Schnell einen Espresso oder einen Drink? Das geht tatsächlich, denn immer wieder verzichten Cafés in der Villingen-Schwenninger Innenstadt darauf, ihren Gästen Kontaktformulare vorzulegen. Die sollten zwingend ausgefüllt werden, damit im Fall einer Coronavirus-Erkrankung schnell die Kontaktpersonen ermittelt werden können.
Konkrete Probleme fürs Gesundheitsamt
Wenn das nicht geschieht, kann es schnell problematisch werden: Bisher musste das Gesundheitsamt die Listen von drei Gaststätten anfordern, alle aus Villingen-Schwenningen, berichtet die Sprecherin des Landratsamts, Heike Frank. In einem Schwenningen Fall ließen sich, weil die Liste nicht vollständig war, möglicherweise nicht mehr alle Gäste feststellen.

Grundsätzlich standen die Daten laut Landratsamt zur Verfügung – mit einer Ausnahme. Bei der Schwenninger Gastwirtschaft wurde die Liste auf freiwilliger Basis geführt, das heißt, die Gäste konnten ihren Namen angeben oder sie ließen es bleiben.
Infizierter Gast hochansteckend – aber Rückverfolgung nicht mehr möglich
„Leider stellte sich heraus, dass die Einträge in der Gästeliste nicht dem anzunehmenden Gästeaufkommen entsprochen hat“, betont Frank. Das heißt aber auch: Das Gesundheitsamt konnte nicht mehr alle Kontakte verfolgen, die der Covid-19-Erkrankte hatte.
Handzettel als Notlösung
Letztendlich griff die Behörde zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Sie verteilte Handzettel. Adressiert war er nur an „die Gäste“. Darauf stand: „Am Sonntag, 19. Juli, zwischen 17 und 21 Uhr und am Dienstag, 21. Juli, zwischen 15 und 20 Uhr war ein hochansteckungsfähiger Covid-19-Erkrankter zu Besuch in dieser/m Café/Bar.“ Wer Symptome wie Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen, Fieber oder Geschmacksverlust habe, solle sich unter der Nummer 07721/913 7190 beim Gesundheitsamt melden. Grundsätzlich werde jedem Gast, der zum fraglichen Zeitpunkt im Café war, ein Corona-Test empfohlen.
Transparenz fehlt wegen Datenschutz
Die Nennung des Lokals sei aus Datenschutzgründen nicht möglich gewesen, erklärt die Sprecherin weiter. Einige Gäste hätten sich tatsächlich auf den Aufruf gemeldet, Folgefälle seien keine bekannt.
Freiwillige Kontaktdaten
Nicht immer geht es so drastisch aus, ähnliche Fälle dürften aber vorprogrammiert sein, denn in einigen Cafés und Bars werden aktuell keine Listen vorgelegt. Ein Café in VS-Villingen: Setzt man sich in den Außenbereich, wird die Bestellung ganz normal aufgenommen. Erst bei Nachfragen erklärt der Wirt, dass drinnen die Listen ausliegen. Dort könne sich jeder eintragen, gezwungen werde man aber nicht.

„Einige machen es, andere lassen es sein“, berichtet Roland Flaig, der oft in Villingen unterwegs ist. Er stellte sogar fest, dass in der gleichen Lokalität an einem Tag ein Kontaktzettel ausgefüllt werden müsse, an einem anderen Tag nicht, „je nach Lust und Laune“, habe man manchmal das Gefühl. Dann komme es auch darauf an, ob vorgedruckte Formulare genutzt werden, manchmal seien es nur Schmierzettel, das mache aus seiner Sicht nicht so viel Sinn, weil dann auch fraglich sei, ob die überhaupt aufgehoben werden. Es mache sicher einen Unterschied, ob man draußen oder drinnen sitze. Im Freien sei ein Kontaktformular möglicherweise nicht so notwendig wie im Innenraum. Andererseits gebe es auch Gastronomen, die sich vorbildlich verhalten und sogar dafür sorgen, dass Tische frei blieben, um die Abstandsregelung einhalten zu können.
Viele Kontrollen
Die Kontaktzettel seien sowohl drinnen, als auch draußen auszufüllen. Das betont Oxana Brunner, Sprecherin der Stadt. Der Kommunale Ordnungsdienst überwache dies schon seit Beginn der Pandemie, „regelmäßig und zu verschiedenen Zeiten“. 24 Bußgeldbescheide wurden bereits ausgestellt, weil Gastronomen Hygienevorschriften nicht einhielten, zum Beispiel Desinfektionsspender nicht aufstellten oder in einem Aushang nicht auf die Corona-Regeln hinwiesen oder eben weil die Datenerhebung nicht korrekt ablief. Doch wer einmal einen Tag in den Innenstädten verbrachte, der muss feststellen: Es könnten viel mehr sein.