Was hätten Sie jemandem geantwortet, der er Ihnen an Silvester erzählt hätte, wie Ihr Jahr 2020 verlaufen wird? „Ganz ehrlich, ich hätte gefragt, was der zu sich genommen hat“, sagt Andreas Pfaff und lacht. Der Betreiber des Restaurants „Rebstock“ in der Niederen Straße in Villingen hat ein Jahr hinter sicher, das er so schnell nicht vergessen wird. Mit dem SÜDKURIER hat er darüber gesprochen.

Ebenfalls in Schwenningen betrieb Pfaff die Stadiongaststätte bei den Wild Wings.
Ebenfalls in Schwenningen betrieb Pfaff die Stadiongaststätte bei den Wild Wings. | Bild: Thomas Hahn /Eibner-Pressefoto

Seit dem 3. November 2009 betreibt Pfaff den „Rebstock“. Davor war er erst Chef der Stadiongaststätte „Eisbär“ in Schwenningen und anschließend zwei Jahre der Betreiber des Ostbahnhofs ebenfalls im württembergischen Teil der Doppelstadt. „Insgesamt aber bin ich schon 25 Jahre in der Gastronomie, 15 Jahre davon in der Selbstständigkeit“, sagt Pfaff.

Andreas Pfaff war vor etlichen Jahren der Betreiber des Ostbahnhofs in Schwenningen.
Andreas Pfaff war vor etlichen Jahren der Betreiber des Ostbahnhofs in Schwenningen. | Bild: Hahne, Jochen

Begonnen hatte das Jahr gleich mit einer kleinen Katastrophe. Pfaff: „Wir hatten am 21. Februar einen Wasserrohrbruch. Anschließend war das Lokal wegen Corona für einen Monat geschlossen. Erst ab dem 21. Mai konnten wir wieder in den Verkauf gehen.“

Sehr gutes Sommergeschäft

Dann kam der Sommer und mit ihm sehr milde Temperaturen und nur wenig Regen. Was für viele Landwirte schlecht ist, hat für Pfaff zumindest einen Teil des Jahres gerettet: „Wir haben im Sommer sehr gutes Geld verdient. Das geht nicht nur uns, sondern auch den anderen Gastronomen in VS so.“

Der Grund dafür liegt für Pfaff – neben dem guten Wetter – auf der Hand: „Es gab keine anderen Feste in der Stadt. Die Menschen wollten aber dennoch ausgehen und sich amüsieren.“ So konnte sich der „Rebstock“-Chef ein kleines Polster erarbeiten. Das gelte aber nur für Städte mit der Beschaffenheit wie Villingen. „In größeren Kommunen sieht das wegen des mangelnden Platzes in den Innenstädten anders aus“, sagt er weiter.

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Bis vor kurzem lief der Betrieb so weiter – dann sanken die Temperaturen und Pfaff musste sich etwas Neues einfallen lassen. Gemeinsam mit Wolfgang Schrenk von der „Bildergasse“, die sich direkt neben Pfaffs Restaurant befindet, hat er kräftig Geld in die Hand genommen: „Jeder von uns hat 10.000 Euro investiert. Dafür haben wir Heizpilze, Schafsfelle und Decken gekauft. Außerdem haben wir Stellwände, die den Sitzbereich umranden, besorgt.“ So sollten Gäste auch bei niedrigeren Temperaturen ohne zu frieren im Freien sitzen, essen und trinken können.

Dann kam der erneute Lockdown, nun stehen die Heizpilze nutzlos im Inneren des „Rebstock“ herum. „Zuvor waren sie genau eine Woche und einen Tag in Benutzung.“

Und jetzt? „Das Restaurant ist zumindest den gesamten November über geschlossen“, sagt Pfaff. Speisen zum Mitnehmen bietet er nicht an. Er sagt: „Wenn wir Essen-to-go anbieten, sammeln sich Menschen vor dem Geschäft. Die Restaurant-Schließungen sollen ja aber gerade das verhindern.“ Pfaff rechnet damit, dass die Maßnahmen der Regierungen mindestens bis Mitte Dezember andauern werden. Wie es dann weitergeht, werde man sehen.

Hinter Pfaff sind die Heizpilze aufgestellt. Für diese und für Wände im Außenbereich, hat er jüngst 10.000 Euro ausgegeben.
Hinter Pfaff sind die Heizpilze aufgestellt. Für diese und für Wände im Außenbereich, hat er jüngst 10.000 Euro ausgegeben. | Bild: Matthias Jundt

Einen Gewinn jedenfalls macht er derzeit nicht. Die Weihnachtsfeiern im Dezember werden wohl ebenfalls zu großen Teilen ausfallen. Die finanzielle Hilfe für Gastwirte begrüßt er aber. Sie hilft ihm, zumindest die laufenden Kosten wie Strom und Miete zu zahlen: „Klar ist aber: Für mich selbst springt derzeit nicht raus.“ An ein Gastro-Sterben in VS glaubt er trotz aller Schwierigkeiten nicht.

Neben der Tätigkeit in seinem Restaurant, ist Pfaff seit Jahren auch auf dem Weihnachtsmarkt in Villingen mit einem Stand dabei – eigentlich, denn in diesem Jahr wird er darauf verzichten: „Das Konzept sagt mir einfach nicht zu. Und auch wirtschaftlich lohnt es sich nicht für mich.“ Neben ihm, sagt der „Rebstock“-Chef, haben auch andere Betreiber aus Villingen und Schwenningen ihre Teilnahme abgesagt.

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Trotz Wasserrohrbruch und Corona, Pfaff bleibt dennoch positiv: „Ich hatte in letzter Zeit viel Freizeit, habe viel geschlafen und gegessen“, sagt er und lacht wieder. Es gehe bei all den Schwierigkeiten darum, das Virus einzudämmen: „Keiner will Corona bekommen.“

Für die Zukunft wünscht sich Pfaff, dass die Pandemie bald beendet sein wird und dass er dann endlich wieder seine Freunde und Familie umarmen kann. Bis dahin weiß er aber: „Wir werden mit dem Virus leben müssen. Die Frage ist nur, wie wir alle damit umgehen.“ Pfaff jedenfalls scheint das gut hinzubekommen.