Fußball-Bezirksliga: – Normal können sie nicht, die Bucher und die Murger. Ging es schon im Hinspiel rund und gipfelte im späten 3:3-Ausgleich durch den eingewechselten Trainer Daniel Pietzke, setzten beide Teams im Rückspiel noch eins drauf. Als Schiedsrichter Nico Martorana nach 95 Minuten das Spektakel beendete, war über dem Bucher Sportplatz längst die Nacht herein gebrochen.
Neun Tore waren im historischen letzten Spiel auf dem Naturrasen gefallen. Mit einem verrückten 5:4-Sieg verabschiedete sich der SV Buch von seinem langjährigen Geläuf, das einem modernen Kunstrasenplatz weichen muss. Fortan regieren die Bagger in Buch-Haide und bis Saisonende werden die noch ausstehenden sechs Heimspiele im Sandparkstadion des FC Schachen ausgetragen.
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Den letzten Auftritt vor dem Umbau wird keiner der Beteiligten so schnell vergessen. Die Hausherren legten munter los, Neuzugang Benedikt Illmann agierte so, als wäre er das Terrain seit Jahren gewohnt. Erst zwang er Niklas Frey zu einer Parade, kurz danach testete er aus spitzem Winkel die Latte. Der neue Murger Abwehrchef Dennis Kocur, von Mitspieler Kamil Bednarek in der Winterpause angelockt, hatte alle Hände voll zu tun, um Schaden abzuwenden.
Hand ist das Stichwort. Auf der Gegenseite wurde Marco Holzapfel bei einem Zweikampf am Arm vom Ball touchiert. Proteste nutzte nichts, Nico Martorana zeigte sofort auf den Punkt. Aus elf Metern verwandelte Alessio Paciulli humorlos zum 0:1 gegen Simon Eckert.
Für den Torwarttrainer war es nach dem 3:0 in Herten schon der zweite Einsatz in diesem Jahr, denn Stammkeeper Jannik Strittmatter ist noch nicht fit: „Da helfe ich gern aus“, so Eckert, der kürzlich seinen 40. Geburtstag gefeiert hat. Dass ausgerechnet er beim Rasen-Abschied nochmal zum Einsatz kam, ist mehr als nur eine Randnotiz. Er stand schon auf diesem Rasen, als manch heutiger Mitspieler noch hinterm Fangzaun im Sandkasten spielte.
Nicht nur Simon Eckert stand an diesem denkwürdigen Tag im Fokus. Samuel Seitz hatte schon in Herten mit einem Freistoßtor aus der Distanz geglänzt. Den Coup wiederholte er in der zwölften Minute, als er Frey die Kugel aus gut 30 Metern in den Winkel zum 1:1 zimmerte.
Spieltechnisch passierte auf dem ordentlich bespielbaren Platz nicht viel, was wohl auch am beißenden Ostwind lag. So gern laufen Fußballer selten, um nicht zu einzufrieren.
Eingefroren war auch Martoranas Pfeife nicht, denn die ertönte nach 22 Minuten erneut lautstark. Simon Eckert kam dem heranstürmenden Cagatay Bayram entgegen, wehrte den Ball aus kurzer Distanz ab, brachte den Murger aber zu Fall.
Erneut zeigte der Unparteiische auf den Punkt. Zwei Strafstöße gegen den SV Buch binnen 14 Minuten. In der kompletten Saison hatte es erst einen gegen die Pietzke-Elf gegeben – und den hatte Jannik Strittmatter am 3. November beim 2:0 gegen den TuS Stetten noch von Amin El Ghazi gehalten.

Nachdem Paciulli schon getroffen hatte, legte sich nun Jason Cerimi den Ball auf den Punkt. Eckert ahnte die Ecke, kam aber an den strammen Schuss nicht heran.
Und das muntere Scheibenschießen hörte nicht auf. Wieder gab es Freistoß, wieder nahm Samuel Seitz Maß und wieder lag der Ball im Murger Tor. Kurz vor Niklas Frey setzte der Ball auf, ließ den jungen Schlussmann dabei nicht gut aussehen.
Kurz vor dem Seitenwechsel fiel dann tatsächlich noch ein Tor – zumindest fast – aus dem Spiel heraus. Den Murger Eckball von David Haffner hatte Marco Holzapfel zu knapp und wieder zu Haffner abgewehrt. Dessen zweite Flanke fand Cerimi, der Constantin Gampp entwischt war – 2:3.
Kaum waren die Bucher – nach deutlicher Ansage in der Kabine – aus der Pause wieder auf dem Platz, schien die Sache endgültig gelaufen. Kapitän Gökalp Uyar entwischte Pascal Tröndle, bediente den frei stehenden Jason Cerimi und der hatte keine Mühe, mit seinem 15. Saisontreffer auf 4:2 zu erhöhen.
Nun schien es tatsächlich dunkel über dem SV Buch zu werden. Die späte Anstoßzeit und der bewölkte Himmel ließen Zweifel aufkommen, ob die Partie überhaupt zu Ende gespielt werden kann: „Es war hart an der Grenze, aber ich habe bis zum Abpfiff alles gesehen, was ich sehen musste“, erklärte Nico Martorana, der den Teams sogar noch fünf Minuten Nachspielzeit gegönnt hatte.

Zu diesem Zeitpunkt war die Murger Führung längst verspielt. Denn statt zu resignieren, drehten die Gastgeber auf: „Wir haben den Rückenwind genutzt und unsere Offensive hat natürlich auch viel Wucht“, freute sich Daniel Pietzke über die Reaktion.

Zwei Minuten nach dem Gegentor besorgte Benedikt Illmann das 3:4, legte vier Minuten später für Brooklyn Lehmann das 4:4 auf: „Bene bringt sich super ein und hat das Auge für den Mitspieler“, war Pietzke angetan von Illmanns Heimpremiere.
In der Folge drängte der SV Buch auf den Sieg, doch weder Illmann (56.) traf, noch Dawid Armanowski (60.). Der dritte Torjäger in Bucher Reihen sicherte sich aber dennoch seinen Anteil am historischen letzten Rasenspiel-Sieg. Einen Eckball von Frank Holzapfel köpfelte Armanowski gekonnt weiter zu Marco Holzapfel. Der stand knapp einen Meter frei vor dem Tor und verurteilte mit seinem ungehinderten Kopfball gleich vier Murger zu Statisten.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Gäste schon in Unterzahl, was Trainer Branimir Sarenac auf seine Kappe nahm: „Es war mir entgangen, dass Enes Özkan schon verwarnt war. Sonst hätte ich ihn eher vom Platz genommen.“ Schon vor der Pause hatte er den verwarnten Alessio Paciulli durch Cihangir Uyar ersetzt.

In der letzten halben Stunde war es mehr ein Tasten durch den schummrigen Spätnachmittag als ein Fußballspiel. Zuschauer und Spieler waren bemüht, dem Geschehen noch einigermaßen zu folgen. So entwickelte sich nur noch eine zwingende Torchance. Der eingewechselte Francesco Lo Presti hatte den Ball (88.) bereits über Simon Eckert gelupft, doch Thorsten Lehmann – auch ein „alter“ Bucher Haudegen – war zur Stelle und verhinderte das mögliche und nicht ganz unverdiente 5:5.
Während die Gastgeber ihren Sieg genossen, war Branimir Sarenac leicht angesäuert: „Das war nicht in Ordnung, so spät zu spielen.“ Einen Punkt hätte er gern mitgenommen: „Wenn du auswärts vier Tore erzielst, darfst du nicht verlieren.“
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