„Das ist elendig!“, fasst Bürgerin Claudia Schluck die Lage zusammen. Schon zum dritten Mal in drei Jahren schließt die Postfiliale in Allensbach. Am 31. Januar 2026 stellt der Laden EMI Feinkost & Post in der Konstanzer Straße sein Geschäft ein, wie ein Zettel an der Tür verrät. Als Grund nennen die Betreiber Zeitmangel, ihr Hauptgeschäft lasse den Betrieb der Filiale nicht mehr zu.
Erst vergangenes Jahr im März haben sie die Räume sowie die Postfiliale im Ortskern übernommen. Nun soll der Laden, der auch Spezialitäten vom Balkan verkauft, Anfang des kommenden Jahres seine Türen wieder schließen. Und die bleiben nach aktuellem Stand auch erst einmal zu. Denn bis jetzt steht kein Nachfolger fest, der die Postfiliale übernehmen wird.
Laut der Gemeinde gibt es aber keinen Grund zur Beunruhigung: Es sei noch Zeit zur Suche eines geeigneten Nachfolgers. Außerdem hätte die Gemeinde Kenntnis darüber, dass bereits Gespräche mit potenziellen Übernahmekandidaten geführt würden, wie Hauptamtsleiter Stefan Weiss auf Nachfrage erklärt.
Bürger sehen auch die Gemeinde in der Pflicht
Dass in der Gemeinde weiterhin Briefe und Pakete abgegeben werden können, ist vielen Bürgern ein wichtiges Anliegen. So auch Barbara Holtmann. Sie hat aber noch Hoffnung: „Im letzten Augenblick wird sich hoffentlich noch jemand finden“, das sei in Allensbach öfter der Fall. Es müsse sich halt jemand „opfern“.
Da vor allem Senioren und Menschen ohne Fahrzeug auf die Filiale im Ort angewiesen sind, sehen auch einige Bürger die Aufgabe bei der Gemeinde, einen Nachfolger zu finden. Dem stimmt auch Claudia Schluck zu. Es sei ja nicht notwendig, dass die Filiale ausschweifende Öffnungszeiten habe. Aber die Ortsverwaltung solle schon schauen „dass was da ist – und wenn auch nur für ein paar Stunden“, ergänzt sie.
Die Gemeinde selbst verweist beharrlich auf die Verantwortung der Post. So kommt es laut Stefan Weiss nicht infrage, „dass die Gemeinde wegen öffentlichen Drucks hier das Heft des Handelns in die Hand nimmt und sich dadurch die Post ihrer öffentlichen Verantwortung auf Kosten der Kommune entzieht“. Der Ball liegt also bei der Post, die eine Nachfolgelösung für die Allensbacher Bürger finden muss.
Aber die Sorgen der Menschen, im Februar wieder ohne Poststelle dazustehen, trifft im Rathaus nicht auf taube Ohren. Der Gemeinde sei bewusst, dass eine verlässliche Poststelle für viele Bürgerinnen und Bürger von großer Bedeutung ist, jedoch stehe sie bei der Entwicklung nur an der Seitenlinie.

Räume werden von der Gemeinde vermietet
Das stimmt allerdings nur beschränkt, denn: Die Räume der aktuellen Postfiliale sind im Besitz der Stadt. Sie tritt also nicht nur als Beobachterin von der Seitenlinie, sondern auch als Vermieterin in Erscheinung. So muss die Gemeinde einem potenziellen Nachfolger, der das Postgeschäft in den gleichen Räumen weiter betreiben würde, ebenfalls zustimmen.
Laut Stefan Weiss komme aber auch jedes andere Ladengeschäft in Allensbach als Poststelle infrage. Außerdem verweist er darauf, dass die Gemeinde bereits zuletzt sehr faire Mietbedingungen gewährte und umfassende Umbauten ermöglichte. In der aktuellen Nachfolgersuche würde sich demnach die Gemeinde auch wieder für ein gutes Ergebnis einsetzten und im Rahmen ihrer Möglichkeiten Gespräche und Lösungen unterstützen, so der Hauptamtsleiter.
Drittes Betreiber-Aus in drei Jahren
Es ist nicht das erste Mal, dass in Allensbach eine Postfiliale nach kurzer Zeit wieder schließt. Vergangenes Jahr musste Eileen Herlemann nach nur acht Monaten den Betrieb aufgrund von Personalmangel wieder einstellen. Und davor wurde die Post noch bis April 2024 von Jessica Bebensee in der Radolfzeller Straße angenommen, die ihren Laden ebenfalls aufgrund von fehlenden Mitarbeitern schließen musste. Ob dies bei dem dritten Aus der Postfiliale in drei Jahren wieder der Grund ist, lässt sich nicht genau sagen. Eine Anfrage hierzu ließ der Betreiber, Marcus Mattick, mit Verweis auf seinen Urlaub, unbeantwortet.
Es bleibt also nur zu hoffen, dass sich die Post, mit Unterstützung der Gemeinde, mit einem Nachfolger einigen kann und damit eine durchgehende Versorgung der Allensbacher gewährleistet. Alternativ müssten diese auf die Filialen in Dettingen oder auf der Reichenau ausweichen.