Zoran Josipovic, Schulleiter am Deutenberg-Gymnasium, hatte es bereits geahnt. Wirklich sicher war er dann aber erst, als er am Donnerstag vor Schulbeginn die endgültige Mitteilung vom Kultusministerium erhalten hatte: Schwangere Lehrerinnen dürfen nicht in Präsenz eingesetzt werden. Auch nicht, wenn sie doppelt geimpft sind.

Zoran Josipovic, Schulleiter am Gymnasium am Deutenberg.
Zoran Josipovic, Schulleiter am Gymnasium am Deutenberg. | Bild: Fröhlich, Jens

100 Stunden umplanen

Für Josipovic hieß das von jetzt auf gleich 100 Stunden weniger, die er für das anstehende Schuljahr zur Verfügung hatte. 100 Stunden, die er umplanen musste. Für die er Vertretungskräfte suchen musste. Zum Teil mussten Unterrichtsstunden in den Nachmittag verlegt werden, den dann eine schwangere Lehrerin online übernehmen kann. Zum Teil müssen ein paar Stunden ausfallen. Auch das lies sich nicht verhindern. „In der Übergangszeit fallen Stunden aus“, sagt Josipovic. In der nächsten oder übernächsten Woche soll sich das aber wieder anders regeln lassen. „Das Kollegium ist bereit, mehr zu arbeiten“, sagt Josipovic. Anders würden sie es nicht schaffen.

Ihm ist wichtig, zu sagen, dass es natürlich nicht die Schuld der Schwangeren ist. „Die Kolleginnen sind alle bereit zu arbeiten.“ Wie das genau aussehen kann, das wird sich die nächsten Wochen einspielen. Einen Ersatz bekommt er nicht, weil die schwangere Kollegin ja nicht arbeitsunfähig ist in dem Sinn. Sie kann ja online unterrichten. Zumindest theoretisch. „Wenn ich eine fünfte Klasse online unterrichte, brauche ich trotzdem eine Betreuungskraft vor Ort“, sagt Josipovic. Die würde dann natürlich wieder an anderer Stelle fehlen.

Probleme auch an Grundschulen

Ein Problem will Elmar Dressel, Schulleiter der Südstadtschule, es eigentlich nicht nennen. „Eine Schwangerschaft ist ja etwas Schönes, etwas Wünschenswertes.“ Nichtsdestotrotz hat auch er mit dem, nennen wir es mal, Ist-Zustand, zu kämpfen. „Die Kolleginnen fehlen uns natürlich“, sagt er. In der Grundschule vielleicht sogar noch mehr, als in anderen Schularten. Denn dort ist eine Lehrerin doch noch mehr als nur Wissensvermittlerin in Deutsch oder Erdkunde. Sie ist Bezugs- und Vertrauensperson der Kinder. Dementsprechend kam die Nachricht bei den Kindern dann auch an, dass ihre Klassenlehrerinnen jetzt erst mal nicht mehr da sein werden. „Es gab viele Tränen“, sagt Dressel.

Elmar Dressel, Schulleiter der Südstadtschule.
Elmar Dressel, Schulleiter der Südstadtschule. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Zwei Kolleginnen sind in diesem Schuljahr schwanger. Das muss jetzt erst mal aufgefangen werden. Irgendwie haben sie es geschafft, dass alle Unterrichtsstunden trotzdem stattfinden können. „Wir können gerade so alle Pflichtstunden anbieten. Alles weitere wie Förder-, oder Teamstunden schaffen wir nicht.“

Die schwangeren Lehrerinnen leisten nun vor allem logistische Unterstützung, wie Dressel es nennt. Sie setzen beispielsweise Mathetests auf oder korrigieren Klassenarbeiten. „Alles was man von Zuhause aus machen kann.“ Wenn sich alles ein wenig eingespielt hat, ist auch geplant, dass sie per Videoschalte schwächere Schüler beim Lernen unterstützen werden.

Das sagt das Kultusministerium

Wie viele Lehrerinnen und Schulen in diesem Jahr davon betroffen sind, dazu gibt es noch keine genauen Zahlen. „Anhand der Fallzahlen aus dem Vorjahr gehen wir über alle Schularten hinweg von mehr als 3300 betroffenen Lehrkräften aus“, so das Kultusministerium auf Nachfrage. „Für die Schulen bedeutet dies zum Teil auch eine Umorganisation der gerade erst erstellten Stunden- und Vertretungspläne.“ Das Ministerium betont aber auch, dass sie durchaus auch Rückmeldungen von Schulen erhalten hätten, „wonach schwangere Lehrerinnen teilweise schon von vorneherein bei den Planungen an den Schulen nicht für den Präsenzunterricht vorgesehen wurden, da mit Maßnahmen zu deren Schutz gerechnet werden musste“.

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Die Herausforderungen für die Schulleiter und die Schulen sei ihnen aber dennoch bewusst. Darum gibt es auch einige Hilfestellungen seitens des Ministeriums. „Wir haben auch in diesem Schuljahr Mittel zur Verfügung gestellt, um zusätzliche Personen zur Sicherung des Präsenzunterrichts an Schulen gewinnen zu können.“ Die Schulen können so versuchen, die Lücken, durch interne Verschiebungen zu schließen. Außerdem sei es für die Schulen möglich, befristete Verträge zur Sicherung des Präsenzunterrichts abzuschließen. 125 zusätzliche Stellen und 100 Stellen in der Form von Mitteln habe das Kultusministerium dafür zusätzlich noch für alle Schulen zur Verfügung gestellt.