Nach dem Urteilsspruch am Mittwoch im Hess-Prozess (wir berichteten) herrschte im Großen Sitzungssaal des Landgerichts Mannheim bei den Angeklagten Christoph Hess und Peter Ziegler vor allem eines: Erleichterung, dass sie mit Bewährungsstrafen davonkommen, Erleichterung vor allem aber, dass dieses Verfahren nach langen Jahren endlich vorbei ist.

Christoph Hess wurde von seiner Ehefrau nach dem Urteil lange umarmt. Der Richterspruch ist zwar noch nicht rechtskräftig, gegen das Urteil können noch bis Mittwoch Rechtsmittel eingelegt werden. Doch weder die Staatsanwaltschaft noch die Angeklagten dürften ein Interesse haben, dieses Verfahren zu verlängern.

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Peter Ziegler, zu 17 Monaten auf Bewährung verurteilt, sagte, dass er keine Kraft mehr habe, weiter zu prozessieren. Und wohl auch kein Geld mehr, wie er am Rande der Verhandlung äußerte. Die Anwalts- und Verfahrenskosten dürften für beide Verurteilten immens sein.

Ziegler sagte in seinem Schlusswort aber auch: „Ich habe mich auf das Verfahren gefreut.“ Erst damit habe er „den falschen und unzulässigen Darstellungen eines selbstherrlichen Insolvenzverwalters“ seine Sicht der Dinge entgegenstellen können. Ihm sei es nie um persönliche Vorteile gegangen, sondern darum, die Firma zu stärken. Dabei habe er auch Fehler gemacht, räumte er ein. Nun gehe es darum, nach vorne zu schauen, aufzuräumen und die Risse im privaten Bereich zu kitten, die durch das Verfahren entstanden seien.

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Wie Ziegler bedankte sich auch Christoph Hess, der zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt wurde, beim Gericht „für einen fairen
und objektiven Prozess“. Im Gegensatz zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft habe das Gericht unvoreingenommen die Sachverhalte überprüft.

Ansonsten zog der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Hess AG eine bittere Bilanz: Die Dauer des Verfahrens sei „menschenunwürdig“. Er sei acht Jahre lang öffentlichen Diffamierungen und permanenten Angriffen des Insolvenzverwalters ausgesetzt gewesen. Infolge dieser Kränkungen leide, mit möglichen Dauerfolgen, er an einer schweren psychischen Krankheit. Er habe nie Dinge in Richtung Betrug oder Untreue veranlasst.

Auch die Folgen im familiären Umfeld „bleiben als tragisches Element zurück“, sagte Hess, ebenso wie der immense finanzielle Verlust. Es sei die schlimmste Zeit seines Lebens gewesen.