Tropfen der edlen Art statt Tinkturen und Tabletten: Die Stadtapotheke in der Villinger Innenstadt soll nach über sechs Jahren endlich aus dem Dornröschenschlaf erwachen. Die 30-jährige Gina Würthner will in dem markanten Innenstadt-Gebäude noch 2023 einen Conceptstore mit Weinbar und Außenbewirtschaftung in der Rietstraße eröffnen.

Jahrelang stand das denkmalgeschützte Haus nach dem Auszug der Apotheke leer, verströmte zuletzt mehr und mehr einen gewissen Charme der Verlassenheit. Jetzt geht alles Schlag auf Schlag.
Wie lange es bis zur Eröffnung noch dauert
Im Juni soll die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses beginnen, stellt Martin Bächle, Architekt und zusammen mit seiner Frau Karin Meid-Bächle Hauseigentümer, den ehrgeizigen Zeitplan vor. Schon kurz vor Weihnachten ist die Eröffnung geplant.

Varia soll der Conceptstore heißen. Der Begriff stammt aus dem Apothekerlatein und bedeutet Verschiedenes. Eben diesen Schriftzug fand Gina Würthner auf einer der historischen Apothekerladen im Inneren – er umschreibt genau das, was die junge Frau in den Räumen der ehemaligen Apotheke plant.
„Ich möchte ganz besondere Dinge anbieten, die es nicht überall gibt“, erklärt sie. Mehr will Würthner derzeit noch nicht verraten. Kombiniert werden soll das Einkaufsangebot mit dem Genuss von erlesenen Weinen. Auch hier gilt: „Besondere Tropfen, die nicht überall erhältlich sind“, so Würthner.
Filialisten unerwünscht
„Wir wollen hiermit einen Mehrwert für Villingen erschaffen und einen Beitrag leisten, der die Innenstadt belebt“, erklärt Martin Bächle. Der Architekt mit Büro in Konstanz ist gebürtiger Villinger, die Altstadt liege ihm sehr am Herzen, sagt er. Dies sei der Grund, warum sich die Suche nach einer Zukunft für das Gebäude so lange hinzog. „Ich wollte hier keine Filialisten“, stellt Bächle klar.
Mit Gina Würthner sei nun die perfekte Mieterin gefunden, „sie brennt einfach für die Stadt“, so der Hauseigentümer. Würthner hat bislang gemeinsam mit ihrer Mutter das exklusive Modegeschäft „Das kleine Feine“ in der Brunnenstraße betrieben und wagt nun den Schritt in die eigene Selbstständigkeit.

Während die Fassade lediglich eine Schönheitskur bekommt, wird sich im Inneren des Gebäudes einiges tun. Es wird komplett saniert. „Dabei erhalten wir alles, was historisch ist. Dazu zähle ich auch Bauteile aus den 1970er- und 80er-Jahren“, erläutert Fachmann Bächle. Ergänzt werde dies durch moderne, internationale Architektur.
Denkmalgeschütztes wird zur Deko
Die Ausstattung der Apotheke etwa steht unter Denkmalschutz, sie wird teilweise in die Weinbar integriert. In den historischen Regalen, so Gina Würthner, sollen Dekoartikel ihren Platz finden.
Neben dem Varia-Store entstehen in dem Gebäude an der Rietstraße weitere Ladenflächen sowie große Büroräume im ersten Stock. Wer hier einziehen könnte, steht nach Angaben von Martin Bächle noch nicht fest. Erste Anfragen für den Ladenbereich gebe es aber schon.
Bächle will wegen der Nutzung in den nächsten Wochen Gespräche mit der Stadt führen. Doch auch hier gelte: Es muss einfach passen – zum Konzept und zu dem besonderen Gebäude selbst.