Wiesen, Äcker, Wald: Dunningen im Kreis Rottweil ist brave, aber friedliche Provinz, möchte man meinen. Zur Gemeinde gehört Seedorf mit 2000 Einwohnern, das seit Montag überregional bekannt ist. Am 28. November teilen Polizei und Staatsanwaltschaft Rottweil mit, dass zwei 14-Jährige an einem Samstag im Seedorfer Schulhofbereich einen 22-Jährigen niedergeschlagen, beraubt und seinen Tod offenbar billigend in Kauf genommen haben sollen. Gegen die jungen Beschuldigten wurden Haftbefehle erlassen. Sie sitzen in Untersuchungshaft.

Dunningen selbst zwischen Schramberg und Rottweil gelegen hat rund 6500 Einwohner. Wenn sich solch ein gravierender Vorfall abspielt, mochte man meinen, dass er bereits Dorfgespräch ist, bevor die Polizei die Gewalttat publik macht.

Bürgermeister „völlig überrascht“

Symbolbild.
Symbolbild. | Bild: Karl-Josef Hildenbrand

Doch dem ist nicht so: „Ich wusste bis zur Veröffentlichung der Polizeimeldung davon überhaupt nichts“, sagt Dunningens Bürgermeister Peter Schumacher auf Anfrage. Er sei „völlig überrascht“ gewesen. Danach riefen bei ihm gleich die ersten Journalisten an.

Der brutale Überfall hat laut Polizei bereits am 12. November ereignet, doch selbst in den knapp zwei Wochen dazwischen habe das Rathaus davon keine Kenntnis erlangt. „Wir wissen zwar, dass sich im Schulhofbereich außerhalb der Schulzeiten oft Jugendliche aufhalten“, sagt Schumacher weiter. Doch es sei weder zu Vandalismus noch zu anderen Vorfällen gekommen.

„Nach der bisher bekannten dürftigen Faktenlage handelt es sich um einen bedauerlichen Einzelfall.“
Peter Schumacher, Bürgermeister von Dunningen

Für Schumacher sei es nach der derzeit „sehr dürftigen Faktenlage“ ein „bedauerlicher Einzelfall“. Er kenne weder das Opfer noch die mutmaßlichen Täter, die mit der Grundschule direkt nichts zu tun haben dürften, weil sie dafür wiederum zu alt sind. Konsequenzen könne er sich für den Schulhofbereich derzeit keine vorstellen, es sei denn, Seedorfer Eltern wünschten dies aus Gründen der Sicherheit ausdrücklich.

Keine Schüler der Bildungsstätte

Auch Schulleiter Marcus Streule und seinem Kollegium war „überhaupt nichts bekannt, deswegen können wir auch nicht viel dazu sagen“. Der Überfall hat sich an einem Samstag außerhalb der Schulzeiten abgespielt. Es tangiere die Schule nur insofern, weil „wir sehen, dass sich solch ein Vorfall auch in unserer unmittelbarer Nähe“ abspielen könne.

Die zwei mutmaßlichen Straftäter sind erst 14 Jahre alt, sie sind damit nur unter bestimmten Voraussetzungen strafmündig. Staatsanwältin Sama Martina teilt lediglich mit, dass sie aus dem Landkreis Rottweil kommen. Die Jugendlichen seien polizeibekannt und mit „Gewaltdelikten in Erscheinung getreten“, auch das Jugendamt war eingeschaltet.

Handelt es sich um eine Zufallsbegegnung?

Warum die Situation auf dem Schulhof eskalierte, müsse derzeit noch ermittelt werden: Bisher sei jedenfalls der Grund der Auseinandersetzung nicht klar. Ob es sich um ein zufälliges Aufeinandertreffen handele oder ob sich Opfer und Täter kannten, sei Teil der Arbeit.

Allerdings sind die Vorwürfe gravierend, ob es zur Anklage reicht, müssen aber die Ermittlungen zeigen. Unter Abwägung aller konkreten Tatumstände wurde eine Untersuchungshaft für erforderlich erachtet. Bei Haftsachen und bei Verfahren gegen Jugendliche gelte nun aber ein sogenannter Beschleunigungsgrundsatz. Dies bedeute, dass großer Wert auf möglichst schnelle Ermittlung gelegt werde.

Zudem werde im weiteren Verfahren stets geprüft wird, ob es Möglichkeiten zur Vermeidung der Haft gibt, beispielsweise eine Unterbringung in einem Heim der Jugendhilfe oder eine Aufhebung des Verfahrens.

Derzeit befinden sich die 14-Jährigen in einer besonderen Gefängnisabteilung für Jugendliche außerhalb des Landkreises Rottweil in Untersuchungshaft, da es diese Möglichkeit in Rottweil selbst nicht gebe, erläutert Martina weiter.

Die jugendlichen Intensivtäter sind schon öfters in Erscheinung getreten. Öffentlich berichtete die Polizei dazu zumindest im Bereich Dunningen nicht, was an ihrem jugendlichen Alter liegen könne, sagt ein Polizeisprecher. Dass in diesem Fall die Tat jetzt doch vermeldet wurde, liege laut Martina unter anderem am großen Informationsbedürfnis derjenigen, die das Opfer kennen oder von der Tat erfahren haben.

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