Mit breiter Mehrheit hat der Verwaltungsausschuss die Schulentwicklungsplanung der Stadtverwaltung für die nächsten zehn Jahre gebilligt. Ziel dieser Planung ist es, künftigen Schülergenerationen ausreichend Räumlichkeiten anbieten zu können. Das heiße Eisen der Schulbezirke in den kleinen Ortschaften und der diskutierten Schließung dreier Dorfschulen wurde vorerst ausgeklammert. Diese Debatte wird zu einem späteren Zeitpunkt geführt.

Am Mittwoch ging es im Verwaltungsausschuss um die Schulversorgung in den beiden großen Stadtbezirken sowie im Zentralbereich. Aufgrund der vorliegenden Daten geht die Stadtverwaltung davon aus, dass es in Villingen derzeit ausreichend Schulräume auch für die nächsten zehn Jahre gibt, Nicht so aber im Zentralbereich und in Schwenningen.

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Unklar ist, ob die Zahl und Größe der Sportstätten für den Schulsport ausreichen wird. Daher beauftragte der Ausschuss die Verwaltung, diesen Bedarf detailliert zu untersuchen.

Hallerhöhe wird ausgebaut

Klare Konturen zeichnen sich für die Schulplanung in Schwenningen ab. Die Stadträte befürworteten mit breiter Mehrheit, am Schulstandort Hallerhöhe eine zweizügige Grundschule für 200 Schüler ab dem Schuljahr 2025/26 einzurichten. Dies mit der Option für einen Ausbau zur Ganztagsschule.

Der Schulstandort auf der Schwenninger Hallehöhe soll in den nächsten Jahren ausgebaut werden.
Der Schulstandort auf der Schwenninger Hallehöhe soll in den nächsten Jahren ausgebaut werden. | Bild: Trippl, Norbert

Die Stadträte ließen sich überzeugen, dass dies die bessere Alternative sei als einen Ausbau der Neckarschule zu forcieren. Gerade im Bereich Hallerhöhe, so berichtete der verantwortliche Amtsleiter Stefan Assfalg, gebe es zahlreiche Familien mit Kindern.

Mensa-Erweiterung im Goldenbühl

Außerdem empfahl der Ausschuss einstimmig, die Verwaltung mit der Planung zur Erweiterung der Mensa in der Golden-Bühl-Schule zu beauftragen. Hier sieht die Stadt wachsenden Bedarf in den nächsten Jahren.

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Zurückgestellt wurde dagegen der Beschlussantrag, den Heilpädagogischen Hort der Kindertagesstätte am Schwalbenhaag in das Gebäude der Bertholdschule Villingen auszulagern. Hier gibt es kontroverse Ansichten. Der Schulleiter ist der Meinung, dass er die Räume in der Förderschule selbst benötigen würde. Das städtische Schulamt beurteilt die Lage anders.

Streitfall Bertholdschule

Amtsleiter Stefan Assfalg wies im Ausschuss darauf hin, dass die Schule einst für rund 170 Kinder konzipiert war, jetzt seien nur noch 70 bis 80 Kinder dort. Eine Auslagerung des Kinderhortes aus der Kita am Schwalbenhag böte dort die Chance, weitere dringend benötigte Kindergartenplätze anzubieten. Die Ausschussmitglieder wollen sich vor einer Entscheidung nun in weiteren Gesprächen und Vor-Ort-Terminen ein eigenes Bild der Lage machen.

Soll in der Bertholdschule in der Villinger Sperberstraße ein heilpädagogischer Kinderhort untergebracht werden? Darüber gibt es ...
Soll in der Bertholdschule in der Villinger Sperberstraße ein heilpädagogischer Kinderhort untergebracht werden? Darüber gibt es kontroverse Ansichten. | Bild: Trippl, Norbert

Kein Beschluss gefasst hat der Ausschuss darüber, im Zentralbereich eine neue Schule zu bauen, wenn dort das neue Wohngebiet Lämmlisgrund neben dem Schilterhäusle in den nächsten Jahren errichtet wird. Dieser Schulbau dürfte zwar notwendig werden, soll aber erst zu gegebener Zeit beschlossen werden.

Villingen wächst, doch die Schulen bleiben gleich?

