Der FC Singen 04 ist für Ingo Kastler eine Herzensangelegenheit. Das weiß man bereits, denn Kastler spielte schon in der Jugend in Gelb-Blau, übernahm das Team in einer schwierigen Zeit nach dem Oberliga-Abstieg zu Beginn des Jahrtausends als Trainer, konnte damals aber den Fall bis hinunter in die Landesliga nicht aufhalten.
Akzente aus der Südstadt
Und das merkt man auch, wenn man mit Kastler in der Materialkabine des Hohentwiel-Stadions spricht. Erneut ist die Lage kritisch; nur ein Punkt trennt den FC Singen 04 von einem Abstiegsrang, während im Singener Süden mit dem Türk. SV und ESV aktuell in Sachen Fußball die Akzente gesetzt werden.
Und wieder ist sich der 62-jährige Trainer, der zuletzt beim FC Stein am Rhein tätig war, dort auf den Nachwuchs setzte, 2023 den Aufstieg in die 3. Liga realisierte, im Jahr darauf allerdings wieder abstieg, nicht zu schade, beim kriselnden Traditionsclub die sportliche Verantwortung zu übernehmen.
Keine leichte Diagnose für den FC
„Wir sind nur noch die Nummer drei unterm Hohentwiel!“, bringt es Kastler auf den Punkt – keine leichte Diagnose für die FC-Fans. „Aber das hat seine Gründe, etwa wirtschaftliche. Und das kam ja auch nicht von heute auf morgen.“
Denn wie schon zu Beginn des Jahrtausends ist die schwierige wirtschaftliche Lage eine Ursache für die schlechte sportliche Situation. Akteure mit Potenzial zieht es in den Singener Süden, denn dort ist in der Verbandsliga nicht nur die sportliche Aufgabe attraktiver, auch finanziell ist in der Nachbarschaft für die Spieler mehr drin.
Spieler sind gefordert
Nachdem es in den vergangenen Monaten eher unruhig war auf der Singener Trainerbank, nimmt Kastler die Spieler in die Pflicht: „Der Trainer kann doch da nichts dafür – die Mannschaft ist jetzt gefordert!“ Folgerichtig bereitet er die Taktiktafel vor dem Training nicht mit einer Aufstellung vor, sondern mit Begriffen wie Disziplin, Respekt, Ehrgeiz oder Kollektiv! Die passende Einstellung ist ihm zunächst deutlich wichtiger als die Aufstellung.
„Für mich ist das nochmal eine Herausforderung!“, kann er das erneute Engagement in seiner sportlichen Heimat entspannt angehen, denn als Spieler und Trainer hat er im Laufe der Jahrzehnte Erfolge feiern dürfen, sodass es ihm hier nicht so sehr um sein Ego geht, sondern um den Club. „Die Zusammenarbeit mit den Jungen, das macht mir einfach Spaß und das hält einen auch fit!“
Das Image ändern
Nach den ersten Trainingseinheiten des neuen Coaches herrscht noch Neugier bei seinen Kickern, denn auf der einen oder anderen Position könnten die Karten neu gemischt werden. Allerdings muss auch Abwehrroutinier Patrick Peters, zuletzt Interims-Spielertrainer, ersetzt werden, den es zurück in die Schweiz zieht.
Für spektakuläre und namhafte Transfers fehlt das Geld, dennoch gilt es, sechs Neuzugänge zu integrieren. Hinzu kommen noch drei Akteure, die nach langwierigen Verletzungen an das Team herangeführt werden müssen. Und der neue Singener Coach möchte auch das Image des Vereins mittelfristig ändern. „Ich möchte, dass die Spieler wieder gerne zu diesem Club kommen!“, so Kastler.
Doch zunächst gilt es, den Klassenerhalt zu sichern, im Idealfall auch mit gutem Fußball, der wieder Fans ins Hohentwiel-Stadion zieht. Schließlich soll die Platzierung als Nummer drei unterm Hohentwiel nicht für immer gelten.