Um Hochwasser-Situationen noch besser auswerten zu können, wird derzeit das Bachbett der Brigach radikal umgebaut. Oberhalb der Paradiesbrücke fließt der Bach aktuell im August beinahe wie gewohnt. Das Wasser ist angestaut und wird durch Rohre Richtung Schwedendamm nach Süden abgeleitet. Die Bauarbeiten sollen so trockenen Fußes stattfinden können.
Mittlerweile werden die Ausmaße des Eingriffs begreifbar. Unterhalb der Paradiesbrücke vom und zum Bahnhof wird das Bachbett scheinbar gepflastert.
So wird das Bachbett erklärt
Was hat es damit auf sich? Der SÜDKURIER hat nachgefragt, ein Sprecher des Regierungspräsidiums erklärt: Im Bereich des Brigach-Pegels in Villingen wird die Gewässersohle gepflastert, um einen dauerhaft stabilen Messquerschnitt zu gewährleisten. Damit können nach Fertigstellung nicht nur die Hochwasser-, sondern dann auch die Niedrigwasserabflüsse besser erfasst werden.

Der Pegelsachverständige im Präsidium, Benno Schulz, erläutert zusätzlich: In der Gewässermitte werde durch eine ungleichmäßige, aufgelöste Pflasterung am Messquerschnitt „ein Rau-Gerinne angelegt, damit der Pegel auch für Fische und Kleinstlebewesen durchwanderbar wird.“
Die Arbeiten im Bereich des Bahnhofs im Stadtbezirk Villingen begannen Ende Juni. Wie das Regierungspräsidium Freiburg (RP) mitteilt, soll die Messstation künftig die verstärkt auftretenden Niedrigwasserabflüsse infolge langer Trockenzeiten besser erfassen. Die Kosten liegen bei rund 500.000 Euro. Die Bauarbeiten sollen Anfang Oktober abgeschlossen sein.
Wichtig für die Hochwasser-Analyse
„Die Messdaten des Pegels sind eine wichtige Endscheidungshilfe für die Umweltverwaltung und die Gewässernutzer, um in anhaltenden Trockenzeiten zum Beispiel Wasserentnahmen steuern zu können“, erklärt Projektleiter Benno Schulz vom Landesbetrieb Gewässer beim Regierungspräsidium.
Im Rahmen der nun anstehenden Baumaßnahme wird das Gewässerprofil der Brigach im Bereich der Messstation durch ein sogenanntes Einschnürungsbauwerk so verschmälert, dass künftig die Niedrigwasserstände durch entsprechende Fließtiefen genau erfasst werden können und auch bei anderen Abflusszuständen eine bessere Erfassung der Abflüsse möglich ist. Um die Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen, wird zudem die Durchgängigkeit für Fische und andere Wasserlebewesen durch den Bau einer sogenannten Rauen Rampe wesentlich verbessert. Ergänzend werden oberhalb der Paradiesgassenbrücke Gewässerstrukturelemente wie Buhnen, Störsteine, Fischunterstände in die Brigach eingebracht, um eine größere Strömungsvielfalt zu erzeugen und im Niedrigwasserfall einen höheren Wasserstand für durchwandernde Fische zu erhalten.
So entsteht der neue Villinger Pegel
Die bisher vorhandene Messstation wird in einem neuen Pegelhaus direkt an der Brigach untergebracht und mit neuer Messtechnik ausgestattet. Ebenfalls im Zeichen des Klimawandels sollen hier in einem Pilotversuch zudem weitere Parameter zur Gewässergüte und die Temperatur im Gewässer erfasst werden. Während der Bauzeit wird der Wasserstand über einen kleinen Hilfspegel rund 300 Meter unterhalb im Bereich der Bertholdstraße erfasst, um auch für den Zeitraum der Baumaßnahmen eine Abschätzung der Abflusssituation vornehmen zu können.
Die Planung erfolgte in enger Abstimmung mit der Landesanstalt für Umwelt in Karlsruhe und der Stadt Villingen-Schwenningen, die unter anderem die Flächen für die Baumaßnahme zur Verfügung gestellt hat. „Durch einen zügigen Bauablauf wollen wir die Beeinträchtigungen für die Anwohner und Behinderungen entlang des uferbegleitenden Weges möglichst gering halten“, betont Benno Schulz.