Kalt erwischt wurde am vergangenen Wochenende auch die Feuerwehr vom Ausfall des halben Wasserleitungsnetzes in Schwenningen. Denn ohne Löschwasser-Möglichkeiten aus Hydranten ist der Brandschutz in den betroffenen Stadtvierteln stark gefährdet. So wurde der Wasserrohrbruch vom Wochenende auch für den Brandschutz zur großen Herausforderung.
Unbemerkt von den Bürgern hat die Feuerwehr hinter den Kulissen große Anstrengungen unternommen, um für einen Brand in den vom Ausfall der Wasserversorgung betroffenen Stadtvierteln gewappnet zu sein.
Es reicht vorne und hinten nicht
Am vergangenen Freitagmorgen um 8.45 Uhr ploppte das Problem des Wasserrohrbruchs auch bei der Feuerwehr auf. Denn es gab eine Alarmierung in der Weilersbacher Straße. Wohnungsbrand, lautete die Erstmeldung. Und aus dem Hydrant kam kein Wasser. Das erste Fahrzeug vor Ort war ein Löschwagen mit 2000 Liter Wasser an Bord.
„Das hätte ausgereicht, um Personen aus einem Haus zu retten“, erläutert Feuerwehrkommandant Markus Megerle. Mehr aber nicht. Als zweites Fahrzeug schickte die Feuerwehr noch einen Wagen mit 8000 Liter Löschwasser hinterher. „Das reicht, um einen Zimmer- oder Wohnungsbrand zu löschen, nicht aber, um den Dachstuhlbrand eines Hauses zu bekämpfen“, erklärt der Feuerwehr-Chef.

Ein solches Szenario hätte prekär werden können. „Glücklicherweise kam dann vor Ort schnell die Rückmeldung: der Rauch kam nur von angebranntem Essen auf einem Herd.“
Ad hoc ein Führungszentrum eingerichtet
Nach diesem Schreck am Morgen war der Feuerwehrleitung klar, dass alle westlichen Teile von Schwenningen ohne Trinkwasser- und damit ohne Löschwasserversorgung waren. Megerle und sein Führungsteam haben daher sofort reagiert. In der Josefsgasse in Villingen wurde ein Schulungsraum der Feuerwehr in ein Führungs- und Lagezentrum umgewandelt. „Dort ist alles vorhanden, einschließlich Satelliten-Telefon für den Fall eines Stromausfalls.“ In zehn Minuten war das Lagezentrum aufgebaut.
Die etwa zehnköpfige Führungsgruppe der Feuerwehr, verstärkt um mehrere hauptamtliche Kräfte des Amtes für Feuerwehr, waren dann von Freitagmorgen bis Sonntagnacht im Schichtbetrieb rund um die Uhr im Einsatz, um Vorkehrungen für alle Eventualitäten zu treffen und die Hilfeseinsätze der Feuerwehr im Schwenninger Notstandsgebiet zu koordinieren.

Doch wie kann man den Brandschutz sicherstellen, wenn im halben Stadtgebiet kein Wasser auf den Hydranten ist?
Wie 56.000 Liter bereit gestellt werden
Die Feuerwehrführung hat folgende Entscheidungen getroffen:
- Zunächst wurden die Fahrzeuge sämtlicher Feuerwehr-Abteilungen in VS mit Löschwasser bestückt. „Damit können wir knapp 30.000 Liter Löschwasser zum Einsatz bringen“, erläutert Megerle.
- Wäre nun ausgerechnet im Bereich der wasserlosen Zone von Schwenningen, um den schlimmsten Fall anzunehmen, ein Brand ausgebrochen, dann hätte die Feuerwehr diese Löschwasserfahrzeuge im Pendelverkehr zwischen Brandort und den nächsten Hydranten und sonstigen Versorgungsstellen zirkulieren lassen, um die Wasserversorgung sicherzustellen.
- Der Krisenstab der Feuerwehr hat auch Fahrzeuge der Technischen Dienste der Stadt angefordert, die ebenfalls Wasser transportieren können. Damit sicherte man sich weitere 10.000 Liter Löschwasserkapazitäten.
- Außerdem sicherte sich die Feuerwehr ein Löschfahrzeug der Baufirma Strabag in der Obereschacher Straße, das weitere 17.000 Liter transportieren kann. Dessen Einsatz wurde ebenfalls im Führungszentrum durchgeplant. Megerle berichtet: „Ein Feuerwehrmann ist auf diesem Fahrzeug eingewiesen worden. Im Bedarfsfall wäre er mit Sondersignal von Villingen zur Firma Strabag ausgerückt, hätten den Tankwagen übernommen und wäre unter Begleitung von Sondersignalen nach Schwenningen gefahren.“ Insgesamt konnte somit eine Löschwassermenge von 56.000 Litern transportiert werden.

- Außerdem verfügt die Feuerwehr in Obereschach und Weilersbach über zwei Fahrzeuge, die 1000 Meter Feuerwehrschlauch verlegen können. Weitere 1000 Meter Schlauchlänge kann die Feuerwehr Schwenningen verlegen. „Damit hätten wir im Notfall eine Wasserschlauchverbindung über 2000 Meter aus der Schwenninger Niedrigzone, die Wasser hatte, in die wasserlose Zone verlegen können“, so Markus Megerle.
- Gleichzeitig durfte die Feuerwehr nicht außer acht lassen, dass sie auch für einen Brand, eine Unfall oder gar einen Gefahrenunfall in einem anderen Stadtbezirk benötigt würde. Deshalb wurden Reserven bereitgehalten und die Alarmierung erhöht.
- Als dann am Freitag auch noch eine Unwetterwarnung gemeldet wurde, hat der Krisenstab noch um weitere Unterstützung bei den Technischen Diensten (TDVS) der Stadt und beim Forstamt ersucht. Wären beispielsweise noch umgestürzte Bäume auf den Straßen gelegen, hätten Mitarbeiter der TDVS und des Forstamtes diese Aufgaben übernommen, um die Feuerwehr zu entlasten. Glücklicherweise hat sich die Warnung nicht bewahrheitet.
Die Planungen für den Brandschutz und den parallel laufenden Hilfseinsätzen der Feuerwehr im Schwenninger Notstandsgebiet mussten übers Wochenende ständig angepasst werden. Größere Lücken oder Mängel, so versichert Megerle, hätten sich bei diesem Großereignis nicht aufgetan. Das Management habe gut funktioniert. Im Detail gebe es bei der Arbeit der Führungsgruppe aber sicher noch einige Abläufe, die verbessert werden können.