Aktuell steht auf dem Villinger Latschariplatz der grüne Pavillon der „Fridays For Future“-Aktivisten mit dem Aktionsbündnis Klimanotstand. Bis Freitag um 11.30 Uhr harren die Aktivisten dort im Schichtwechsel aus – Tag und Nacht. Die 48-stündige Mahnwache, bestehend aus Live-Musik, Workshops, Informationsgesprächen und Kunstaktionen verfolgt vor allem ein Ziel: Orientierungshilfe vor der Wahl sowie Polarisierung durch Protest.

„Gerade die Aufklärung ist für uns im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl das Wichtigste“, sagt der Schwenninger Amarin Lawton, der bereits im vergangenen Jahr bei der erfolgreichen zweitägigen Mahnwache dabei war.
„Die jetzt gewählte Bundesregierung ist vermutlich die letzte, die noch wirklich etwas ändern kann, bevor es zu spät ist. Je länger wir warten, desto drastischere Maßnahmen müssen ergriffen werden, die nächsten Jahre sind entscheidend“, sagt Lawton. Gerade deshalb sei es wichtig, auf der Straße jetzt so viele Menschen wie möglich auf die Thematik aufmerksam zu machen. Lawton zufolge funktioniere das am besten durch das am Stand ausliegende Informationsmaterial in Form von wissenschaftlichen Studien sowie im Gespräch mit den Passanten.
„Nur mit Druck von der Straße kommt es zur Veränderung. Es ist jedes Mal auch für uns eine interessante Erfahrung, bei der viele neue Impulse weitergegeben werden können. Es entstehen immer sehr interessante Gespräche“, sagt auch der Villinger Aktivist Jonas Klein, einer der Initiatoren der diesjährigen Mahnwache. Die Dringlichkeit sei Klein zufolge auch in den Medien noch nicht angekommen, weshalb jetzt polarisiert werden müsse, statt weiterhin zu warten. „Die Kosten für den Klimaschutz sind zwar hoch, jedoch weitaus geringer als die Kosten für keinen Klimaschutz“, so Lawton.

„Wir möchten allerdings nicht für bestimmte Parteien werben, wir sind lediglich dafür da, auf den Klimawandel aufmerksam zu machen und Leuten mit ihrer Wahl-Entscheidung zu helfen“, sagt Klein. Man könne ihm zufolge ohnehin keine Klimagerechtigkeit wählen, je nach Wahl werde lediglich das Ausmaß der Klimazerstörung erhöht oder reduziert. Kritisch sieht er daher die momentanen Parteiprogramme, die aus seiner Sicht nicht ausreichen, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens umzusetzen. Nach seiner Überzeugung gebe es derzeit keinen konkreten Plan, um die globale Klimaerhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Protest durch Kunstaktionen
Von Mittwoch bis Freitag haben die Initiatoren der Mahnwache neben der Faktendarlegung außerdem Live-Musik und Workshops organisiert. „Neben der Aufklärung durch das ausliegende Informationsmaterial an unserem Stand sowie den Workshops werden wir auch immer wieder in Form von Kunstaktionen protestieren. Zum Beispiel, indem wir symbolisch auf der Straße sterben. 48 Stunden wird hier auch durchgehend immer jemand am Stand sein.
Theoretisch kann man hier auch um drei Uhr morgens vorbeikommen, um sich zu informieren.“ Am Freitag endet die Mahnwache um 11.30 Uhr. Pünktlich zum globalen Klimastreik, bei dem in 350 deutschen Städten für das Klima demonstriert wird – so auch in Villingen. Auch die Aktivisten der Mahnwache werden die Proteste am Freitag unterstützen und hoffen darauf, dass auch diese so kurz vor der Wahl Einfluss auf die Politik haben werden.