Sie nennen sich „Querdenker Schwarzwald-Baar-Kreis„ und organisieren am Samstag die mittlerweile dritte Demonstration in Villingen, die sich kritisch mit den von der Regierung verhängten Corona-Einschränkungen für die Bevölkerung auseinandersetzt. Doch wer verbirgt sich hinter dieser Demonstration, die vor einer Woche rund 300 Menschen in die Villinger Fußgängerzone lockte?
„Wir sehen keinen Untergang des Landes durch die Pandemie und wir sind keine Verschwörungstheoretiker, sondern irgendwo dazwischen“, sagt Frank Duden (57), der gemeinsam mit seiner Frau Saraya die heutige Demonstration bei der Stadtverwaltung angemeldete hat. Das Ehepaar, wohnhaft in Ippingen bei Geisingen, betont, dass sie keineswegs gegen sämtliche von der Bundes- und Landesregierung verordneten Beschränkungen zum Schutz vor dem Virus seien. Was aber in den vergangenen Wochen alles an Grundrechten eingeschränkt wurde, „macht uns fassungslos“, sagt Saraya Duden (59). Sie sind der Meinung, dass die Erlasse inzwischen „völlig unverhältnismäßig seien“ und eine Rückkehr zum normalen Alltag geboten wäre. Deshalb haben sie die Demonstration beantragt.
Die dritte Demo
Es ist bereits die dritte Demonstration, die das Ehepaar mitorganisiert. Um sie herum besteht ein Kreis von einem halben Dutzend weiterer Helfer, sagen sie. Dazu gehören auch Aktivisten des „Impfkritischen Stammtisches“. Die erste Demo, die diese Gruppe vor zwei Wochen veranstaltete, hieß noch „Nicht ohne uns“. Unter diesem Motto finden seit geraumer Zeit bundesweite Demonstrationen statt, ein Sammelbecken von Weltanschauungen von links bis rechts, von Impfgegnern, Verschwörungstheoretikern sowie besorgten und verängstigten Bürger, die gegen die Corona-Einschränkungen aufbegehren. Davon hat sich die Handvoll der regionalen Akteure inzwischen abgekoppelt und sich das Label „Querdenker“ umgehängt. Sie präsentierten sich als eher gemäßigte Kritiker.
Aus dem grünen Milieu
Mit rechten Gruppen, so betont das Ehepaar Duden, haben sie nichts zu tun. Der gelernte Bauhandwerker Duden sagt, er sei schon immer politisch gewesen und komme aus dem Grünen Milieu. Seine Frau berichtet, sie sei in ihrer Jugend auf Demos der Friedensbewegung gegangen. Vor einigen Monaten habe die Schülerbewegung „Fridays for Future„ sie wieder politisiert. Mittlerweile gehören die Dudens zu den Aktivisten der „Extinction Rebellion“, ebenfalls einer Klimaschutzbewegung in der Region. Diese aber, so betonten die beiden, wollen mit den Anti-Corona-Demonstrationen nichts zu tun haben.
Unsoziale Folgen
Die Dudens aber schon. Sie finden, dass die Einschränkungen der Freiheitsrechte im Zuge der Virus-Pandemie ebenso wie der Klimawandel auch etwas zutiefst Unsoziales haben. Das massive Herunterfahren der Wirtschaft vernichte Arbeitsplätze und Existenzen. Die Corona-Angst sorge dafür, dass Menschen mit lebensbedrohlichen Krankheiten sich nicht mehr in die Krankenhäuser wagen und daheim versterben.
Die bisherigen Zahlen der Covid-19-Erkrankungen rechtfertigten nicht die weitreichenden Einschränkungen der Grundrechte, findet das Ehepaar. Die Mortalität in Deutschland sei zwischen Januar und März nicht höher als sonst, eher etwas niedriger. Als Alternative zu dem von der Bundesregierung eingeschlagenen Weg hält Frank Duden das schwedische Modell für das richtigere: Die Herstellung von Herden-Immunität mit dem Verzicht auf einen Lock-down. Die Starken sollten sich anstecken lassen dürfen, um die gesundheitlich Schwachen durch Immunität zu schützen, so seine Vorstellung. Deshalb sind die Demo-Veranstalter auch dafür, dass Schulen und Kindergärten umgehend wieder den Normalbetrieb aufnehmen, ebenso das Wirtschaftsleben. Sinnvoll sei es aber, das Personal an den Supermarktkassen mit Glasscheiben zu schützen oder den Zugang in Baumärkten zu begrenzen. Der Verzicht auf Volksfeste und Stadionbesuche sei ebenfalls sinnvoll.
Auf dem Münsterplatz
Die Dudens sind nun gespannt, wie viele Menschen am Samstag zur Demonstration kommen. Diese findet wiederum um 15.30 Uhr statt, allerdings dieses Mal auf dem Münsterplatz. An die 300 Menschen kamen vor einer Woche, keiner weiß, wie viele es heute werden. Die Werbung für die Veranstaltung läuft meistens übers Internet und private Verteiler in den sozialen Medien.
Auf die Einhaltung der Corona-Hygieneregeln legen sie als Veranstalter wert. Die Organisatoren tragen Mundschutz, die Besucher werden auf die Einhaltung der Absandsregeln hingewiesen. Drei Redner haben sich bereits angemeldet. Frank Duden will aber auch Menschen aus dem Publikum zu Wort kommen lassen. Das sei oft spannend, berge aber auch die Gefahr, dass Menschen mit extremen oder abseitigen Ansichten sich zu Wort melden. „Wir wollen uns nicht von Rechtsextremen instrumentalisieren lassen“, unterstreicht Frank Duden. Aber: Auch Linke und Rechte hätten Grundrechte. Deshalb könne man sie nicht einfach von eine Demonstration ausschließen. Insofern bleibt die Demo für die Veranstalter eine Gratwanderung.