Tragisches Kapitel im Ringen um den Brigach-Kiosk in Villingen. Das Landgericht Konstanz wird aller Wahrscheinlichkeit der Stadt Villingen-Schwenningen Recht geben, die auf den Abriss des Gebäudes aus den 50er-Jahren besteht. Dies zeichnet sich im Zivilprozess ab, den die Stadt gegen den 46 Jahre alten Betreiber Zeynal Agir führt. Dieser müsste mehr als 40000 Euro aufwenden, um den Kiosk abzubauen. Mit dem Ablauf des Pachtvertrags am 31. Dezember 2018, also nach 15 Jahren, ist er dazu verpflichtet. Dies hat er unstrittig selbst unterschrieben. Alle Versuche, der Richterin Sabine Summ, den Beklagten zur Zustimmung eines Kompromisses zu bewegen, bei dem er die Kosten des Abrisses nicht selbst tragen müsste, scheiterten im Gerichtssaal.
Die Stadt bot als Vergleich an, den Brigach-Imbiss auf eigene Kosten abzureißen. „Dann müssten aber sämtliche Ansprüche abgegolten sein“, sagte Tobias Wenning, der Anwalt der Stadt Villingen-Schwenningen. Genau dies will aber Zeynal Agir nicht. Er fühlt sich enttäuscht und getäuscht von der Stadt, die über Jahre mit ihm um einen Kioskneubau verhandelt habe. Die Stadt habe seinem Mandanten jahrelang Hoffnungen gemacht, unterstrich sein Anwalt Hans-Joachim Bauerle. Agir berufe sich darauf, dass er auf die Stadt vertraut habe.
Der Rechtsanwalt der Stadt Villingen-Schwenningen, Tobias Wenning, erwiderte, die Stadt sei bereit gewesen für das neue Projekt. Doch Agir habe sich als unzuverlässig erwiesen. Er habe trotz mehrfacher Aufforderungen weder die vollständigen Unterlagen für den Bauantrag beigebracht, noch eine Vorstellung, wie er das Projekt finanzieren wolle. Die Richterin Sabine Summ räumte ein, dass die Vorgeschichte für den Beklagten ärgerlich sei. Doch juristisch spreche der Vertrag eine klare Sprache. Sie warb mehrfach für die gütliche Einigung. Zeynal Agir habe jetzt die Möglichkeit, weitere Kosten abzuwenden, und die Sache abzuschließen, ohne noch weiter daraufzahlen zu müssen. Sie räumte ihm die Möglichkeit ein, sich den Vorschlag noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen, bevor am 19. Januar das Urteil verkündet werde.
Zeynal Agir sagte unter Tränen im Gerichtssaal, er wolle kämpfen, für sich und seine Familie. Er könne dem Kompromiss nicht zustimmen, weil er ihn als nicht gerecht empfinde. „Dieser Laden hat mich viel gekostet.“ Er habe Zehntausende Euro in den alten Kiosk gesteckt, um ihn schöner zu gestalten, und zudem viel Geld in die Pläne zum Bau eines neuen Gebäudes. Von dem Vorgänger habe er das Gebäude für 95000 Euro erworben. Nach vielen Verhandlungen mit der Stadt fühle er sich getäuscht.
Sein Anwalt Hans-Joachim Bauerle unterstrich: Die Stadt habe ihre Zusagen nicht eingehalten. Zeynal Agir betonte, er hätte nur mit 15 Jahren kalkuliert, wenn es klar gewesen wäre, dass er nur innerhalb dieses Zeitraums mit dem Kiosk wirtschaften könne. Er fordert Schadensersatz von der Stadt. Diese pocht auf die Umsetzung des Bebauungsplans von 1995: Demnach soll das Gelände des Kiosks Grünfläche werden.