So mancher Transfer im Fußball geht eher unpersönlich über die Bühne. Spielerdaten werden von Funktionären oder Trainern im Internet gecheckt, ein paar Telefonate mit dem Kandidaten geführt, vielleicht noch ein Video gesichtet – und dann kommt die Tinte aufs Vertragspapier.
Ein bisschen wie die Katze im Sack zu kaufen. Ob der neue Spieler wirklich zum Verein passt, zeigt sich oft erst im Laufe der Zeit. Beim aktuellen Stammtorwart des VfR Stockach lief es etwas anders. Hubert Schuler kennt den Mann zwischen den Stockacher Pfosten schon länger – seit dessen Geburt.
„Ich wusste natürlich sehr genau, mit wem ich es zu tun hatte“, sagt der Spielausschussvorsitzende des Landesligisten lachend über den Transfer des vergangenen Jahres. Die „Vertragsgespräche“ mit Sohn Lars, der vom Oberligisten 1. FC Normannia Gmünd zurück ins Osterholz gewechselt ist, gestalteten sich – verständlicherweise – durchaus harmonisch im Hause Schuler.
Die Rollen werden getrennt
„Wir haben beim Essen darüber gesprochen“, erinnert sich Hubert Schuler, „und statt Dessert haben wir dann alles klargemacht!“ – Transfer statt Torte und Tiramisu.
Enttäuscht wurde Hubert Schuler nicht – weder als Funktionär noch als Vater. Wobei er beide Rollen gut trennen kann, wie der Ur-Stockacher betont. „Wenn Lars nach den Spielen zu mir kommt und meine Meinung wissen will, sage ich sie ihm als Spielausschussvorsitzender“, so der 56-Jährige.
Schonungslos ehrlich
„Er behandelt jeden Spieler gleich“, beteuert auch Sohn Lars, „ich finde es gut, dass er immer schonungslos ehrlich zu mir ist!“ Einen Vaterbonus mit inkludierter Stammplatz-Garantie genießt er nicht.
„Die Aufstellung macht unser Trainer – und da würde sich Ertan Tasdemirci auch nicht reinreden lassen“, sagt Lars Schuler, der seine Stärken neben dem Gardemaß mit stattlichen 190 Zentimetern vor allem auf der Linie sieht – während Vater Hubert dem Filius als Torwart sogar fußballerisch die bessere Note gibt als sich selbst, der als Vorstopper beim VfR Stockach in der Verbandsliga aktiv war
„An der Strafraumbeherrschung muss und werde ich noch arbeiten“, sagt Lars Schuler über den Bereich mit „Luft nach oben“.
Dass er wieder im Osterholz aktiv ist, liegt neben der Verbundenheit mit dem Heimatclub und den familiären Banden auch an seiner beruflichen Orientierung. In Stuttgart studierte er Wirtschaftspädagogik und schloss sich dem 1. FC Normannia Gmünd an.
Lehrreiche Zeit in der Oberliga
Während die Zeit beim Oberligisten trotz fehlender Stammspielerrolle eine „schöne und extrem lehrreiche“ war, erfüllten Studium und Wahlheimat nicht seine Erwartungen. „Stuttgart war nicht so mein Ding. Zurück am Bodensee und dann wieder beim VfR – hier fühle ich mich einfach wohl!“, sagt Schuler, der nun in Konstanz wohnt und dort an der Fachhochschule Wirtschaftsingenieurwesen studiert.
Mit dem VfR liegt er auf Platz fünf – sieben Punkte von Spitzenreiter Salem getrennt. „Wir haben eine sehr gute Mannschaft und sehen uns schon auch selbst im oberen Tabellendrittel“, sagt der VfR-Torwart, „ob wir noch weiter in Richtung Spitze kommen können, weiß ich nicht, wir werden aber alles dafür tun“.
Ähnlich sieht es der Vater: „Wir gehen im Verein entspannt mit der Situation um. Allerdings ist es unser eigener Anspruch, mit diesem Kader am Ende unter den ersten Fünf zu stehen!“ Und wer könnte das besser beurteilen als der Spielausschussvorsitzende, der für Transfers verantwortlich zeichnet – auch für die am Küchentisch.