Die einen belächeln es, für die anderen ist es Lebensinhalt: das Kulturangebot in einer Stadt. Fest steht aber, dass ein reiches und vielfältiges Kulturleben einer der viel zitierten weichen Standortfaktoren ist – also einer der Gründe, die eine Stadt und eine Region attraktiv machen. Und von Folk-Club und Härings Kulturcafé bis Kunstverein, kommunalem Kino und Sinfonieorchester können sich Einwohner der Region rund um Villingen-Schwenningen über viel Programm für alle Altersgruppen freuen.

Doch es gilt, frei nach Karl Valentin: Kunst ist schön, kostet aber viel Geld. Dem trägt die Stadt Villingen-Schwenningen seit Jahren mit ihrer Kulturförderung Rechnung – um den verschiedenen Trägern ihre Arbeit zu erleichtern. Ab Juni soll nun das Geld, das die Stadt dafür ausgibt, neu verteilt werden.

Viele Vereine und ihr Publikum können sich über mehr Geld freuen

Ein entsprechendes Konzept der Stadtverwaltung hat nun die Zustimmung des Verwaltungs- und Kulturausschusses des Gemeinderats bekommen, der die überarbeiteten Regeln einstimmig empfohlen hat. Diese waren zuvor schon im Kulturbeirat nicht-öffentlich vorberaten worden. Entscheiden soll der gesamte Gemeinderat in seiner Sitzung am Mittwoch, 4. Juni (Sitzungsbeginn um 16 Uhr in der Neuen Tonhalle in Villingen). Gleichzeitig werden laut der Sitzungsvorlage Zuschüsse auch erhöht, denn dies sei seit der ersten Kulturförderrichtlinie aus dem Jahr 2008 nicht wesentlich erfolgt.

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Wo kann sich das Publikum nun über mehr Zuschüsse der Stadt freuen, die ja dazu dienen sollen, Kulturvereine und freie Kulturträger zu sichern? Die Sitzungsvorlage führt auf, dass für Musik- und Gesangvereine 100 Euro mehr Grundförderung sowie ein Euro mehr pro Jahr und Mitglied vorgesehen sind. Die Geschichtsvereine in Villingen und Schwenningen können künftig 4000 Euro statt 3000 Euro pro Jahr beantragen. Und der Kunstverein Villingen-Schwenningen darf einmal pro Jahr die Wechselausstellungsfläche im Franziskanermuseum für bis zu drei Wochen kostenfrei nutzen. Das Theater am Turm erhält ebenfalls mehr Geld, nämlich 6000 Euro statt bisher 5000 Euro jährlich. Und beim Sinfonieorchester steigt der Zuschuss nach Gemeinderatsbeschluss um zehn Prozent auf 64.000 Euro jährlich.

Mehr Geld steht auch für freie Kulturträger bereit

Auch freie Träger von Kultureinrichtungen können sich laut der Sitzungsvorlage über mehr Geld freuen. So sollen Jazzclub Villingen und Folkclub künftig je 8000 Euro abrufen können (bisher je 6000 Euro). Beim Rockclub und bei Härings Kulturcafé erhöht sich der Zuschuss von je 2000 Euro auf je 3000 Euro im Jahr. Und nach einem Beschluss des Gemeinderats vom Januar 2024 kann der Verein MPS-Studio mit jährlich 10.000 Euro rechnen.

Entscheidend sei aber, dass es die vorgesehenen Zuschussgelder weiterhin nur auf Antrag gebe und die Stadt einen Nachweis über die Vereinstätigkeit haben wolle, erklärte Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier in der Sitzung. Die Summe der städtischen Kulturzuschüsse erhöhe sich nicht.

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Fasnachtsvereine finden sich in der neuen Kulturförderrichtlinie übrigens nur noch mit ihrer Jugendarbeit wieder, für die es weiterhin 10 Euro pro Kind oder Jugendlichem und Jahr gibt. Für Fasnachtsvereine soll es eine eigene Förderrichtlinie geben, die im Herbst vorgestellt werden soll, so Dobmeier.

Und wo kommt das Geld her, von dem manche Einrichtungen nun profitieren können? Zuschüsse von 15.740 Euro fallen künftig weg. Dobmeier betont allerdings, dass niemandem etwas genommen wird, der das Geld gut gebrauchen könnte. Betroffen seien vielmehr Einrichtungen oder Vereine, die nicht mehr aktiv seien oder sich komplett aufgelöst hätten, so Dobmeier am Rande der Sitzung. Das dadurch nicht abgerufene Geld werde nun anders verteilt. So verschwinden laut der Sitzungsvorlage künftig die bislang bereitgehaltenen Mittel für das Kommunale Kino im Spektrum, für die Stiftung Silbermann-Orgel und den VS Musik Contest aus den Büchern des Kulturamts.

Umschichtung findet Zuspruch der Ausschussmitglieder

Diese Vorgehensweise stieß auf Applaus unter den Ausschussmitgliedern. Ulrike Heggen (Freie Wähler) lobte die Strategie, das Gros der Kulturvereine und -träger besser zu bedienen, weil es andere nicht mehr gibt oder sie kein Programm mehr anbieten. Katharina Hirt (CDU) lobte die transparenten Änderungen und sagte: „Es ist gut, dass die Fasnacht eigene Regeln bekommt.“ Birgitta Schäfer (SPD) merkte an: „Die Förderrichtlinie zeigt die ganze kulturelle Vielfalt.“ In ihren Augen sei das Geld einigermaßen gerecht verteilt.

Lob kam auch von den Grünen. Constanze Kaiser fragte für ihre Fraktion allerdings auch an, ob man das Antragsformular für die Vereine nicht noch etwas kürzen könnte, etwa bei den Angaben zur Mittelverwendung. Diese Angabe halte man allerdings für wichtig und eigentlich sei es nur ein Kreuzchen, entgegnete Dobmeier.

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Einzig Olaf Barth von der AfD-Fraktion war nicht zufrieden mit dem Zuschuss von 10.000 Euro für das MPS-Studio, den noch der alte Gemeinderat vor der Kommunalwahl 2024 beschlossen hatte. Das Studio sei öffentlich kaum sichtbar: „Verdient das 10.000 Euro?“, fragte Barth. Dobmeier argumentierte damit, dass man diese „sehr wichtige Institution der Stadt“ sogar noch mehr ins Schaufenster stellen sollte. Das Studio stehe unter Denkmalschutz, dort seien großartige Aufnahmen des früheren Saba-Chefs Hans-Georg Brunner-Schwer entstanden – zum Beispiel mit dem Jazz-Klavier-Giganten Oscar Peterson. Und inzwischen würde dort wieder aktiv Musik aufgenommen, merkte Oberbürgermeister Jürgen Roth an.

Dobmeier gab außerdem zu bedenken, dass die Kulturträger, die in der Scheuer angesiedelt sind, ihre Räume von der Stadt bekommen würden: „Das ist auch ein Teil der Förderung.“