Seit über 20 Jahren versucht die Stadt, auf dem Gelände der alten Tonhalle an der Bertholdstraße einen Investor zu finden, der dort eine attraktive Nutzung und Bebauung verwirklicht. Seither hat man viele Projektentwickler mit ihren Plänen kommen – und wieder gehen gesehen. Doch vielleicht gelingt jetzt mit dem vom Gemeinderat am Mittwoch favorisierten Entwurf der Erlanger Projektenwicklungsgsellschaft S&P der Durchbruch. Denn dieses Konzept hat bessere Startbedingungen als seine Vorgänger.

In der Gemeinderatsitzung am Mittwoch sprach Baubürgermeister Detlev Bührer Klartext, als er den Standort, der früher von Stadträten gerne als „Filetstück“ der Villinger Innenstadt angepriesen wurde, ohne Umschweife „ein schwieriges Grundstück“ nannte. Schwierig, weil das Areal von zwei Straßen und der Brigach auf drei Seiten eingezwängt ist. Aber Bührer analysierte auch, warum die Pläne der Investoren in den letzten Jahren allesamt gescheitert sind: Die Stadt habe die Investoren stets aufgefordert, die Erschließung mit Straßen und Versorgungsleitungen zu übernehmen. Das habe die Bauinvestitonen enorm erhöht und dazu geführt, dass die Investoren keine Ankermieter gefunden haben. Denen war die Miete schlicht zu teuer. Bührer: „Meine pesönliche Meinung ist: In den öffentlichen Bereichen muss die Stadt Geld in die Hand nehmen, sonst wird es wieder nichts.“

Bührer sieht bei der Verkehrsgestaltung im Bereich Bertholdstraße und Kaiserring auch die Stadt in der finanziellen Pflicht. Und Stadtrat Andreas Flöß forderte den Gemeinderat auf, bei der Neugestaltung des Brigachufers Geld in die Hand zu nehmen. Wenn dies geschieht, dürften sich die Erfolgsaussichten des Vorhabens deutlich verbessern. Weitere Faktoren sprechen ebenfalls für das Projekt. So wurden die Handelsflächen des Projekts erheblich reduziert und damit an die Realitäten angepasst. Nun steht ein Lebensmittelmarkt (Bio- oder Vollsortimenter) sowie ein Drogeriemarkt zur Debatte. Die Zeiten, wo von einer Ansiedlung von Ikea oder Migros geträumt wurde, sind wohl vorbei.

Auf der Risikoseite stehen indes die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie, die das Projekt treffen können. Allerdings kann sich dies aufgrund der langen Planungsphase von zwei Jahren möglicherweise wieder in Wohlgefallen auflösen.