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Nach 35 Jahren beginnt für den Geschäftsführer der diakonischen Beratungsstelle Schwenningen, Reinhold Hummel, ein neuer Lebensabschnitt. Vom geschäftigen und beschäftigten Lebens- und Schuldnerberater wird er zum Ruheständler. „Ich weiß noch nicht, wie ich da hineinkomme. Das wird spannend“, sagt er.

Erste Tochter, neue Stelle

Im November 1985 kam Hummel über das Jobcenter vermittelt an die Schwenninger Beratungsstelle. Zuvor hatte er in Freiburg mit straffälligen gewordenen Jugendlichen im Schichtdienst gearbeitet. Nach der Geburt seiner ersten Tochter sah er sich nach einer neuen Tätigkeit um und wurde schließlich in Schwenningen fündig. 1987 übernahm er die Leitung der Stelle und zog schließlich mit seiner Familie nach Niedereschach, wo die zweite Tochter zur Welt kam.

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Für seinen Arbeitgeber hat er nur Lob parat. „Die Kirchengemeinde hat die Beratungsstelle immer sehr unterstützt. Alles mit eigenen Mitteln finanziert, ohne Hinzunahme von Kirchensteuern“, verdeutlicht Hummel. Anfangs habe es noch Förderungen vom Arbeitsamt gegeben, später dann flossen Spenden und die Einnahmen aus dem Diakonieladen, den Hummel 1995 mitgegründet hatte. „Eigentlich wollten wir ja das 25-jährige feiern, das ist aber leider im Zuge der Corona-Krise untergegangen“, bedauert er.

Enge Zusammenarbeit

Eine sehr enge Zusammenarbeit habe es immer zwischen den Diakonien Villingen und Schwenningen gegeben. Inzwischen verschwimmen die Grenzen. Seit Januar des Jahres gibt es das übergreifende Diakonische Werk im Schwarzwald-Baar-Kreis. „Vorher sind die Diakoniker immer doppelt aufgetreten, wenn es um Gespräche anfänglich mit der Stadt und später dem Landkreis ging. Das wurde nun organisatorisch neu aufgestellt“, so Hummel.

Deutlich gewachsen

Bis 2019 hatte die evangelische Kirchengemeinde mit ihren 9000 Mitgliedern die Stelle getragen, sagt Hummel. „Anfangs war das eine Ein-Personen-Stelle, heute sind wir drei Beratungskräfte und zwei Sekretärinnen. Dazu kommt eine Projektstelle für die Flüchtlingsarbeit und den Diakonieladen, die ebenfalls weiter betrieben werden.“

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Der Diakonieladen bleibe in der Trägerschaft Kirchengemeinde. „Es hat sich viel geändert, an der inhaltlichen Arbeit und der Stelle hier in der Kronenstraße ändert sich allerdings nichts.“ Ursula Biehl wird ab 1. Mai die Arbeit weiterhin für die Schuldner tätig sein.

Niedrige Schwelle

Für Reinhold Hummel waren die Schuldnerberatung, aber auch die Paar- und allgemeine Lebensberatung sowie die Schwangerenkonfliktberatung, wichtige Arbeitsschwerpunkte. „Wenn die Menschen mit dem Jobcenter und dem Landratsamt bezüglich ihrer Grundsicherung oder den Renten Probleme haben, dann unterstützen wir diese bei ihren Bemühungen“, erzählt Hummel. Und er kennt natürlich viele Menschen aus Schwenningen und auch Villingen mit ihren finanziellen und privaten Problemen. „Diese Menschen hatten mit uns immer eine sehr niederschwellige Anlaufmöglichkeit“, findet Hummel.

Er testet schon mal das entspannte Leben auf dem Ruhebänkle.
Er testet schon mal das entspannte Leben auf dem Ruhebänkle. | Bild: Uwe Spille

6000 Klienten betreut

750 Klienten mit 1500 Beratungsgesprächen kommen für die Beratungsstelle im Jahr durchschnittlich zusammen. Da blieb über die Jahrzehnte auch einiges an ihm hängen. „Ich hatte rund 6000 Klienten, Menschen, mit denen ich intensiv zu tun hatte.“ Die Kirchengemeinde als Träger habe volle Unterstützung geboten, sei es mit Supervisionen und fachlichen Fortbildungen.

Einfluss auf die Politik

Diakonie gestalten und entwickeln können, die Sozialpolitik im Kreis beeinflussen, immer habe es etwas Spannendes zu tun gegeben, erzählt Hummel. „Ich habe mich da gerne eingebracht, insbesondere bezüglich der sozialen Vernetzung.“ Gerade die Absprachen mit anderen Institutionen wie der Wärmestube, der Suchtberatung, dem Tafelladen oder der Vesperkirche habe sich als weites Feld erwiesen.

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Wichtig sei ihm gewesen, dass seine Klienten immer etwas Positives mitnehmen konnten. „Es war häufig ein Geben und Nehmen für mich, wenn ich mit den Menschen und ihren Problemen zu tun hatte. Das ist ungeheuer zufriedenstellend und hat mich immer motiviert weiterzumachen.“