Erst waren sie zu, dann wieder geöffnet, dann im „Lockdown Light“ ab November 2020 wieder geschlossen – und das blieben sie dann auch für sieben Monate: Die Fitnessbranche und die Mitglieder der bundesweit rund 9500 Studios (Quelle: Statista) haben unter der Pandemie bisher stark gelitten.
Seit dem Frühsommer darf wieder trainiert werden. Wie geht es den Studios im zu Ende gehenden zweiten Corona-Jahr?

Maria Göppinger ist Geschäftsführerin des Villinger Injoy. Für sie sei zuletzt wenig überraschend gekommen, sagt sie, auch nicht die 2G-plus-Regelung. „So gesehen konnten wir ganz gut damit umgehen und waren auch entsprechend vorbereitet.“
„Ich habe prinzipiell schon damit gerechnet, dass nicht wieder alles normal läuft.“Maria Göppinger, Injoy-Geschäftsführerin
So wurden beispielsweise schon vorsorglich Tests eingekauft, mit denen alle Mitglieder sich am Eingang hätten testen können. Die werden nun zum Großteil nicht mehr benötigt, aber Maria Göppinger sieht es positiv: „Man weiß nie, ob und wann man sie braucht.“
Manches nervt einfach
Was die Geschäftsführerin hingegen nervt: Die ständigen Neuregelungen, wie beispielsweise das Hickhack um Tests für Geboosterte und Geimpfte am ersten Dezemberwochenende.
„Mal so, mal so und nichts wird klar kommuniziert“, ärgert sie sich. Ständig müsse man die Regeln auf der Homepage aktualisieren, die Mitarbeiter neu einweisen. „Man könnte es ja auch gleich von Anfang an richtig kommunizieren“, sagt sie. „Von uns wird das ja auch erwartet, was wir auch ganz gut hinbekommen.“
Mitglieder sind verunsichert
Problematisch sei die Situation vor allem für ältere Mitglieder, die weder Smartphone noch E-Mail nutzen. „Bis ich ihnen einen Brief geschickt habe, sind die Regeln ja schon wieder veraltet.“ Entsprechend groß sei die Verunsicherung bei den Mitgliedern, die anrufen und sich nach dem aktuellen Sachstand erkundigen.
„Selbst wenn wir alles auf online umstellen: Training im Wohnzimmer ist letztlich kein Ersatz.“Maria Göppinger, Geschäftsführerin Fitnessstudio Injoy
Hat die Injoy-Geschäftsführerin Angst vor einem weitere Lockdown? Die 40-Jährige muss nicht lange überlegen. „Angst habe ich vor nichts. Ich bin aber auch generell kein ängstlicher Mensch.“ Eine neuerliche Schließung würde das Studio auch wieder verkraften. „Schlimm finde ich es vor allem für die Mitglieder, die völlig aus dem Rhythmus kommen.“ Sport sei nicht nur Freizeit, sondern diene auch der Gesundheit. Gerade für gesundheitlich angeschlagene Mitglieder, die Reha-Sport treiben, sei es wichtig, am Ball zu bleiben. „Selbst wenn wir alles auf online umstellen: Training im Wohnzimmer ist letztlich kein Ersatz.“
Viele lassen den Vertrag ruhen
Die Grundstimmung unter den Mitgliedern nehme sie als „eher genervt“ wahr. Über die Pandemiemonate hinweg seien dem Injoy auch Mitglieder abhanden gekommen, wie viele das letztlich seien, könne sie noch nicht abschätzen. „Wir haben viele Ruhezeiten eingeräumt. Was da letztlich herauskommt, wissen wir natürlich noch nicht.“

Sascha Rapierski, Geschäftsführer der Easyfit-Studios in Villingen und Schwenningen, empfindet die Studios im Corona-Regel-Wirrwarr als Spielball der Politik. Mit der 2G-Plus-Regelung fühle er sich vor den Karren gespannt, um den Impfdruck zu erhöhen. „Ich frage mich, ob es diejenigen, die jetzt schon bockig sind, dazu bringt, sich impfen zu lassen.“ Besonders ärgerlich sei noch dazu, dass viele Impfwillige sich derzeit abmühen müssen, überhaupt an einen Termin zu kommen.
120.000 Euro investiert
Man habe in den Easyfit-Studios 120.000 Euro in Hygienemaßnahmen investiert, die gar nicht verpflichtend gewesen wären. Man habe Luftreiniger aufgestellt, vor Kurzem Fiebermessautomaten an den Eingängen installiert. Die Bundesregierung hingegen sei völlig unvorbereitet in die vierte Welle geschlittert. „Experten haben schon im Sommer darauf hingewiesen, dass eine dritte Impfung nötig sein werde, die Stiko empfiehlt sie im Oktober“, nennt er ein Beispiel.
Rapierski hofft, dass die neue Bundesregierung und vor allem der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach ständig wechselnden Verordnungen ein Ende setzen.
Ruhezeiten und Kündigungen
Seit Beginn der Pandemie habe es viele Kündigungen gegeben. Zwar hätten sich auch wieder neue Mitglieder angemeldet, doch der Zulauf sei durch die Lockdowns auch wieder unterbrochen worden. Auch im Easyfit seien für viele Verträge Ruhezeiten vereinbart worden.
Die Mitglieder jedenfalls seien sehr bemüht, sich an alle Regeln zu halten. Nur selten müsse man Einzelne daran erinnern, dass beispielsweise auf den Laufwegen im Studio die Maske getragen werden muss.