Wenn Eltern, Geschwister oder andere ganz enge Bezugspersonen versterben, dann ist das ein Einschnitt im Leben von Kindern, das tiefe Spuren hinterlässt. Für Eltern ist es oft schwer ersichtlich, wie es den Kindern in dieser Situation geht, denn Kinder trauern anders als Erwachsene. Zudem sind die Erwachsenen auch mit ihrer eigenen Trauer befasst.
Eine Gruppe Gleichgesinnter
„Wenn enge Bezugsmenschen sterben, brauchen Kinder Hilfestellungen, um mit dem Verlust umzugehen. Eine Möglichkeit dafür kann eine Gruppe Gleichaltriger sein. Ein Ort an dem sie auch außerhalb der trauernden Familie mit anderen Kindern, die auch eine solche Erfahrung gemacht haben, in Austausch kommen können“, sagt Michael Käfer. Er ist Gemeindereferent der katholischen Seelsorgeeinheit An der Eschach mit einer Fortbildung zum Trauerbegleiter.
Vor einem Jahr sei zum ersten Mal die Idee entstanden, eine Trauergruppe für Kinder zu gründen, berichtet er im Gespräch. Im Landkreis gibt es eine solche Gruppe bislang nicht. Einzig für Erwachsene besteht die eine oder andere Gruppe. Das nächstliegende Angebot dieser Art für Kinder gebe es in Rottweil. Der Bedarf sei aber groß und könne nicht immer gedeckt werden.
Jetzt sind die Vorbereitungen für die Gründung der Kindertrauergruppe soweit abgeschlossen, dass sie starten kann. Mit Michael Käfer ist Ines Flückiger federführend mit im Boot. Sie ist im Hospizförderverein Villingen-Schwenningen Koordinatorin für den ambulanten Kinder und Jugendhospizdienst. Beide wissen nicht zuletzt aus ihrer beruflichen Arbeit um die Notwendigkeit einer Kindertrauergruppe.
Insgesamt sechs Personen dabei
Insgesamt wird das Team der Gruppe aus sechs Engagierten bestehen. Neben Michael Käfer und Ines Flückiger sind das noch Nadine und Michael Popko, Franziska Held und Jenny Genserich.
Getragen von der Kirche, aber offen für jeden
Getragen wird die Trauergruppe zu ihrem Start von der katholischen Kirche. Die Seelsorgeeinheit stellt auch die Räume im Königsfelder Pfarrzentrum zu Verfügung. Angedacht für die Zukunft ist eine Kooperation mit dem Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst des Hospiz Fördervereins Villingen-Schwenningen.
Wichtig ist für Michael Käfer, dass die Kindertrauergruppe trotzdem völlig konfessionsunabhängig und offen für jedes trauernde Kind sein wird. „Hier geht es um den Verlust, nicht um die Religion“, sagt er. Es werde keine christlichen Elemente in der Arbeit der Trauergruppe geben.

Kinder haben eine ganz phantasievolle Vorstellung dessen, was nach dem Tod passiert. Eltern werden von ihren Fragen oft aus dem Nichts heraus überrascht. Für sie ist es in dieser Situation oft schwer, richtig zu reagieren und nicht die eigene Vorstellung vom Tod auf das Kind zu übertragen.
Jedes Kind trauert anders
„Jedes Kind trauert anders“, weiß auch Jochen Künzel. Er ist Leiter des Psychosozialen Dienstes und der Verwaisten Reha der Nachsorgeklinik in Tannheim. Der Nachholbedarf für Angebote wie die neue Kindertrauergruppe sei riesig. Gruppenangebote zu finden, sei für die Betroffenen immens schwierig.
Eine Trauergruppe könne auf jeden Fall ein hilfreicher Baustein im Umgang mit der kindlichen Trauer sein, so Jochen Künzel weiter. Nicht jedes Kind brauche eine Trauergruppe, es sei aber wichtig, dass das Kind ein Gegenüber habe, dass seine Fragen aushalten könne. Vielen Kindern helfe es, andere Betroffene im ähnlichen Alter zu haben, mit denen sie sich unterhalten können. Das helfe dem Kind zu erkennen: „Nicht ich bin verrückt, sondern die Situation ist verrückt.“
Michael Käfer und Jochen Künzel sind sich darüber hinaus noch in einem weiteren Punkt einig: Bei Kindern gibt es keinen festen zeitlichen Abstand zum Tod der Bezugsperson, der als Start für den Besuch einer Trauergruppe der richtige ist. Das kann also durchaus schon früher als die bei Erwachsenen meist genannten sechs Monate sein.
Alle Sinne sind mit im Spiel
Bei den Treffen der Kindertrauergruppe Regenbogenbrücke werden alle Sinne mit im Spiel sein. Mit Bewegung, kreativem Arbeiten, Austauschrunden und erlebnispädagogischen Elementen erhalten Kinder Gelegenheit, einen guten Umgang mit ihrer Trauer zu finden.

Rund 4,5 Stunden werden die Treffen der Kindertrauergruppe jeweils dauern. Sie starten mit dem Kennenlernen und einem Begrüßungsritual. Das Gestalten einer Kerze mit dem Namen des Verstorbenen gehört hier dazu. In einer weiteren kreativen Einheit fertigen die Kinder etwas zum mit nach Hause nehmen. Das kann zum Beispiel eine zweite Kerze fürs Grab sein.
Das gemeinsame Mittagessen bietet gleichzeitig Möglichkeit für offene Gespräche. Nachmittags führen Bewegung und Spiel zunächst für eine gewisse Zeit weg vom Gedanken der Trauer und des Verlustes bevor es bei einem letzten Programmpunkt wieder ruhiger wird.
„Hier sind alle Sinne mit im Spiel. Mit Bewegung, kreativem Arbeiten, Austauschrunden und erlebnispädagogischen Elementen erhalten Kinder Gelegenheit, einen guten Umgang mit ihrer Trauer zu finden“ sagt Michael Käfer. Mit der Erinnerung an einen geliebten Menschen gelte es einen Weg in ein Leben zu finden, das anders sein wird als vor dem Verlust, das aber auch wieder schön werden könne.