Fußball-Bezirksliga: – Der Blick aufs Foto reicht, um nachfühlen zu können, wie sehr Marco Lohr in den letzten Tagen und Wochen gelitten hat: „Ich war regelmäßig zur Behandlung bei der Physiotherapie Letzigrund. Die haben mich wieder auf die Beine gestellt“, atmet der Kapitän des SV Jestetten tief durch.

Das könnte Sie auch interessieren

Allein schon das Durchatmen war vor drei Wochen ein Riesenproblem für Lohr. Nach einer Viertelstunde schlich der 36-Jährige beim 0:2 gegen den SV Buch vom Platz, mit grausamen Rückenschmerzen: „In den Tagen danach fühlte ich mich wie ein 86-Jähriger.“ Seine Partnerin Anna Wlaskin musste ihm bei alltäglichen Verrichtungen zur Hand gehen: „An Schuhe binden war nicht zu denken. So lernst du es schätzen, was gesund zu sein, bedeutet.“

Marco Lohr trifft gegen RW Weilheim Video: Scheibengruber, Matthias

Marco Lohr: „Die Arbeit von Lilian Spingler ist weltklasse“

Untersuchungen ergaben eine Blockade im ohnehin belasteten Becken: „Dieses Mal hatte es noch einen Nerv erwischt“, so Lohr: „Die Züricher haben ganze Arbeit geleistet. Weltklasse war auch die zusätzliche Behandlung beim SV Jestetten durch unsere bewährte Physiotherapeuten Lilian Spingler.“

Heilende Hände: „Was Lilian Spingler für uns Fußballer leistet, ist weltklasse“, schwärmt Marco Lohr von den Fachkenntnissen ...
Heilende Hände: „Was Lilian Spingler für uns Fußballer leistet, ist weltklasse“, schwärmt Marco Lohr von den Fachkenntnissen der Physiotherapetin des SV Jestetten. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Das körperliche Leiden hat Lohr wieder im Griff. Nun folgte das bittere 1:5 beim FC Tiengen 08 als seelische Grausamkeit: „Das Beste am Spiel war das Wiedersehen mit Karin im Sportheim“, kommentierte er die SÜDKURIER-Berichte auf Facebook: „Ich saß tatenlos draußen, an Spielen war nicht zu denken“, so Lohr, der die Schuhe eingepackt hatte, doch sein Trainer Michele Masi verzichtete: „Ein Einsatz war zu riskant. Doch ich habe versucht, als Kapitän für die Mannschaft da zu sein.“

Fußball-Bezirksliga auf einen Blick

Letztlich etablierte sich Marco Lohr nach der Klatsche als Seelenmasseur: „Unmittelbar nach Spielende war keiner ansprechbar. Aber beim Training am Dienstag hatte ich vor allem für die jungen Spieler ein offenes Ohr“, ist Lohr überzeugt, dass die Jungs es schaffen, den Auftritt abzuhaken: „Gegen die U23 des FV Lörrach-Brombach zeigen wir unser wahres Gesicht, wollen an unsere Heimstärke anknüpfen. Das sind wir unseren Zuschauern schuldig.“ Im Jestetter Seestadion wurde bisher alles gewonnen, abgesehen vom 0:2 gegen den SV Buch: „Wir wissen um die individuelle Stärke der Lörracher. Wir wissen aber auch, was wir können.“

Marco Lohr trifft beim TuS Efringen-Kirchen Video: Neithard Schleier

Marco Lohr: „Oberes Mittelfeld ist machbar“

Marco Lohr hofft, morgen zumindest auf der Reservebank sitzen zu können: „Wir klären das nach dem Abschlusstraining. Vielleicht ist ein Teileinsatz drin.“ Ans Aufhören denkt der Routinier ohnehin noch lange nicht: „So lang mich keiner auf den Platz tragen muss, meine Knochen mitmachen und ich der Mannschaft helfen kann, bin ich dabei.“

Marco Lohr (36) spielt seit 2016 wieder beim SV Jestetten. Nach seiner Ausbildung im Nachwuchs des FC Schaffhausen spielte er zunächst ...
Marco Lohr (36) spielt seit 2016 wieder beim SV Jestetten. Nach seiner Ausbildung im Nachwuchs des FC Schaffhausen spielte er zunächst ein halbes Jahr für den SV Altenburg, wechselte dann zum FC Tiengen 08 in die Landesliga. Nach einer Zwischenstation beim SV Jestetten schloss er sich für fünf Jahre dem FC Erzingen an. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Schließlich befindet sich der SV Jestetten mitten im Umbruch: „Pascale Moog, Yannic Frey, Silvan von Ow und ich stellen uns gern in den Dienst der Mannschaft. Die jungen Spieler sind froh, wenn wir als Gerüststangen dabei sind.“ Marco Lohr, der sich nach seinem Wechsel aus dem Nachwuchs des FC Schaffhausen alsbald beim FC Tiengen 08 und beim FC Erzingen einen guten und anerkannten Namen über die Region hinaus gemacht hat, ist zuversichtlich, dass sich der SV Jestetten in der Liga weiterhin etabliert.