Viel diskutiert wurde dagegen über die Zahl der Schulplätze in Villingen und die künftigen Schulbezirke. Mehrere Stadträte äußerten erhebliche Zweifel, dass die Schulraumkapazitäten in Villingen ausreichen werden, wenn die ehemaligen Villinger Kasernengebiete an der Kirnacher Straße, das einstige Saba-Areal sowie das alten Krankenhausgelände vollständig in Neubaugebiete umgewandelt sind. Hier sind hunderte von Wohnungen bereits im Bau oder in der Planung.

Blick auf das ehemaligen Krankenhausareal in Villingen – aufgenommen im Juli 2021. Hier entstand viel neuer Wohnraum. Und es wird ...
Blick auf das ehemaligen Krankenhausareal in Villingen – aufgenommen im Juli 2021. Hier entstand viel neuer Wohnraum. Und es wird weiter gebaut. Zahlreiche Familien ziehen neu hinzu. Die Frage ist, ob für die Kinder ausreichend Schulräume vorhanden sind. | Bild: Hans-Jürgen Götz

CDU-Fraktionschef Klaus Martin verlangte von der Stadtverwaltung, man möge dem Gemeinderat schriftlich zusichern, dass mit Vollendung dieser Wohnraum-Kapazitäten keine neue Schule benötigt werde.

Rein rechnerisch genügend Platz

Amtsleiter Stefan Assfalg erwiderte, dass es nach den jetzigen Schulamtsbezirken „ausreichend Plätze“ gebe, den erwartbaren Zuwachs an Schulkindern im Stadtbezirk aufzufangen. Er schränkte aber ein, dass diese Rechnung nur aufgeht, wenn man den Stadtbezirk Villingen, wie derzeit definiert, als einen einzigen großen Schulbezirk betrachtet. „Wenn man Sozialräumlich argumentiert, sieht es anders aus“, räumte Assfalg ein.

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Das heißt im Klartext, dass möglicherweise künftig nicht jedes Kind in Wohnortnähe der Neubaugebiete eine Schule finden kann und daher unter Umständen eine weiter entfernt liegende Schule aufsuchen müsste. Derzeit aber, so verdeutliche Assfalg, gebe es nur die Schulbezirke Villingen, Schwenningen, den Zentralbereich sowie die Schulbezirke der kleinen Stadtbezirke.

Das Dilemma der Schulbezirke

Damit wies Assfalg auf ein besonderes Dilemma der städtischen Schulpolitik hin. Vor zwölf Jahren wurden die kleinteiligen Schulbezirke auf Gemeinderatsbeschluss aufgehoben und auf die Größe der jeweiligen Stadtbezirke ausgeweitet. Damit wurde den Eltern eine weitgehende Freiheit eingeräumt, für ihre Kinder eine Schule ihrer Wahl auszusuchen. Diese Freiheit wiederum hat zur Folge, dass manche Schulen stark nachgefragt sind, andere weniger.

Stefan Assfalg, Leiter des Amtes für Jugend, Bildung, Integration und Soziales (Jubis) steuert die Schulentwicklung in ...
Stefan Assfalg, Leiter des Amtes für Jugend, Bildung, Integration und Soziales (Jubis) steuert die Schulentwicklung in Villingen-Schwenningen. | Bild: Stadt VS

Mit einer Rückkehr zu den alten, kleinen Schulbezirken könnte diese Entwicklung von der Stadt wieder besser gesteuert werden. Doch damit würde die Wahlfreiheit der Eltern wieder stärker eingeschränkt. In der Regel müssten die Kinder wie früher wohnortnahe in die nächste Schule gehen. Assfalg verwahrte sich aber gegen den Vorwurf der Stadträtinnen Katharina Hirt (CDU) und Kathrin Piazolo (FDP), sein Amt strebe die Rückkehr zu den alten Schulbezirken an.

Regierungspräsidium drängt zur alten Regelung

„Wir werden zwar vom Regierungspräsidium dazu gedrängt, aus rechtlichen Gründen zur alten Regelung zurückzukehren“, berichtete Assfalg. Aber es gebe auch andere Stimmen, die sagten, dass die Stadt ihre jetzige Regelung beibehalten könne. Dies sei letztlich eine Entscheidung des Gemeinderates. Wenn aber der Rat die jetzige Regelung beibehalten wolle, so die Argumentationslinie von Assfalg, sollte er auch die Konsequenzen akzeptieren, dass es im Schulbezirk Villingen ausreichend Schulräume gebe.