Kirstin Broszeit leitet im Polizeipräsidium die größte Abteilung. Sie ist der Schutzpolizei mit rund 1000 Beamten übergeordnet. Am Montagabend steuerte sie mitten in Villingen den Polizeieinsatz zu der unangemeldeten Demonstration gegen die Corona-Auflagen.
Keine Maskenkontrollen in der Rietstraße
Mit rund 60 Einsatzkräften wirkte die Polizei dieses Mal in Villingen. Eine Woche zuvor kritisierten regionale Behörden die personell schwache Aufstellung der Landespolizei gegen eine ähnliche, illegale Versammlung an selber Stelle.
Der Aufstellungsort der Polizei wurde am 3. Januar von mindestens 70 Prozent der rund 1200 Demonstrierenden gemieden. Der Pulk der Demonstrierenden traf sich in der Rietstraße. Dort gab es keine Maskenkontrollen der Polizei. Stattdessen zogen die Versammelten einfach zum Fußmarsch durch die Fußgängerzone und um die Stadtmauer herum los.
Auch nach dem Rundgang betraten die meisten der Demonstranten den Münsterplatz nicht – offenkundig, um sich dem Zugriff der Polizei zu entziehen.
Nur 300 Personen auf dem Münsterplatz
Etwa 300 Personen versammelten sich lediglich zwischen Münster und Rathaus. Hier spulte die Polizei ihr angekündigtes Programm ab. Es gab eine Durchsage zur Erinnerung ans Maskengebot und anschließend wurden Maskenverweigerer gezielt von den Beamten angesprochen.
Mit einem 42-Jährigen kam es dabei zu einer kritischen Lage. Der Mann soll sich, so Polizeisprecher Jörg-Dieter-Kluge, dem Maskengebot widersetzt haben. Als die Beamten die Personalien des Mannes feststellen wollten, habe sich die Person, so Kluge weiter, „körperlich zur Wehr gesetzt“. Rund fünf Beamte schleiften den Demonstranten schließlich zu einem Polizeifahrzeug am Münsterbrunnen. Dort wurde der Mann am Boden gehalten und nach etwa zwei Minuten in das Fahrzeug gehievt.
Gezieltes Agitieren eines Festgenommenen?
Die Reaktion des Mannes auf den Zugriff der Polizei fiel nicht nur Kirstin Broszeit auf. Die Einsatzleiterin sagte am Dienstag zum SÜDKURIER: „Bei mir ist der Eindruck entstanden, dass der Mann die Menge in Wallung versetzen wollte.“
Tatsächlich rief der Festgesetzte mit auffallend fester Stimme immer wieder um Hilfe. Wollte er tatsächlich die Umstehenden zu einer Befreiungsaktion und damit zu einem Angriff auf die Beamten animieren? War das Ganze letztendlich sogar absichtlich inszeniert, um die Lage kippen zu lassen?
Aus zwei Gründen eskaliert die Lage nicht
Die kritische Lage eskalierte jedoch nicht weiter. Dies lag an zwei Faktoren. Die Polizeiarbeit funktionierte in diesem Punkt effektiv. Die Beamten, die den Mann zum Auto schleiften, wurden sofort durch weitere Polizisten weiträumig abgepuffert. Uniformierte gingen aktiv auf Umstehende zu und drängten diese mit Worten und teils auch mit bestimmten Körpereinsatz zurück.
Buhrufe und Pfiffe
Die Menge der Umstehenden verhielt sich passiv. Niemand unterstützte den Festgenommenen aktiv. Zuvor hatte es Buhrufe und Pfiffe bei der Lautsprecherdurchsage der Polizei gegeben. Das heißt im Klartext: Dutzende von Personen pfiffen auf das Maskengebot des Landratsamtes.