Ein guter Name in der Region: Nicht nur beim FC Erzingen, der ihn vor fünf Jahren mit einem signierten Trikot verabschiedete, genießt ...
Ein guter Name in der Region: Nicht nur beim FC Erzingen, der ihn vor fünf Jahren mit einem signierten Trikot verabschiedete, genießt Marco Lohr viel Respekt und Anerkennung. | Bild: Alfred Minicozzi

„Wir wollen im oberen Mittelfeld landen, möglichst bald genügend Abstand zu den hinteren Plätzen erreichen. Ich traue das der Mannschaft auf jeden Fall zu.“ Wichtig sei allerdings, künftig auch in der Fremde mehr zu punkten. Außer dem überraschenden 5:0-Sieg beim FC Erzingen gelangen bisher nur zwei Unentschieden: „Aber zu Hause sind wir, auch dank unserer Zuschauer, eine Macht. Wer bei uns spielt, muss damit rechnen, dass er frustriert nach Hause fährt“, lacht Lohr.

FC Erzingen zu Gast beim Schlusslicht

Nach dem Spiel frustriert nach Hause zu fahren, das kennt das auswärts punktlose Schlusslicht FC Schlüchttal zur Genüge. Zu Hause hat die Elf von Roberto Wenzler allerdings auch erst drei Punkte geholt und nun kommt ausgerechnet der entthronte Tabellenführer FC Erzingen – angeführt von Trainer Klaus Gallmann, beim FSV Riedern einst mit Fußball begonnen hat. Geschenke dürfte Gallmann seinem Heimat sicherlich nicht mitbringen. Seine Elf brennt nach dem 1:2 gegen den FC Zell eher darauf, etwas fürs geschundene Fußballerherz zu tun.

Das könnte Sie auch interessieren

Ähnlich krass ist der Unterschied für Spitzenreiter FC Zell. Der will den Platz an der Sonne gegen den auswärts sieglosen Bosporus FC Friedlingen verteidigen. Auf Überraschungen der beiden Top-Platzierten wird der FC Hochrhein hingegen nicht spekulieren, zumal die Aufgabe gegen den FC RW Weilheim ungleich schwerer werden dürfte. Ähnlich ist die Ausgangslage für die SG Mettingen/Krenkingen beim FC Schönau, der im Jogi-Löw-Stadion noch unbesiegt ist.

Auf fünf Punkte hat sich der SV Buch an den FC Zell heran geschoben. Nach fünf Siegen in Folge tritt die Elf von Daniel Pietzke nun gegen die SG FC Wehr/Brennet mit breiter Brust auf. Die Gäste sind allerdings seit vier Wochen unbezwungen und haben in der Fremde fast soviel Punkte gesammelt, wie die Bucher auf eigenem Platz.

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Wechselbad der Gefühle ist der bisherige Saisonverlauf für den FC Wallbach. Zu Hause mehr oder weniger eine Macht, aber in der Fremde chancenlos. Lediglich ein Tor steht auf der Haben-Seite der Elf von Dirk Tegethoff, erzielt von Timo Bernauer vor über zwei Monaten beim 1:4 in Erzingen. Nun steht das sechste Auswärtsspiel auf dem Programm, beim zu Hause noch unbesiegten SV Herten. Der kassierte zuletzt eine 0:4-Schlappe in Wehr und dürfte entsprechend motiviert sein.

Die Motivation, bis zur Winterpause noch einen Spitzenplatz zu erreichen, hat der VfB Waldshut. Die Elf von Trainer Danijel Kovacevic zählt nicht nur für Marco Lohr (“Ich habe den VfB mit seinen vielen sehr guten Einzelspielern viel weiter vorn erwartet“) zu den negativen Überraschungen des ersten Saisondrittels. Mit 19 Punkten und einer negativen Tordifferenz steht das Team lediglich auf Rang acht. Das soll sich nach dem Heimspiel gegen den auswärts sieglosen TuS Efringen-Kirchen geändert haben.