Über viele Jahre spielte der FC Gutmadingen im Schwarzwälder Fußball eine eher untergeordnete Rolle. Der Verein aus dem Geisinger Stadtteil hatte seine sportliche Heimat in der Kreisliga.
Vor über zehn Jahren setzte der Verein jedoch zu einem kleinen Höhenflug an und schaffte in der Saison 2023/24 mit Platz fünf in der Landesliga die beste Platzierung in der fast 104-jährigen Geschichte. Ein Spieler, der den gesamten Aufstieg mitgemacht hat, ist Claudius Hirt, der in Gutmadingen „Der rote Carlos“ genannt wird.
Stationen beim Hegauer FV und SV Geisingen
Der in Villingen geborene 34-jährige Hirt hat in Gutmadingen mit dem Fußball begonnen. Schon im Jugendbereich meldete der Hegauer FV sein Interesse an. Nach einem kurzen Intermezzo dort zog es ihn zum SV Geisingen in die Bezirksliga und von da wieder zurück zum HFV, bevor Hirt vor rund 13 Jahren seinen festen Platz in Gutmadingen fand.
„Es ist schon etwas dran, wenn man uns als eine goldene Generation bezeichnet. Viele Spieler sind im gleichen Alter. Wir haben uns eine Identität aufgebaut. Wichtig war und ist es jedoch, immer junge Spieler einzubauen, was uns in den vergangenen Jahren gelungen ist“, sagt der Vater eines kleinen Sohnes, der bei einem Automobilzulieferer in der Region als Teamleiter im Qualitätsbereich seine Brötchen verdient.
Hirt, der sich inzwischen in Gutmadingen ein Haus gebaut hat, schätzt im Verein den großen Zusammenhalt. „Bei uns geht keiner nach dem Training einfach nach Hause. Wir Spieler unternehmen privat sehr viel miteinander, weshalb sich die Jungs wohlfühlen und es nicht die große Fluktuation wie in anderen Vereinen gibt.“
Das ist sicher auch ein Aspekt, warum in der vergangenen Saison nahezu alles von selbst lief. Aktuell steht die Elf in der Fußball-Landesliga unmittelbar vor einem möglichen Abstiegsplatz, doch das soll nur eine Momentaufnahme darstellen. Hirt selbst verpasste nach einem Unterarmbruch große Teile der Vorrunde, war aber immer bei der Mannschaft. „Ich war oft beim Training, obwohl ich nicht eingreifen konnte. Ich wollte meine Verbundenheit zeigen und Tipps geben, wenn ich gefragt wurde.“
Wie einst Karl-Heinz Riedle
Beim FC Gutmadingen trägt der zentrale Mittelfeldspieler, der beidbeinig schießen kann, die Rückennummer 13, was kein Zufall ist. „Ich bin seit meiner Kindheit Fan von Borussia Dortmund. Damals trug Karl-Heinz Riedle dort die 13, die ich auch haben wollte.“ Neben dem BVB verfolgt Hirt intensiv die deutsche Nationalelf, ist sogar Mitglied im Fanclub Nationalmannschaft.
„Ich stand immer zum deutschen Team, auch wenn es öffentlich zerrissen wurde.“ Bei der Heim-Europameisterschaft im vergangenen Jahr war er sowohl bei der Vorrundenrundenpartie gegen Ungarn (2:0 für Deutschland) sowie beim umstrittenen Viertelfinal-Aus gegen Spanien im Stadion. Beide Begegnungen waren in Stuttgart.
Warum aber wird Claudius Hirt „Der rote Carlos“ genannt? „In der Zeit unter Trainer Heinz Jäger habe ich einige Freistöße mit dem linken Fuß direkt verwandelt. Schnell war der Vergleich mit dem Brasilianer Roberto Carlos geboren. Das Attribut rot ist meiner Haarfarbe geschuldet.“