Der FC 08 Villingen hat im DFB-Pokal ein großes Los gezogen. Bundesligist Fortuna Düsseldorf lautet der Gegner.
Das Spiel findet auf eigenen Wunsch auf dem Friedengrund statt und nicht in einem größeren Stadion, wie zum Beispiel in Stuttgart oder in Freiburg. Der SÜDKURIER hat nachgefragt, was so eine Großveranstaltung für einen kleinen Verein mit rund 600 Mitgliedern bedeutet, welche Hürden noch übersprungen werden müssen und wie weit die Vorbereitungen für die Partie am Samstag, 10. August, um 15.30 Uhr, bereits sind.
Rückblick: Der Villinger Traditionsverein, der 1908 von einigen jungen Männern im Gasthaus Torstüble gegründet wurde, ist nicht unerfahren mit namenhaften Gegnern. 1970 trat die Mannschaft auf heimischem Rasen gegen den Hamburger SV an, der Fußballidol Uwe Seeler im Aufgebot hatte. Damals erlebten 16.000 Zuschauer eine 1:3-Niederlage mit. Bis heute ist das der Besucherrekord im Friedengrund-Stadion.
2005 sahen 5000 Zuschauer die Partie gegen Hansa Rostock, die fast mit einer Sensation endete. Das Pokalspiel gegen den FC St. Pauli im Jahr 2009 verloren die Villinger Kicker ebenfalls denkbar knapp mit 0:2 nach Verlängerung. Rund 10.000 Fans beider Mannschaften fieberten bei der Partie mit.
Großereignis: Jetzt klopft der nächste große Name an der Türe. Erneut werden 10.000 Fußballfans erwartet. Damit so eine Großveranstaltung überhaupt in der MS Technologie Arena stattfinden kann, sind viele Vorbereitungen nötig. Eine 20-köpfige Planungsgruppe unter der Leitung von Andreas Flöß ist bereits seit Wochen aktiv, um alle Vorgaben seitens des Deutschen Fußball Bundes (DFB), die Verhandlungen mit Gegner und Stadtverwaltung sowie die Vorbereitungen im Stadion unter einen Hut zu bekommen. „Wir wollen auch noch ein Rahmenprogramm auf die Beine stellen“, so Flöß.
Vorgaben: Vor einigen Wochen reiste eine Delegation aus Villingen nach Offenbach zu einer Schulung des DFB. „Es gab dort Absprachen und viele Informationen zu den Abläufen“, erklärt Flöß. Und der DFB habe Bestimmungen zu Themen wie Infrastruktur, Medien, Marketing, Rechte und Finanzen vorgestellt. Ein wichtiger Bereich sei das Thema Sicherheit gewesen. Mit diesen Informationen im Gepäck liefen die Detailplanungen in Villingen an. Fluchtwege, Kabinenbereiche, Fan-Bereiche, Kioske, Eingänge, Park- und Stellplätze wurden auf einem Plan definiert. So muss es zum Beispiel vier Kamerastandorte für zwei Führungskameras in der Mitte und je eine auf Höhe der 16er-Bereiche geben.
Vorbereitungen: Am vergangenen Dienstag inspizierte der DFB im Stadion den Fortschritt der Vorbereitungen. „Der Termin ist gut gelaufen und wir wurden vom DFB gelobt“, berichtet FC 08 Pressesprecher Alexander Rieckhoff. Gewichtige Kritikpunkte gab es nicht und man liege gut im Zeitplan, ergänzt Flöß. Mit Fortuna Düsseldorf steht der FC 08 in engem Kontakt. „Sie sind sehr kooperativ. Es ist in sympathischer Verein“, beschreibt der Cheforganisator das gute Miteinander. Am Spieltag selbst werden 150 Helfer vom FC 08 Villingen im Einsatz sein. Der Aufbau startet in der Woche vor der Partie.
Offene Punkte: Wer durch Villingen fährt trifft noch immer auf die alten Stadion-Schilder. EBM-Papst Stadion ist darauf zu lesen. Mittlerweile heißt das Stadion aber MS Technologie Arena. Das Unternehmen aus Spaichingen hat sich die Namensrechte für zehn Jahre gesichert.
