Der Unterkirnacher Ralph Eble lädt gemeinsam mit seinem Sohn Robin am Samstagabend der übernächsten Woche, 4. April, zu einem Festival mit fünf verschiedenen Bands. Wer nun glaubt, an den beiden Ebles müssen die Entwicklungen der vergangenen Tage und Wochen komplett vorbei gegangen sein, täuscht sich gewaltig. Das Festival wird als Streamingfestival im Internet veranstaltet. Ralph und Robin Eble werden jeweils rund 20 Minuten, insgesamt zwei Stunden, aus den Proberäumen der Bands sogenannte Streams, also Liveübertragungen, ins Netz stellen.
Die Resonanz etlicher Bands auf seine Idee sei ausgesprochen positiv gewesen, berichtet Ralph Eble. Alle haben zugesagt, ohne jegliche Gage zur Verfügung zu stehen. Die Auswahl fiel bis jetzt auf die Bands Antika, Call me Brutus, Zirka und Brave Bones. Sollte eine der Bands noch ausfallen, habe er auf jeden Fall auch Ersatz parat, so der Initiator. Beim letzten noch freien Platz hat sich Ralph Eble noch nicht festgelegt. „Hier wird unter anderem der Bekanntheitsgrad der Band entscheiden“, verrät er.
Um das technische Konzept umsetzen zu können, hat sich Ralph Eble seinen 15-jährigen Sohn Robin ins Boot geholt. Mit einem Augenzwinkern sagt er: „Robin ist in diesem Fall mein technischer Direktor.“ Er sorgt zum Beispiel dafür, dass die Übertragungen der Bands aus ihren Proberäumen in die Konten der Ebles kopiert und damit gleichzeitig über ihre Kanäle übertragen werden können. Außerdem sorgt Robin Eble dafür, dass die technisch notwendigen kurzen Pausen zwischen den 20-minütigen Streams mit kurzen Einspielern gefüllt werden. Das Einzige, was die Bands vor Ort zur Verfügung haben müssen, ist ein Handy für die Aufnahme und ein Internetzugang zur Übertragung.
„Dieses Festival soll für die Zuschauer am Samstagabend eine Ablenkung in der Krise sein und gute Unterhaltung bieten, ohne dass man sein Haus oder seine Wohnung verlassen muss“, erklärt Ralph Eble die Idee des im Internet gestreamten Festivals. Die Bands, die sich am Festival beteiligen, spielen Musik aus den Bereichen Rock, aber insbesondere auch Ska-Punk und Punk.
Die fünfköpfige Dresdner Band Antika, deren Name die Abkürzung für Antikomponistische Aktion ist, sagt über sich, sie spiele Ska-Punk mit einem bunten Genre-Mix und agiere zwischen Wahnsinn und Moral. Ihre Musik stehe unter dem Einfluss von sehr bekannten Bands wie Die Toten Hosen, Die Ärzte, Broilers, Sondaschue, Zsk, Radio Havanna, The Busters und vielen mehr.

Call me Brutus ist in Böblingen zuhause. Die fünf Musiker haben sich dem alternativen Punk-Rock verschrieben. „Was für uns zählt, ist das, was aus den Boxen dröhnt. Dreckiger Alternative-Punk-Rock, Regler auf Anschlag – und los! Ganz nach Andy Warhol: Alles ist Kunst, solange man damit durchkommt!“, sagt die Band über sich selbst.
Die Band Zirka aus dem Schweizer Bern überwindet mit ihrem Beitrag zum Streaming-Festival die Grenzschließung zu unseren Nachbarn. Sie kommt ursprünglich aus der Ska-Punk-Ecke. „Wir machen Punk ohne Schnickschnack – ehrlich und roh. Verpackt mit deutschsprachigen Texten, die das Gedankenrad im Kopf zum Laufen bringen. Von Gesellschaftskritik über die Qual des alltäglichen Daseins bis zu banalen Feierlichkeiten“, besagt ihr Steckbrief.
Brave Bones aus Straubing möchten auf metaphorische Weise Probleme, Wünsche und Emotionen einer jungen, kreativen Generation ausdrücken und macht das anscheinend ziemlich gut, denn ihre selbst organisierten Konzerte und Festivals in der Region finden vor allem bei Schülern und Studenten großen Anklang. Sie steht für junge Punk-Gesellschaftskritik, die vor einem flotten Ska-Arrangement nicht zurückschreckt.
Neben dem kurzweiligen Zeitvertreib für den kommenden Samstagabend verfolgt Ralph Eble mit seinem Streamingfestival letztendlich noch einen zweiten Zweck. Am Samstag, 27. Juni, lädt er zugunsten des Fördervereins der Unterkirnacher Roggenbachschule zum Schlossberg-Festival an der Unterkirnacher Freilichtbühne. Das Streamingfestival gibt darauf bereits einen kleinen musikalischen Vorgeschmack, auch wenn live in Unterkirnach andere Bands wie die Metalpunk Band Die Dorks, Verweigerte Feuerwehrabgabe, Die Kartoffel oder auch unter anderem Locos Estúpidos spielen werden.
„Das Schlossberg-Festival wird unabhängig von der Entwicklung um die Corona Krise auf jeden Fall stattfinden“, betont Ralph Eble. Sollte der Termin im Hinblick auf die Überwindung der Krise noch zu früh sein, wird er es auf den Herbst oder Winter verschieben. Zum Ausweichen steht als Veranstaltungsort zur Not die Schlossberghalle zur Verfügung. Erworbene Karten können also auf jeden Fall ihre Gültigkeit behalten, betont Ralph Eble.