Noch vor drei, vier Wochen gab es im Handel kaum noch Corona-Schnelltests. Und nur noch ganz wenige offizielle Testzentren, wo sich Bürger einen Abstrich nehmen und bestätigen lassen konnten. Das hat sich in den letzten zwei Wochen deutlich verändert. In Villingen-Schwenningen haben bereits eine ganze Reihe neuer Teststellen eröffnet, andere sind im Aufbau begriffen.
Private steigen im Sommer aus
Ende des Sommers, spätestens aber mit der Abschaffung der kostenlosen „Bürgertests“ durch den Bund wollte sich auch in Villingen-Schwenningen kaum noch jemand testen lassen, berichtet Silke Schlicht, die Geschäftsführerin der Zeitarbeitsagentur Astron in der Villinger Niederlassung in der Bickenstraße 15. Auch die Stadt hat ihr Abstrichzentrum, das im Theater am Ring und kurze Zeit hinter dem Villinger Rathaus betrieben wurde, mangels Nachfrage geschlossen. Für viele privaten Anbieter rentierte sich das Geschäft nicht mehr, zumal der Bund auch noch die Vergütung kürzte.
Übrig bleiben nach Erinnerung von Silke Schlicht zeitweise nur noch die privaten Abstrichstellen der Firma Astron, der Firma Novaday am Klosterhof, von Ego-Care auf dem Lidl-Parkplatz in der Villinger Altstadtstraße, der Bogenclub Villingen sowie die Gaststätte „Ostbahnhof“ in Schwenningen.
In den Teststellen geht es wieder rund
„Doch seit Mitte November geht es wieder rund“, berichtete die Geschäftsführerin. Grund war die Einführung der 3G-Regelung an den Arbeitsplätzen durch die Politik als Folge der vierten Corona-Welle. Die wenigen noch vorhandenen Testzentren und einige Apotheken wurden von der Nachfrage nach Schnelltests förmlich überrollt.
Die Firma Astron in Villingen hat das Testen im vergangenen Frühling ursprünglich als Service für ihre Mitarbeiter angefangen. Denn viele der Zeitarbeiter wechseln ständig den Arbeitgeber und müssen an ihren Arsbeitsplätzen einen Nachweis bringen, dass sie nicht ansteckend sind. Aus dieser Dienstleistung für die eigenen Beschäftigten entstand mit der Zeit ein Testzentrum für alle, die einen Test nachweisen müssen. Drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind täglich von Montag bis Freitag damit beschäftigt.
Seit Mitte November ging die Nachfrage durch die Decke. Bis zu 50 Abstriche am Tag leisten die Mitarbeiter in den Räumen der Arbeitsvermittlung während der Bürozeiten. Wer sich testen lassen will, muss sich zuvor anmelden.

Das Spektrum der Testwilligen ist breit, berichtet Silke Schlicht. Sehr viele Menschen brauchen einen Testnachweis für ihren Arbeitgeber. Es kommen aber auch viele Menschen, die eine körpernahe Dienstleistung beanspruchen wollen, Besucher von Altenheimen und Freizeiteinrichtungen, Konzert- und Theaterbesucher, viele Fahrschüler, Schul- und Kindergartenkinder, Zeitarbeiter, Studenten oder einfach Personen, die sicher sein wollen, dass sie nicht mit dem Virus infiziert sind.
Mehrere Faktoren bringen Entspannung
„Seit eineinhalb Wochen entspannt sich die Lage wieder leicht“, berichtet Silke Schlicht. Dafür sieht sie drei Gründe: Zum einen entstehen derzeit zahlreiche neue Teststellen durch neue private Anbieter, zum anderen lassen sich nach ihrem Eindruck derzeit viele Menschen erneut oder neu impfen und drittens „gehen die Leute immer weniger weg“. Inzwischen gebe es auch wieder ausreichend Lieferungen von Schnelltests. „Das war Mitte November noch eine Katastrophe“, berichtet sie.
Interessenten melden sich täglich bei der Stadt
Die Beobachtung, dass neue Testkapazitäten entstehen, wird von der Pressestelle der Stadt und dem Landratsamt bestätigt. Oxana Brunner, die Sprecherin der Stadtverwaltung, berichtete auf Nachfrage, dass nahezu täglich bei der Stadtverwaltung Anrufe von Interessenten eingehen, die ein Testzentrum eröffnen wollen. Allerdings erfolgt die Genehmigung der Teststellen zunächst durch das Gesundheitsamt des Landkreises. Die Stadt ist nur zuständig, wenn öffentliche Straßen oder Flächen für ein Testzentrum genehmigt werden müssen oder eine gewerbliche Zulassung benötigt wird.
Ungenehmigte Testzentren
Allerdings gibt es im derzeitigen Gründer-Hype offenbar schon die ersten Unregelmäßigkeiten. So berichtete Oberbürgermeister Jürgen Roth in der Sitzung des Verwaltungsausschusses am Mittwoch, dass sich einige Testzentren angesiedelt hätten, die keine Genehmigung durch das Staatliche Gesundheitsamt vorweisen konnten. „Wir gehen dem nach“, versicherte der Rathauschef den Stadträten. Die Verwaltung werde dafür sorgen, dass der Aufbau neuer Testkapazitäten in geordneten Bahnen verlaufe.
Neue Teststationen beantragt
Nach Kenntnissen der Stadt wurden zuletzt neue Stationen beantragt auf dem Marktplatz Schwenningen, zwischen City-Rondell und C&A, am Vorplatz des Le Prom-Freizeitzentrums in Schwenningen, an der Blueboxx Villingen, in der Brigachstraße, am Parkplatz Theater am Ring, in der Turmstube/Ratskeller in der Oberen Straße, Praxis Dr. Reinke in der Gerberstraße 53, Praxis Dr. Soroglu am Klosterring 15 sowie auf mehreren Privatgrundstücken in der Stadt. Auch in der Hammerhalde, so wird dem SÜDKURIER berichtet, soll bereits ein Testzentrum arbeiten. Die Firma Novaday-Nord hat jetzt auch an ihrem Standort am Krebsgaben 15 eine zweite Teststation eröffnet.

Das Problem ist, dass es derzeit noch keine vollständige Übersicht aller neuen Testzentren gibt und mehrere Interessenten noch in der Aufbauphase sind, aber noch nicht mit der Arbeit begonnen haben. Auf der Internetseite des Landratsamtes (http://www.lrasbk.de) sind die privaten Teststellen, mehrere Apotheken und ebenso mehrere Arztpraxen gelistet, die Schnelltests anbieten.
Liste ist nicht vollständig
Allerdings ist diese Liste nicht vollständig, bestätigt Heike Frank, die Pressesprecherin des Landkreises. Einige Anbieter wollen die Veröffentlichung nicht oder müssen erst abgefragt werden, ob sie einverstanden sind.
Stadt sieht private Angebote positiv
Doch positiv ist für die Bürger, dass das Angebot wächst und damit schnellere Testmöglichkeiten geschaffen werden. „Der Markt wird sich einspielen, es gibt jetzt gute Testmöglichkeiten in der Stadt“, urteilt Oxana Brunner aus der Warte der Stadtverwaltung. Aufgrund der Vielzahl der Angebote sei der Aufbau von städtischen Testzentren mit Steuergeldern, wie sie lange Zeit im Theater am Ring und der Stadtbücherei Schwenningen betrieben worden, jetzt nicht mehr erforderlich. Absehbar sein, dass von Seiten privater Anbieter kurzfristig genügend Kapazitäten geschaffen würden, um die Nachfrage zu befriedigen.