehn Minuten über Schwenningen, 18. 55 Uhr über Trossingen. Und damit Einsatzende. 3 Stunden und 60 Minuten Flugzeit wären möglich gewesen, heißt es weiter im Tagesprotokoll.

Des Rätsels Lösung

Weshalb Mönchweiler nicht beschützt wurde? Rudolf Fluck weiß es am Freitag noch nicht. Die Gemeinde überweist pro Jahr mehrere tausend Euro an den Hagelfliegerverein – und wurde nun nicht zur Unwetterzeit überflogen. Der Hagelfliegerverein ließ eine SÜDKURIER-Anfrage am Freitag unbeantwortet.

Hagelschaden in Mönchweiler: Die Dellen sind übers ganze Autodach verteilt, aber nicht allzu tief. Bild: Cornelia Putschbach
Hagelschaden in Mönchweiler: Die Dellen sind übers ganze Autodach verteilt, aber nicht allzu tief. Bild: Cornelia Putschbach | Bild: Cornelia Putschbach

Der SÜDKURIER hat die Erklärung, weshalb der Flieger am 23. Juni nicht nach Mönchweiler kam. Hagelflieger-Vereins-Vorsitzender Harry Messner: „Der Pilot wollte dorthin, konnte aber nicht. Die Wolken hingen zu tief.“ Sein Leben setze der Pilot „natürlich nicht aufs Spiel.

Am Steuerknüppel saß Sebastian Keller. Er sagte am Freitagmittag zum SÜDKURIER, die Wolkenunterdecke sei bei Mönchweiler „auf 300 Metern gehangen“. Zudem sei es extrem böig gewesen. Die Wolkenlandschaft sei verkrustet und nicht befliegbar gewesen. Harry Messner drückt das einfacher aus. Er sagte ebenfalls am Freitag zu den Flugbedingungen: „Lebensgefahr.“

Unterkirnach und St. Georgen

Keller sagte, bei Unterkirnach wäre die Wolkendecke noch tiefer gewesen als in Mönchweiler. Es habe keine Chance bestanden, auch auf Grund mangelnder Sicht, „dort hin zu fliegen.“ Ab 11.30 Uhr sei er in Bereitschaft gewesen. Nachmittags habe er einen kurzen Flug nach St. Georgen absolviert un dort eine drohende Hagelwolke aufgelöst. „Das war aber kein Problem“, schildert Keller am Freitag.

Was passieren kann, spielte sich laut Keller bereits Montag dieser Woche ab. Aus der Schweiz sei eine große Zelle nach Südbaden gezogen, der Flieger sei aufgestiegen. Bei Rottweil sei er in die Wolke eingedrungen, um dort das Silberjodis zu versprühen, das den Hagel in Regen aufweicht. Die Wolke habe ihn „eine ganze Zeit später erst wieder ausgespuckt“, lacht Keller. Aber das war noch nicht alles. der Rückflug nach Donaueschingen sei nicht möglich gewesen. Der Flieger sei abends dann aus der Not heraus für dieses eine Mal in Stuttgart gelandet.

Hagelflieger in Donaueschingen. Hier der Silberjodid-Generator unter der Tragfläche. Bild: Hans-Jürgen Götz
Hagelflieger in Donaueschingen. Hier der Silberjodid-Generator unter der Tragfläche. Bild: Hans-Jürgen Götz | Bild: Hans-Juergen Goetz

Auch zwei Tage nach dem Hagelschlag gibt es in Mönchweiler noch kuriose Bilder. Etwa an der schwer beschädigten Wassertretstelle. „Hier steckt ein riesiger Eisklumpen fest, der auch so schnell nicht abschmelzen wird – das dauert noch zwei Wochen oder so“, meint Rathaus-Chef Fluck am Freitag.

Der Verein Hagelabwehr Südwest ist seit 2009 aktiv und betreibt den in Donaueschingen stationierten Hagelflieger, der seit dem Jahr 2010 unterwegs ist. Dem vorausgegangen waren zwei große Hagelunwetter in den Jahren 2002 und 2006. In der Nacht zum 24. Juni 2002 prasselten pfirsichgroße Hagelkörner auf Villingen-Schwenningen. Unzählige Autos, Dachfenster und Gewächshäuser gingen zu Bruch. Noch schlimmer traf es die Region – vor allem Villingen-Schwenningen und Trossingen – am 28. Juni 2006, als es am frühen Abend rund 30 Minuten lang tennisballgroße Eisklumpen hagelte. Allein in VS lag die Schadenssumme bei rund 150 Millionen Euro. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Der gemeinnützige Hagelabwehr-Verein ist in großem Maß auf Spenden angewiesen, um seine Arbeit zu finanzieren. Einen Scheck in Höhe von 10 000 Euro überreichte vor wenigen Tagen Edgar Bohn, Vorstandsvorsitzender der Versicherungsgruppe BGV/Badische Versicherungen. „Der Hagelflieger ist ein ganz besonderes Beispiel dafür, wie wir versuchen, Schäden von vorneherein zu vermeiden“, so Bohn. Bei der Scheckübergabe sagte Oberbürgermeister Jürgen Roth, der Einsatz der Hagelflieger sei zu einer unverzichtbaren Institution für die Region geworden. 2018 flog der Hagelflieger 17 Einsätze.

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