Die Polizei ließ an diesem Montag nichts anbrennen. rund dreimal so viele Beamte wie eine Woche zuvor sind am Montag, 3. Januar, am Villinger Münsterplatz positioniert. Dabei ist auch ein Anti-Konfliktteam der Polizei.
Münsterplatz unter Kontrolle, aber...
Die Zugänge zum Platz werden – anders als vor einer Woche – kontrolliert, die Menschen, die auf den Platz wollen, werden von den Beamten auf das Maskengebot hingewiesen. Es geht darum, Corona-Ansteckungen zu vermeiden.

Den Einsatz leitet, im Gegensatz zu bisherigen Villinger Demonstrations-Anlässen, kein Verantwortlicher des örtlichen Reviers, sondern Kirstin Broszeit. Die Polizeidirektorin ist allen Schutzpolizisten im Präsidium vorgesetzt. Rund 1000 Beamte sind ihr unterstellt.
Gegen 18.45 Uhr sind auf dem Münsterplatz keine 200 Personen zu sehen. Tatsächlich ballen sich aber auf der Rietstraße bis zum Latschariplatz Hunderte von Menschen. Sie glauben, so die Auflagen umgehen zu können, die Polizei greift in der Fußgängerzone nicht durch.

Tatsächlich gilt auch in der City das Maskengebot des Landratsamts. Dies bestätigt Polizeisprecher Jörg-Dieter Kluge noch einmal ausdrücklich. Bei Versammlungen von mehr als zehn Personen trete das Maskengebot in Kraft.
Gegen 19 Uhr setzt sich die Menge in Bewegung und läuft in die Niedere Straße. Es sind so viele Teilnehmer wie wohl noch nie. Polizeisprecher Jörg-Dieter Kluge spricht von einer Zahl von „knapp über 1000 Menschen“. Tatsächlich sind es wohl 1200 Menschen. „Das kann sein“, sagt Kluge.
Auf dem Münsterplatz wartet der Großteil der Beamten ab. Rund zwei Dutzend Polizisten begleiten in Einsatzanzügen den Aufzug durch die Stadt, der sich vom Amtsgericht entlang des Kaiserrings Richtung Riettor bewegt, dann das Riettor und über die Anlagen am Romäusring in Richtung Gefängnis marschiert.
Maske tragen nur die wenigsten
Viele Gruppen halten Abstand, einige tragen die Wegstrecke über Kerzen und Laternen. Mehrere Polizisten laufen in der Mitte der Gruppe, rund zehn Beamte kommen ganz am Schluss. Die Stimmung ist entspannt.

Über die Niedere Straße geht es zurück Richtung Rietstraße. Viele bleiben hier stehen, holen sich einen Kaffee. Rund 300 betreten den Münsterplatz. Erste Teilnehmer singen vor dem Rathaus Lieder. Die Polizei schaut zu.
Gegen 19.45 Uhr wird es kritisch
Dann weisen die Beamten über Lautsprecher noch einmal auf das Maskengebot hin, das nach wie vor nur etwa die Hälfte der Teilnehmer befolgt. Im Vorfeld hatte die Polizei angekündigt, dass bei Zuwiderhandlungen Personalien aufgenommen würden. Genau das geschieht nun, es ist 19.45 Uhr. Vor dem Rathaus bildet sich plötzlich ein Getümmel. Polizisten ballen sich hier, eine männliche Stimme ruft sehr laut und mit überraschend fester Stimme notorisch um Hilfe.

Rund 20 Polizisten schirmen das Geschehen nun ab, drängen Personen zurück. Das Menschenknäuel um den Mann löst sich nicht, etwa fünf Beamte schleifen die Person Richtung eines Polizeiwagens am Münsterbrunnen. An dem Fahrzeug bringen die Beamten den Mann zu Boden und halten ihn dort fest. Noch immer ruft der Mann sehr laut und gut vernehmlich über den Platz.
Polizei schildert Festnahme
Bei dem Festgenommenen handelt sich sich nach Angaben von Polizeisprecher Kluge um einen 42-Jährigen. Dieser habe gegen das Maskengebot verstoßen und sich der Aufnahme seiner Personalien verweigert. Der Mann habe sich einer weiteren Befragung durch die Beamten „körperlich zur Wehr gesetzt“, so Kluge. Es werde eine Anzeige wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte erstattet. Es habe bei dem Tumult keine Verletzten gegeben, so der Polizeisprecher abschließend.
Die Lage ist nun brenzlig. Greifen die Umstehenden die Polizei an? Es gibt Pfiffe und Buhrufe und Schmähungen. Nach etwa drei Minuten beruhigt sich die Lage jedoch. Der Mann wird in den Polizeiwagen gehievt und zur Wache abtransportiert. Weitere Eskalationen gibt es nicht. Die Lage ist wieder unaufgeregt, weder die Polizei noch die Demonstranten lassen die Situation eskalieren.
Gegen 20 Uhr setzt Nieselregen ein, die Menschen brechen erkennbar zu Dutzenden nach Hause auf. Sie waren offenkundig Internetaufrufen gefolgt, um sich gegen die Corona-Auflagen der Politk zu artikulieren. Plakate oder sonstige Hinweise gibt es in der Menge nicht. Seit Wochen finden dazu Demonstrationen und Versammlungen in Villingen statt.
Auch diese Versammlung und der Aufzug durch die Stadt waren nach Angaben von Ordnungsamtsleiter Ralf Glück „nicht angemeldet“, wie zuletzt auch. Ein Versammlungsleiter sei „nicht bekannt“, so Glück weiter. Es ist allerdings offensichtlich, dass die Menge gelenkt wird. Bislang gelingt es den Ermittlern nicht, hierzu Erkenntnisse zu gewinnen.