Auf dem denkmalgeschützten ehemaligen Kasernengelände Lyautey geht es voran: Das neue Wohnquartier namens „Von Richthofen-Park“ verändert sich beinahe täglich. 156 Menschen arbeiten derzeit auf der größten Baustelle Villingens.
Die ersten Bewohner werden bereits zum Jahresende erwartet. Sie beziehen die „City Cubes“, vier kompakte Neubauten, die nahezu fertiggestellt sind.

„Im Fußball würde man sagen: Die zweite Halbzeit hat begonnen“, sagt Uwe Birk, Vorstand des Investors Deutsche Bauwert (DBA) aus Baden-Baden, bei einem Vor-Ort-Termin am Montagvormittag. In den spätsommerlichen Himmel ragen riesige Kräne, Bagger rollen, Lastwagen fahren mit Material herbei.
350 Wohnungen erstellt die DBA auf dem ehemaligen französischen Kasernengelände. 330 seien bereits verkauft, sagt Uwe Birk. Die meisten davon als Kapitalanlage: Weniger als zehn Prozent der Wohnungen würden von den Eigentümern selbst bezogen, so Birk.
Als die Wohnungen verkauft wurden, habe der Quadratmeterpreis noch 3800 Euro betragen. Mittlerweile sei unter 4000 Euro nichts mehr zu haben. Das Gesamtverkaufsvolumen auf dem Gelände beziffert Birk mit 120 Millionen Euro.
Staatlich geförderte Wohnungen
Erfolgreich verkauft hat die Deutsche Bauwert mittlerweile auch einen Neubau, der eine Baulücke an der Richthofenstraße schließt. Das mehrgeschossige Gebäude hat jetzt die Baugenossenschaft Familienheim in Villingen gekauft. Dessen Geschäftsführer Sebastian Merkle bestätigte den Kauf, der gestern aktuell beim Notar perfekt gemacht wurde.
In dem Gebäude werden 19 Wohnungen untergebracht sowie zwei Gewerbe-Einheiten im Erdgeschoss. Die Wohnungen sind alle staatlich gefördert, das heißt, dass hier Menschen einziehen, die einen Wohnungsberechtigungsschein haben. Dieser Schein hilft Personen oder Familien mit geringem Einkommen, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Die Wohnungen sollen laut Sebastian Merkle nächstes Jahr, voraussichtlich im August, bezugsfertig sein.
Größere Wohnungen sind rar
Größere Wohnungen für Familien sind im neuen Wohnquartier nicht dominierend. Die zunehmende Singularisierung der Gesellschaft erhöhe den Druck, Zwei-Zimmer-Wohnungen zu bauen. Diese würden auch bei der DBA den Schwerpunkt bilden: „50 Prozent zwei Zimmer, 25 Prozent drei Zimmer, 25 Prozent vier Zimmer“, nennt Birk Zahlen. Und: „Für Familien bleibt es schwierig.“
Das liege auch an den steigenden Baukosten. Die Gesetze würden immer komplizierter, die Auflagen umfangreicher, das Bauen infolgedessen teurer. Wie knapp Baustoffe am Markt derzeit sind, bekommt die DBA aktuell am Gebäude Christel-Pache-Straße 9 aktuell zu spüren:

Dem Neubau fehlt noch das Dach
Grund dafür ist, dass das Bauholz für den Dachstuhl noch nicht geliefert werden konnte. Das Gebäude wurde just am Montag an eine hiesige Baugenossenschaft verkauft, so Birk. Welche das sei, könne er aus Datenschutzgründen nicht sagen.
Als problematisch erweise sich die ehemalige Reithalle der Kaserne. 900 Quadratmeter groß, seit Langen umgenutzt und dementsprechend verwittert – und unter Denkmalschutz stehend.
Die Crux
Das Dach solle in der jetzigen Form erhalten bleiben, so fordere es das Freiburger Landesdenkmalamt, schildert Birk. Um das Gebäude sinnvoll nutzen zu können, wäre eine Umgestaltung des Daches – je nach geplanter Nutzung – jedoch womöglich vonnöten.

Ein potenzieller Investor sei bereits abgesprungen. Man sei durchaus zu Kompromissen bereit, sagt Oberbürgermeister Jürgen Roth. Das sei immer noch besser als ein leer stehender 900 Quadratmeter-Bau, der verfällt und irgendwann nicht mehr zu retten sei. Beim Landesdenkmalamt habe sich diese Ansicht jedoch noch nicht durchgesetzt. „Es wäre das erste Mal, das wir ein Denkmal abreißen“, sagt Uwe Birk.
Er schätzt, dass das Großprojekt Von Richthofen-Park bis in zwei Jahren komplett abgeschlossen sein wird. Der DBA-Vorstand macht auch keinen Hehl daraus, dass die DBA mit dem Mangin-Gelände liebäugelt und gerne weitere Projekte in VS verwirklichen würde.