Weshalb wurden am Mittwoch nach dem schweren Marbacher Unfall, bei dem ein 22-jähriger BMW-Fahrer frontal gegen einen 55-jährigen Ford-Fahrer fuhr, 50 Kinder in einem Bus nicht weitertransportiert, wie zweimal von der Polizei angemahnt? Das Gefährt der Südbadenbus GmbH (SBG) blieb im Stau auf der Fahrt von Bad Dürrheim nach Marbach zum Unfallzeitpunkt kurz vor 7 Uhr morgens im Bereich der Abfahrt Richtung Zollhaus auf der Schaffhauser Straße stecken – Hunderte Meter entfernt vom Unfallort.
Die SBG konnte weder am Donnerstag noch am Freitag Fragen zu den Vorgängen beantworten. Sie hat für den Montag eine Stellungnahme angekündigt. Offen bleiben musste damit vor allem, wie es den jungen Passagieren im Bus erging und weshalb die Busgesellschaft nicht der doppelten polizeilichen Aufforderung nach einem Ersatztransport nachkommen konnte.
Am Unfallort blieb der Bus mit den Kindern vor allem dem Roten Kreuz verborgen. „Wir wurden nicht informiert, dass es eine solche Lage gibt“, sagte am Freitag DRK-Kreisgeschäftsführer Peter Metzger auf SÜDKURIER-Anfrage. Metzger wörtlich: „Wir haben Freitagmorgen durch den SÜDKURIER-Bericht davon erfahren.“

Das Schneetreiben, die schlechte Sicht und die laut Metzger „sehr weit auseinander stehenden beiden Unfallfahrzeuge hätten dabei eine Rolle gespielt. Metzger sagt, der Ford Transit und der BMW, die hier zusammengestoßen wären, seien laut dem organisatorischen Leiter des DRK-Rettungseinsatzes einhundert Meter entfernt voneinander vorgefunden worden. Die Polizei spricht von 50 Metern.
Peter Metzger bedauert, dass das Rote Kreuz nicht eingebunden wurde. Er sagt, es sei sonst möglich gewesen, „weitere Versorgungsfahrzeuge hinzuzurufen. Wenn wir von gar nichts wissen, können wir aber auch nichts tun“.
Dieter Popp, Sprecher des Polizeipräsidiums, kritisierte am Freitag auf Nachfrage, die SBG hätte es den Polizisten vor Ort mitteilen müssen, dass ein Weitertransport nicht möglich sei. „Vermutlich haben sich vor Ort alle darauf verlassen, dass sich das Unternehmen kümmert.“ Somit habe auch die Polizei nicht weiter reagiert und etwa das Rote Kreuz eingeschaltet.
VS-Gesamtelternbeiratsvorsitzender Tino Berthold sagte auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass ihn der Fall traurig stimme. Die Polizei sei „in der Pflicht gewesen nachzuschauen, ob der Weitertransport funktioniere“. Vorrangig sieht er aber das Busunternehmen in der Pflicht, sich zu kümmern.