Der Technische Ausschuss hat sich am Mittwoch in der Schwenninger Neckarhalle geschlossen hinter einen schweren Investitionsbrocken gestellt, dem Sparzwang, der Inflation und der Energiekrise zum Trotz.

Einstimmig fiel die Abstimmung über die Entwurfsplanung zur Umnutzung von zwei ehemaligen Mannschaftsgebäuden aus, die zuvor Dieter Kleinhans, Leiter des Amtes für Gebäudewirtschaft und Hochbau, sowie Projektleiter Tobias Walderich dem Gremium im Detail vorgestellt hatten.

Kritik, Bedenken und hitzige Diskussionen, die gab es, wenn überhaupt, nur in homöopathischen Dosen. Lediglich die Kosten sorgten für einige Sorgenfalten. Der Grundtenor war positiv und es gab viel Lob für die verwaltungsintern Entwicklung und Planung des Projektes.

Die Planungen sehen vor, die Gebäude im Winkel von Richthofenstraße und Kirnacher Straße in Verwaltungsgebäude umzubauen und hier vor allem Bürgeramt und Archiv unterzubringen.

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Viel Lob für aus den Fraktionen

Mit den bisherigen Planungsschritten in Eigenregie, also ohne externe Stellen damit zu beauftragen, habe man der Stadt bereits zwei Millionen Euro eingespart, lobte Stadtrat Andreas Flöß von den freien Wählern die Arbeit von Kleinhans und Walderich. „Glückwunsch. Eine herausragende Planung. Sie haben alles, was geht, herausgeholt“, so Flöß weiter, der selbst Architekt ist.

Dietmar Wildi von der CDU sprach von einer gefälligen Architektur. Dem schloss sich Edgar Schurr von der SPD an und nannte die Pläne, die einen KfW-Effizienzhaus 40 Standard vorsehen, als „energetisch gelungen“. Im Keller des Archivgebäudes ist eine Geothermieanlage vorgesehen, auf Dächern und Carports sollen zwei Photovoltaikanlagen mit zusammen 220 Kilowatt Spitzenleistung grünen Sonnenstrom produzieren.

Ein Kompliment gab es auch von Cornelia Kunkis von den Grünen. Frank Bonath von der FDP zeigte sich entzückt von den farbigen, quadratischen Gestaltungselementen an den Hausfassaden. „Das ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft“, so sein Gesamtfazit.

Dieter Kleinhans (Mitte) und Tobias Walderich (nicht zu sehen) präsentieren ihre Entwurfsplanung im Technischen Ausschuss. Besonders gut ...
Dieter Kleinhans (Mitte) und Tobias Walderich (nicht zu sehen) präsentieren ihre Entwurfsplanung im Technischen Ausschuss. Besonders gut kommen die rechteckigen, farbigen Gestaltungselemente an den Gebäuden an. | Bild: Fröhlich, Jens

Große Investition

Bei den veranschlagten Kosten wurde dann aber doch deutlich, dass Kosten für die Doppelstadt kein Pappenstiel sind. „44 Millionen sind viel“, so Edgar Schurr in seiner Stellungnahme. Dietmar Wildi formulierte es so, dass man über den Betrag erst einmal erschrocken sei.

Architekt Flöß sprach hingegen von einem guten Ergebnis und untermauerte seine Einschätzung mit gängigen Vergleichswerten. Demnach würde man bei Neubauten eher von 80.000 Euro und mehr an Baukosten pro Verwaltungsarbeitsplatz ausgehen. Mit den nun kalkulierten rund 62.000 Euro liege man deutlich unter dem Indexwert. Dem waren sich auch die anderen Ausschussmitglieder bewusst.

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„Sie haben auch wirklich nichts vergessen“, hakte Wildi dennoch noch einmal nach im Hinblick auf Ausstattung, Mehrkosten und Zeitrahmen. Bonath äußerte ähnliche Bedenken wegen der 240 nötigen Mikropfähle, die im Keller des Archivgebäudes im Erdreich verankert werden müssen, um die Statik für die darüber liegenden Rollregale des Archivs zu garantieren und mit rund zwei Millionen Euro zu Buche schlagen.

„Gibt es da ein Risiko?“, fragte er. Walderich bekräftigte, dass man alles genau geplant, geprüft und nichts vergessen habe. Durch die Machbarkeitsstudie kenne man die vorhandene Bausubstanz sehr genau. Daher sei die Zahl an unbekannten Variablen eher gering einzuschätzen.

Die Löcher im Keller zu bohren, sei ebenfalls machbar. Auch diesen Aspekt habe man im Vorfeld abgeklärt. „Unser Ziel sind 43,3 Millionen Euro“, zeigte sich Walderich zuversichtlich, die einkalkulierte Reserve am Ende gar nicht antasten zu müssen. Mit diesem Versprechen im Ohr gaben alle Ausschussmitglieder grünes Licht und stimmten dem Beschlussvortrag zu, über den nun der Gemeinderat in einer kommenden Sitzung final entscheiden muss.

Das Votum der Mitglieder des Technischen Ausschusses ist einstimmig.
Das Votum der Mitglieder des Technischen Ausschusses ist einstimmig. | Bild: Fröhlich, Jens

Verzögerung hilft bei Finanzierung

Diese Entscheidung erleichtert hat sicherlich die Tatsache, dass sich die anstehende Generalsanierung im Theater am Ring wohl erst einmal verschoben werden und das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie abgewartet werden muss.

Eine für diese Maßnahme vorgesehene Verpflichtungsermächtigung über 9.25 Millionen Euro kann somit eine Anpassung der Verpflichtungsermächtigung für die Neuordnung der Verwaltung von derzeit im Haushaltsjahr 2023 eingestellten rund 14,5 Millionen Euro auf insgesamt 21,19 Millionen Euro decken.

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Das ist geplant

Die beiden Gebäude bieten nach dem Umbau 13.600 Quadratmeter Grundfläche. 80 Kilometer Kabel werden verlegt. Die Rollregale im Archiv sind mit 15.000 Laufmetern bemessen. Insgesamt entstehen 158 Arbeitsplätze in offenen Arbeitsbereichen und separaten Büros. Außerdem sind ein Multifunktionsraum, ein zusätzliches Trauzimmer sowie Besprechungsräume vorgesehen.

Pro Gebäude gibt es zwei Eingänge. Im Außenbereich sind eine Garage, Carports für Elektrofahrzeuge sowie Parkplätze geplant. Einziehen werden städtische Mitarbeiter, die zuvor in anderen Verwaltungsstandorten verstreut untergebracht waren, wie zum Beispiel im ehemaligen Nexus-Gebäude „Auf der Steig“, im Villinger Rathaus, in der Großherzog-Karl-Straße oder in der Schwenninger Winkelstraße.

Das ist der Zeitplan

Folgt der Gemeinderat der Empfehlung, soll der Antrag auf Baugenehmigung durch die Mitarbeiter des Amtes für Gebäudewirtschaft und Hochbau erstellt und noch im Dezember eingereicht werden. Im Januar könnte dann die Werkplanung beginnen, im März die Ausschreibungen für Abbruch und Erdarbeiten. Klappt alles, könnten Bagger bereits im Sommer die Arbeit aufnehmen.

Im November 2024 soll das Archiv dann bezugsfertig sein, im Mai 2025 die Verwaltung. Der Termin für den Archiv-Umzug ist zudem kaum verschiebbar, da das Stadtarchiv am bisherigen Standort nach einem Besitzerwechsel 2024 ausziehen muss, wie Kleinhans in der Versammlung mitteilte.

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