Ein kleiner Junge ist vergangenen Freitag in der Babyklappe am Schwenninger Franziskusheim abgelegt worden: Er ist das fünfte Kind, dem die vor zehn Jahren initiierte Einrichtung womöglich das Leben gerettet hat.

Baby in der Klinik

„Dem Baby geht es sehr gut“, berichtet Joachim Spitz am Mittwoch. Der Schwenninger Unternehmer und Gründer der Pro Kids-Stiftung hat vor zehn Jahren dafür gesorgt, dass im Schwarzwald-Baar-Kreis eine solche anonyme Anlaufstelle für verzweifelte Frauen geschaffen wurde.

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Das Neugeborene befinde sich noch in der Obhut der Kinderklinik am Schwarzwald-Baar-Klinikum, während das Jugendamt dabei sei, nach einer Pflegefamilie zu suchen, die das Kind zunächst in Bereitschaftspflege nimmt. Die Vermittlung in eine Adoptionspflegefamilie erfolgt erst anschließend; es sei denn, die leibliche Mutter meldet sich noch.

Zwischen Trauer und Freude

Die Abgabe eines Babys ist für den Stiftungsgründer jedes Mal aufs Neue eine zutiefst emotionale Angelegenheit. „Einerseits ist da Trauer, dass eine Mutter sich gegen ihr Kind entschieden hat“, sagt Spitz, selbst Vater eines Sohnes. „Andererseits bin ich froh, dass die Mutter sich und vor allem ihrem Kind eine Chance auf ein gutes Leben gegeben hat. Und die Freude überwiegt.“

Ein gutes Netzwerk

Er ist sehr dankbar für das große Netzwerk, das mithilft, die Babyklappe zu betreiben, zu erhalten und zu betreuen. „Alle ziehen genial an einem Strang, sei es nun die Klinik, das Jugendamt, das Rote Kreuz, das Franziskusheim – ich kann mich bei allen nur herzlich bedanken.“

Für Initiator Joachim Spitz ist die Abgabe eines Babys jedes Mal aufs Neue eine emotionale Angelegenheit. „Doch die Freude ...
Für Initiator Joachim Spitz ist die Abgabe eines Babys jedes Mal aufs Neue eine emotionale Angelegenheit. „Doch die Freude überwiegt.“ | Bild: Greiner, Anja

Sobald die Klappe am Franziskusheim geöffnet wird, wird auf dem Handy einer diensthabenden Pflegekraft ein Alarm ausgelöst. Eine Kamera über dem Babybettchen lässt die Pflegekraft sofort sehen, ob tatsächlich ein kleiner Mensch in der Klappe abgelegt wurde. Ist das der Fall, wird umgehend der Rettungsdienst alarmiert, der das Baby zur Untersuchung ins Schwarzwald-Baar-Klinikum bringt.

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Alle Kinder – bislang waren es drei Jungen und zwei Mädchen – waren gesund. Und jedes der fünf Findelkinder hat für viele Diskussionen und Kommentare in sozialen Netzwerken gesorgt. Die allermeisten zeigen Verständnis für die Situation der Frauen, die sich für diesen Schritt entscheiden. „Ganz ehrlich: Die Kritiker interessieren mich auch nicht“, sagt Joachim Spitz. „Mir geht es um die Kinder.“

Viele Hilfen

In der Region gebe es ein weit gespanntes Netzwerk an Hilfen: von Beratungsstellen und dem Jugendamt über Ärzte, die Möglichkeit der anonymen Geburt am Schwarzwald-Baar-Klinikum bis eben auch zur Babyklappe. „Wer der Meinung ist, dass das nicht reicht, darf sich gerne mit Vorschlägen bei mir melden. Ich bin gerne bereit, noch weiteres zu tun“, sagt er.

Restrisiko bleibt

Woher die Frauen kommen, die ihr Kind in der Babyklappe zurücklassen – darüber lässt sich nur spekulieren. „Meine persönliche Einschätzung ist, dass sie von weiter weg kommen“, sagt Joachim Spitz. Auch wenn die Babyklappe nicht unbedingt einsehbar ist, bestehe natürlich immer ein Restrisiko, gesehen und und wiedererkannt zu werden.