Die Gaskugel, die 1983 an der Bundesstraße 33 nahe der Auffahrt Villingen Süd gebaut wurde, ist ein Hingucker für viele Autofahrer. Mächtig ragt sie auf der Anhöhe über Villingen empor. Ja, sie ist sogar ein Kunstwerk. Der SÜDKURIER hat sich anlässlich in der aktuellen Debatte um russisches Gas gefragt, wie viel Gas in dem mittlerweile fast 40 Jahre alten Bauwerk lagert.
Die verblüffende Antwort von Oliver Bauer, Pressesprecher der Stadtwerke Villingen-Schwenningen (SVS): „Die Gaskugel dient heutzutage nicht dazu, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Vielmehr kann durch das darin vorrätige Erdgas an kalten Tagen ein erhöhter Bedarf ausgeglichen werden.“
Das Volumen der Gaskugel betrage 8180 Kubikmeter. Dieser Pufferspeicher sei aktuell prall gefüllt. Allerdings: „Diese Menge alleine würde nur für mehrere Stunden ausreichen, um den Bedarf im Stadtgebiet zu decken“, so Bauer weiter. Weitere Gasspeicher der SVS gebe es nicht.
Woher der Nachschub kommt
Das Speichervolumen hier vor Ort ist demnach begrenzt. Würde kein frisches Gas nachströmen, würden wärmende Gasflammen in der Stadt alsbald erlöschen. Wie das mit dem Nachschub funktioniert, erklärt Bauer so: „Unser Leitungsnetz ist an mehreren Übergabestationen an große Förderleitungen angeschlossen.“ Von dort werde die Doppelstadt stets mit frischem Gas versorgt.
Versorgungssicherheit gewährleistet
Seit dem Krieg in der Ukraine dominiert das Thema Versorgungssicherheit immer wieder die Nachrichten. Bauer kann jedoch beruhigen. Die Versorgung mit Erdgas über genannte Verteilstellen sei bis in den kommenden Herbst hinein gesichert. „Laut offiziellen Angaben sind die in Deutschland vorhandenen Speicher derzeit zu rund 25 Prozent gefüllt und werden in den kommenden Wochen weiter befüllt“, so Bauer.
Vor Beginn des Ukraine-Konfliktes lag der Bezug von Erdgas aus Russland deutschlandweit bei 55 Prozent. In den vergangenen Wochen wurde diese Quote um 15 Prozent reduziert und liegt aktuell bei rund 40 Prozent. „Alle Maßnahmen der Bundesregierung zielen derzeit auf den Winter 2022/23 ab, um auch im kommenden Winter Versorgungssicherheit garantieren zu können“, erklärt der Sprecher.
Eine Vorsichtsmaßnahme
Die Frühwarnstufe des Notfallplans Erdgas, die kürzlich in Deutschland vom Bundeswirtschaftsministerium ausgerufen wurde, sei eine reine Vorsichtsmaßnahme. In dieser Frühwarnstufe würden keinerlei Lieferungen rationiert. Erst in den weiteren Stufen würden verschiedene Mechanismen wirksam. Eine Rationierung für private Verbraucher und wichtige Einrichtungen des öffentlichen Lebens sei auch in den weiteren Stufen nicht vorgesehen. „Diese Einrichtungen und Privathaushalte gelten als geschützt.“
Bislang keine Auswirkungen auf Verbrauch
Die Annahme, dass Gaskunden seit dem Krieg in der Ukraine möglicherweise ihren Verbrauch gedrosselt haben, kann Bauer nicht bestätigen. Bislang sei keine Auswirkung sichtbar geworden, was er so erklärt: „Das Bezugsverhalten beim Erdgas richtet sich nach dem aktuellen Temperaturverlauf.“ Ein verändertes Nutzungsverhalten der Gaskunden sei daher nur schwer ablesbar.
Vorerst keine weiteren Kostensteigerungen
Ende Februar liefen rund 40 Prozent der Verträge der rund 13.000 SVS-Gaskunden aus. Diese neuen Verträge beinhalteten eine Preiserhöhung, die bereits Ende des vergangenen Jahres beschlossen wurden. Eine Kilowattstunde verteuerte sich um 5,77 Cent brutto.
Weitere Verträge enden am 1. Juli beziehungsweise am 1. Oktober. Wird es für diese Kunden dann noch teurer, wegen explodierender Kosten auf den Energiemärkten? „Nein“, sagt Oliver Bauer. Auch für diese Kunden werde sich der Bezugspreis wie im März um 5,77 Cent pro Kilowattstunde erhöhen. Diese Bezugspreise seien dann über die jeweilige Laufzeit garantiert.