Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf das größte Schwenninger Einzelhandelsprojekt: Der Bau des Einkaufszentrums „Forum VS“ verschiebt sich nun erneut, im besten Fall werde es im Jahr 2023 fertiggestellt, berichtet Harald Ortner, Geschäftsführer der Hanseatischen Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft (HBB). HBB ist nun seit rund vier Jahren Eigentümerin des S´Rössles, des alten, nun seit 15 Jahren leerstehenden Einkaufszentrums am Rande der Innenstadt.

Die Zeiten sind schwierig, das machte auch Ortner im Gespräch mit der Redaktion klar. Der HBB-Geschäftsführer will „nichts übereilen“. Auch das Jahr 2023 werde sich nur halten lassen, wenn nun alles optimal laufe, und die Mieter, mit denen bereits Vorverträge abgeschlossen seien, mitmachen, sie auf das Jahr 2023 übertragen und für den Rest der Flächen Interessenten gefunden werden. „Das werden wir am Ende des Jahres wissen“, betont der HBB-Geschäftsführer. 50 bis 60 Mieter sollten ursprünglich zusagen.
Ortner schließt nicht aus, dass als Auswirkungen der Corona-Pandemie bei den Einzelhandelsunternehmen neue Prioritäten gesetzt werden und sich die Strukturen im Handel verändern: beispielsweise eine Reduzierung der Fläche im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten. Das könnte dann auch das Forum VS direkt betreffen und neue Planungen bei HBB zur Folge haben. Was darunter zu verstehen ist, macht Ortner an einem Beispiel in Bochum deutlich. Dort im Ruhrgebiet wurde aus einem reinen Einkaufszentrum eine „Mixed-Use“-Immobilie. Statt ausschließlich Geschäfte seien dort auch Büros, Dienstleistungen, Gastronomie und sogar ein Hotel untergebracht, eine gemischte Nutzung eben, „sehr zur Freude des Einzelhandels“, wie Ortner betont.
Das Problem in Schwenningen: Sollte HBB die Nutzung revidieren, müsste auch der Durchführungsvertrag geändert werden. Doch dieses Paragraphen-Werk, das den künftigen Neubau bis ins letzte Detail regelt, ist noch nicht einmal fertig, es wird aktuell bei der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen ausgearbeitet. Daher wäre eine Änderung für HBB nur die letzte Option, denn das Paket müsste noch einmal aufgeschnürt werden.
Ortner kann aber nicht ausschließen, dass er zu dieser Möglichkeit greifen muss: „Wir sind vorsichtige Kaufleute“ und daher sei dies nicht auszuschließen. Allerdings sei HBB bereits beim Kauf des Schwenninger Alt-Gebäudes „voll ins Risiko gegangen“. Sein Unternehmen habe sich zu dem Standort Schwenningen bekannt und nicht nur eine Absichtserklärung unterzeichnet. Deshalb habe er natürlich größtes Interesse, dass die Investition gelinge.
Gegen eine Vermutung wehrt er sich zudem vehement: dass die Corona-Pandemie den Untergang der Einkaufszentren beschleunige. Da HBB auch 13 Zentren manage, lasse sich sagen, dass die Objekte in den Mittelstädten – wie das geplante in Villingen-Schwenningen – besser da stünden als die in Großstädten.
Aktuell überwiegt auch im Südwesten wieder der Optimismus. Das neue Einkaufszentrum „Cano„ am Singener Bahnhof soll am 19. November eröffnen und ist so gut wie voll. Auch Galeria Karstadt Kaufhof, bis vor Kurzem von der Schließung bedroht, wird dort weiter betrieben.