Heliosarena grotesk: Einerseits verdoppelte die Einrichtung zuletzt ihr Jahresdefizit auf 500.000 Euro, andererseits herrscht in der Einrichtung kaum zu bewältigender Andrang. VS on ice – so sieht es hinter den Kulissen der Schwenninger Arena aus.
Das verdoppelte Defizit und die Gründe
Das Eislaufstadion in Schwenningen ist wie viele Freizeit- und Unterhaltungsbetriebe der Stadt ein Zuschuss-Empfänger. 200.00 bis 250.000 Euro Defizit pro Eis-Saison – das war bislang die Regel. Zuletzt färbten sich die Bilanzzahlen von rot zu tiefrot. Die Coronakrise und ihre Folgen.

Klaus Hässler ist der Geschäftsführer der Einrichtung. Er erklärt die Finanzlage des kommunal geführten Hauses mit den Entwicklungen rund um die Viruskrise. Seit Monaten gebe es keine Zuschüsse mehr von Bund und Land wie noch zu Ausbruch von Corona im Frühjahr 2020. „Seit den ersten Monaten von 2021 gab es da nichts mehr“, schildert Hässler, der die Bilanz zuletzt dem Gemeinderat vorgestellt hatte.
Zudem gebe es den Zuschauerausfall zu verkraften. Eigentlich kommt es dem Eislaufbetrieb somit gelegen, dass er seit Weihnachten geradezu bestürmt wird. Die Villinger Familien drängen aufs Eis, Mütter mit Kindern, ältere Herren mit den Enkeln.
Probleme mit Auflagen und Akzeptanz
„Wir werden überrannt“, sagt Klaus Hässler am Montag nach Neujahr. Mit dem normalen Personalbestand sei die Lage nicht mehr zu bewältigen gewesen. Dies liege vor allem an den Corona-Auflagen. 2G plus lautet es am Eingang. Mit riesigen Folgen für alle Beteiligten.
Hässler: „Wir haben jetzt zusätzlich Security am Eingang, wir haben das anders nicht mehr wirklich geschafft.“ Ein Mitarbeiter prüft vor der Halle die in einer Schlange wartenden auf die erforderlichen Dokumente. Fast eine Stunde vor Freigabe der Eisfläche muss mit diesem Prozedere begonnen werden. „Sonst klappt das zeitlich nicht“, sagt der Geschäftsführer.

Gäste können sich ausschließlich online einen Termin reservieren. „Das muss sein, dass wir die Kontrolle haben, wann wir unsere aktuelle Obergrenze von 250 Personen auf dem Eis erreichen“, schildert Hässler. Geprüft werden müsse jedes Detail: „Zum Beispiel, wann jeder geimpft wurde und ob das Zertifikat jetzt noch gültig ist“, erklärt der Kunsteisbahn-Chef weiter.

Die meisten Sorgen gebe es aktuell wegen des Maskengebots. Die Landesregierung hatte in ganz Baden-Württemberg Probleme mit einer schwammig formulierten Auflage. FFP2-Masken „sollen“ getragen werden, hieß es da. Viele interpretierten das als eine Kann-Vorschrift und nicht als Pflicht, wie es formaljuristisch gemeint ist. Bei der Heliosarena gibt es bis heute deshalb riesige Probleme.
Umbuchen oder Geld zurück
„Manche kommen mit medizinischen Masken“, sagt Hässler und fügt mit einem Stirnrunzeln hinzu: „Auch die müssen wir dann leider wegschicken.“ Dass es Unverständnis am Eingang gibt, verschweigt er nicht. Mit diesen Kunden entfalte sich dann jeweils am Eingang eine längere Gesprächsphase: „Viele wollen umbuchen und mit Maske wiederkommen, andere wollen ihr Geld zurück. Wir erfüllen diese Wünsche natürlich“, erklärt der Geschäftsführer. Der Zeitaufwand sei enorm.
Im Postfach stauen sich hunderte Anfragen
Zur Lage beschreibt Klaus Hässler, der vor rund 20 Jahren als Hallenmanager erfolgreich die Neue Tonhalle in Villingen an den Start gebracht hatte, auch Hintergründe. Am Montag nach Neujahr sei die Situation im Büro der Arena so gewesen: „Wir haben allein vom Wochenende 1200 E-Mails vorliegen.“ Es gebe Fragen zu Vorschriften-Details oder auch Umbuchungsanfragen wegen plötzlich erkrankter Familienmitglieder. „Wir schaffen es kaum, das alles sofort zu beantworten. Hässler bittet die Bürger ausdrücklich um Verständnis.
So ist der Arena-Tag gegliedert – bis spät in die Nacht
Aktuell gibt es drei Laufzeiten pro Tag: 10 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr und 19 bis 21 Uhr. Immer mit maximal 250 Personen, alles sei bislang ausgebucht gewesen. Für die Belegschaft gibt zwischendurch keine Veserpause. Da geht es dann so weiter: „Wir müssen die Umkleideräume desinfizieren, ebenso die ausgeliehenen Schlittschuhe und vieles mehr.“

Unter dem Strich seien die Feiertagswochen für die Einrichtung natürlich wegen der großen Resonanz positiv. 5 Euro bezahlt ein Erwachsener, 3 Euro ein Jugendlicher, kleine Kinder sind frei.
Für das Arena-Team ist abends noch kein Feierabend. Klaus Hässler zeigt im Maschinenraum der Einrichtung stolz den Belegungsplan: Bis um 23 Uhr wird hier trainiert. Kunsteisläufer, Bambini-Puckjäger und viele Vereinsspieler aus Schwenningen sind hier eingeschrieben.
Alle drücken hier die Daumen für...
Und dann gibt es ja noch die Profisportler, die in der Helios-Arena trainieren und spielen. Alle drücken den Wild Wings die Daumen. Die Mannschaft liegt aktuell auf dem vorletzten Tabellenplatz. Der Abstieg aus der ersten Liga droht.
Auf der Tribüne sind derzeit keine Zuschauer bei den Spielen gestattet. Ein Transparent von den Fans spannt sich über die Stehplätze. Geschrieben steht hier wie eine Anklage: „Trotz 2G plus: Leere Ränge und leere Kassen.“ Die im Sommer mit Hochdruck fertiggestellten Lounges im Obergeschoss der Arena stehen leer. Designermobiliar, lange Tressen, prall volle Kühlschränke. Auch das liegt derzeit alles auf Eis.