Durchatmen, mal in den Urlaub gehen oder einfach für sich etwas unternehmen: Diese Auszeit können sich Villingen-Schwenninger, die ihre Angehörige zuhause pflegen, nur gönnen, wenn es eine funktionierende Kurzzeitpflege gibt. Doch dieses Angebot wird aus unterschiedlichen Gründen rar. So bietet die Caritas als einer der großen Sozialunternehmen im Villinger Pflegeheim St. Lioba keine Kurzzeitpflege mehr an. Das bestätigt auf Anfrage der Vorstandsvorsitzende des Caritasverbands im Kreis, Michael Stöffelmaier. Hintergrund: die Einführung der berufsbezogenen Impfpflicht.
Zehn Prozent sind nicht geimpft
Mitte März, also jetzt, wird in der Pflege, in Kliniken oder Arztpraxen die Impfpflicht für die Beschäftigten eingeführt. Aktuell werden die Konsequenzen deutlich. So seien in St. Lioba wie in vielen anderen Pflegeeinrichtungen etwa zehn Prozent der Mitarbeiter nicht geimpft, sagt der Caritas-Chef.
Eine bestimmte Anzahl von Personalstellen muss die Caritas vorhalten. Wenn „wir diese zugrunde legen und die Mitarbeiter, die nicht geimpft sind und sich auch nicht mehr werden impfen lassen, abziehen, können wir mit der verbleibenden Personalmenge statt wie bisher 117 Bewohner in St. Lioba nur noch 100 Bewohner versorgen“.

Da keine Bewohner entlassen werden sollen, „haben wir vorsorglich die Kurzzeitpflege, die ja befristet ist, beendet“, erklärt Stöffelmaier weiter. Daher habe man entschieden, sie nicht mehr anzubieten. Gleichzeitig sei die Caritas bemüht, das wegfallende Personal zu ersetzen. Dies sei allerdings völlig aussichtslos, weil zumindest in Deutschland derzeit kein Personal im Bereich Pflege zu finden sei.
Betroffen sei St. Lioba mit dem Wegfall von 17 Plätzen und der ambulante Pflegedienst, der keine neuen Patienten mehr aufnehmen könne, da auch hier Beschäftigte ohne Impfung wegfallen werden.
Dass das für sie schwerwiegende Auswirkungen hat, weiß die Villingerin Monika Monroy-Doser schon jetzt. Sie pflegt ihre 99-jährige Mutter zuhause und ist sich zum Beispiel nicht sicher, ob sie im Mai noch ihren Urlaub antreten kann „Die Angehörigen werden hier von der Politik wieder einmal allein gelassen“, sie seien das letzte Glied in der Kette, bedauert sie. 24 Stunden das ganze Jahr über einen Menschen zu betreuen, das gehe nicht ohne Auszeit. Daher sei die Kurzzeitpflege so wichtig. Sie fordert die Verantwortlichen auf, das Angebot beizubehalten.
Wie sieht es bei anderen Pflegeheimen aus?

Auch in weiteren Einrichtungen Villingens ist es derzeit schwierig, jemanden nur vorübergehend unterzubringen – wenn auch aus anderen Gründen. Die Parkresidenz am Germanswald hat fünf solcher „eingestreuter“ Kurzzeitpflegeplätze. Sie seien derzeit reduziert, da die Einrichtung renoviert werde, erläutert die Leiterin Birgit Möhrle-Beese.

Das Heilig-Geist-Spital erlebt derzeit einen Ansturm, „wir sind bis zum letzten Platz gefüllt“, sagt Spitalfonds-Geschäftsführer Günter Reichert. Er hat das Gefühl, dass nun ein Nachholbedarf bestehe. Zu Beginn der Corona-Pandemie, als es in den Heimen zu vielen und teils schweren Ausbrüchen kam, seien Angehörige nur zurückhaltend untergebracht worden. Das habe sich geändert: „Derzeit haben wir kein freies Zimmer mehr.“ Daher kann das „Spittel“, wie es in Villingen genannt wird, derzeit keine Kurzzeitpflege anbieten.