Und weil nur die Verwaltung selbst Beschilderungen ändern darf, kann der Verein hier nicht selbst tätig werden. „Wir hoffen aber, dass das bis zum Spiel geändert wird“, so Flöß. Man sei in dieser Sache in Kontakt mit der Verwaltung. Noch nicht final geklärt ist die Stadionkapazität. Hier werde momentan in Zusammenarbeit mit dem DFB und der Stadtverwaltung ein Gutachten erstellt. Davon hängt ab, wie viele Menschen ins Stadion dürfen und wie viele Tickets letztlich in den Verkauf kommen. Das Ergebnis des Gutachtens soll in der kommenden Woche vorliegen.
Vorverkauf: Trotz der fehlenden, genauen Zahl, ist der Vorverkauf am Montag angelaufen. Stehplatztickets kosten 16 Euro zuzüglich einer Vorverkaufsgebühr von 2,60 Euro. Karten gibt es in allen SÜDKURIER-Geschäftsstellen sowie bei vier Verkaufsterminen am Stadion. Die finden an den beiden Freitagen, 19. und 26. Juli, jeweils zwischen 15 und 18 Uhr, sowie an den Samstagen, 20. und 27 Juli, von 10 bis 12 Uhr statt.
Rund 10.000 Zuschauer sollen einen Platz im Stadion finden. Es stehen bis zu 9500 Stehplätze, 650 Sitzplätze auf der Tribüne sowie der VIP-Bereich zur Verfügung. Fortuna Düsseldorf hat Anspruch auf rund 3500 Tickets für eigene Fans. Viele der Sitzplätze auf der Tribüne sind bereits über Partner- und Sponsorenkontingente des DFB-Pokals reserviert. Eine Zusatztribüne, um weitere Plätze zu schaffen, sei nicht geplant.
Einnahmen und Kosten: „Die Kosten für so ein Ereignis kann man nicht bis ins Detail planen“, ist sich Flöß sicher. Er geht von einer hohen fünfstelligen Summe aus. Viele kleine Dinge würden sich am Ende summieren. „Wir hoffen jedoch, dass etwas übrig bleibt.“ Geld, welches ein Verein wie der FC 08 Villingen gut gebrauchen kann. So wurde zum Beispiel der VIP-Bereich für Gäste vom Verein über Spenden selbst finanziert. Seit April finden hier 140 zahlende Gäste Platz.
Auch die ballschussichere, tageslichtgeeignete und viereinhalb mal fünf Meter große Videoleinwand wurde mit Unterstützung von Sponsoren vor nicht allzu langer Zeit angeschafft.
Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf müssen mit Fortuna Düsseldorf geteilt werden. Das Geld aus dem Verkauf von Essen und Getränken bleibt in der Vereinskasse.
Mannschaft: Während das Organisationsteam konzentriert auf das Pokalspiel zusteuert, bereitet sich die Mannschaft vornehmlich auf die kommende Saison in der Oberliga vor. „Das ist unser Hauptgeschäft“, so Sportvorstand Arash Yahyaijan. Nichtsdestotrotz ist er sich sicher, dass das Team gut vorbereitet auflaufen wird.
Man werde sich ein Spiel von Düsseldorf live anschauen, den Gegner genau studieren und sich eine Taktik zurechtlegen. Am Tag vor der Partie wird die Mannschaft ein Hotel beziehen, um die Gemeinschaft zu fördern und sich auf das Spiel einzustimmen. Ein Abschlusstraining, gemeinsames Abendessen und Frühstück stehen auf dem Programm. „Wir werden vorbereitet sein und gewinnen 1:0“, gibt sich Yahyaijan zuversichtlich.
Auch Flöß sieht durchaus Chancen für die Villinger: „Wir sind sicher kein Kanonenfutter.“ Wenn es nach ihm geht, gewinnt Villingen nach einem 2:2 Unentschieden nach Verlängerung im Elfmeterkrimi. Dann wäre auch die Vereinschronik um einen bedeutenden Eintrag reicher.
Baustelle
Momentan wird am Stadion gebaut. Diese Arbeiten haben jedoch nicht unmittelbar etwas mit dem Pokalspiel zu tun. „Die Stadt errichtet eine Flutlichtanlage und erneuert die Infrastruktur“, erklärt Flöß.
Kabel und Rohre werden verlegt und der Brandschutz in den Kabinen wird verbessert. Die Maßnahmen dienen dazu, das Stadion fit für einen möglichen Aufstieg in die Regionalliga zu machen. Ende Juli soll alles fertig sein. Der ebenfalls nötige Zaun sowie eine Umfriedung des Platzes werden vorerst aber nicht umgesetzt.