Der Protest ließ nicht lange auf sich warten: Nachdem eine Woche zuvor der Vorschlag publik wurde, Grundschüler dauerhaft in Containern auf dem Deutenberg-Campus zu unterrichten, regt sich bei Schwenninger Eltern der Widerstand.
„Nein zur Container-Grundschule“
Unter dem Motto „Nein zur Container-Grundschule am Deutenberg-Campus in VS-Schwenningen“ wurde am Sonntag, 6. April, eine Online-Petition gestartet. Bis Dienstag, 8. April, 13 Uhr, hatten sich 357 Unterzeichner dem Protest angeschlossen.
Sandra Demir aus Schwenningen ist eine der Initiatorinnen der Petition. „Wir fühlen uns völlig vor den Kopf gestoßen“, sagt die dreifache Mutter. Ihre beiden älteren Kinder besuchen die Rinelenschule und das Gymnasium am Deutenberg. Durch die Rückkehr zu den festen Grundschulbezirken wäre für ihren jüngsten Sohn die neue Grundschule auf der Hallerhöhe vorgesehen.
Erst eine, dann zwei schlechte Nachrichten
Ende März kam dann die erste schlechte Nachricht: Das Gebäude auf der Hallerhöhe muss im größeren Stil saniert werden, bevor hier die neue Grundschule eröffnen kann.
Die Ausweichlösung: Die künftigen Erstklässler sollen während dieser voraussichtlich zwei Jahre andauernden Bauphase in Containern auf dem nahe gelegenen Deutenberg-Campus unterrichtet werden.

„Da waren alle schon erst einmal erschrocken“, schildert Sandra Demir. Mit der Ausweichlösung Container mit der Aussicht auf eine schöne, neue Grundschule hätten sich die Eltern noch arrangieren können, schildert sie.
Eltern sind entsetzt
Dass aber nun urplötzlich aus den Gemeinderatsfraktionen der Vorschlag ins Spiel kam, die Grundschüler dauerhaft in Container-Modulen auf dem Gelände des Schulverbunds Deutenberg unterzubringen – das geht nicht, findet sie. Und mit dieser Meinung ist sie nicht alleine. Gemeinsam mit anderen künftigen Erstklässler-Eltern hat sie am Wochenende bei der Plattform Openpetition eine Online-Petition aufgesetzt.
Hier listen die Petenten detailliert auf, was ihrer Ansicht nach gegen die Dauerlösung Container auf dem Schulverbunds-Gelände spricht: So unter anderem, dass die Kinder sich den Schulhof mit 2000 weiteren, zum Teil deutlich älteren Schülern teilen müssten.
Kein Platz für Spaß und Spiel
Wörtlich heißt es in der Petition: „Kinder im Grundschulalter haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang und müssen diesem für eine gesunde Entwicklung nachkommen können. Der geplante Pausenbereich auf dem Deutenberg-Schulgelände bietet nicht die erforderliche Infrastruktur, die ein Pausenhof für Grundschüler benötigt.“ Auch die Verkehrssituation am Deutenberg sei zu den Hol- und Bringzeiten jetzt schon chaotisch genug.

Abgesehen davon seien Container keine geeigneten Lernorte – und auch kein attraktiver Arbeitsplatz für Lehrer, die ja schon so schwer genug zu finden seien. Die Stadt habe sich jahrelang zu wenig um den Sanierungsstau und den Bedarf zusätzlicher Bildungseinrichtungen gekümmert. Eine Planung und durchdachte Umsetzung seien nicht erkennbar: „ Vielmehr soll jetzt schnell eine Lösung aus dem Boden gestampft werden, die nichts kosten darf“, heißt es.
„Man fühlt sich übergangen“
Zusätzlich haben die Eltern eine Whatsapp-Gruppe gegründet, auf die mit Aushängen in den Kindergärten aufmerksam gemacht wird und in der sich ausgetauscht werden kann. Genau diesen Austausch mit politischen Gremien und Stadtverwaltung vermissen die Familien bisher.

„Man fühlt sich so übergangen“, sagt Sandra Demir. Noch im Januar habe man darüber gesprochen, dass in der Tiergartenstraße ein Zebrastreifen angelegt werden solle, damit für die künftigen Grundschüler ein sicherer Schulweg gewährleistet ist – und jetzt das.
„Wenn wir das Geld nicht für Bildung und Schulen einsetzen, für was denn dann?“Sandra Demir, Mutter aus Schwenningen
„Wir erwarten, dass man transparent mit uns kommuniziert und dass man schaut, dass die Container eine Übergangslösung bleiben“, sagt Sandra Demir. Man hätte deutlich früher feststellen können, dass die Hallerhöhe sanierungsbedürftig ist und dementsprechend handeln müssen.
Sparen für ein „anderes soziales Projekt“
Das von OB Jürgen Roth ins Feld geführte Argument, dass die Container-Dauerlösung 4,5 Millionen Euro einspare, die „für ein anderes soziales Projekt“ frei werden könnten, lässt Sandra Demir den Kopf schütteln: „Wenn wir das Geld nicht für Bildung und Schulen einsetzen, für was denn dann?“