Fußball-Landesliga: Der letzte Hinrundenspieltag in der Fußball-Landesliga Staffel 3 Ende November 2021 erforderte ein schnelles Reaktionsvermögen – nicht nur bei den Torhütern oder Stürmern im Strafraum, sondern auch bei den Trainern und Funktionären. Erst um 20.48 Uhr am Abend des 26. November wurden die Vereine darüber informiert, dass ab Samstag, 27. November, nach den Vorgaben der Landesregierung für alle Aktive die 2G-Regelung gelten solle, also nur geimpfte und genesene Spieler einsatzberechtigt sind. Ein PCR-Test reichte plötzlich nicht mehr aus, um spielberechtigt zu sein.
Da am 27. November bereits auf einigen Plätzen um 14.30 Uhr Anstoß zum letzten Hinrundenspiel war, mussten nahezu alle Trainer umplanen, dürfte wohl kaum eine Mannschaft in Bestformation die Hinrunde beendet haben. Doch bis auf zwei Teams, den FC Bad Dürrheim und den Türk.SV Konstanz, konnten alle Mannschaften antreten. Die Folge: Die Spiele des Türk.SV Konstanz und des FC Bad Dürrheim wurden mit 0:3 gewertet. Beide legten Einspruch ein, und die Entscheidungen in zweiter Instanz sorgten zunächst für Kopfschütteln. Denn das Spiel des FC Bad Dürrheim bei der SG Dettingen-Dingelsdorf wird neu angesetzt, während das Gastspiel des Türk.SV Konstanz beim FV Walbertsweiler-Rengetsweiler weiter mit 0:3 aus Konstanzer Sicht gewertet wird.
Keine Rechtfertigung für Absage
Max Rauwolf, Vorsitzender des Verbandsrechtsausschusses im Südbadischen Fußballverband, erläutert: „Im Fall des Türk. SV Konstanz wurde eine Spielwertung (0:3) vorgenommen, da aufgrund der ab diesem Tag gültigen 2G-Regelung im Amateursport nicht genügend geimpfte Spieler verfügbar waren und dies nach unseren Statuten keine Rechtfertigung für eine Spielabsage und eine Neuansetzung ist. Dies wird im gesamten Verbandsgebiet so gehandhabt.“ Aydo Kir, Trainer des Türk.SV Konstanz, bestätigt: „Ich hatte am Freitag sieben geimpfte Spieler und sechs mit PCR-Test!“ Was am Freitag noch ausreichend gewesen wäre, galt eben am Samstag nicht mehr. Da die Meldung mit der Spielberechtigung erst spät am Freitag kam und Kir mit seinem Team am Samstag um 11 Uhr starten wollte, blieb keine Zeit mehr, um Spieler aus der Zweiten oder der A-Jugend zu rekrutieren. Und auch wenn Daniel Schwager, Trainer des FV Walbertsweiler-Rengetsweiler, von dem Urteil profitiert, hat er Verständnis für die Konstanzer, räumt allerdings ein: „Die Situation hat sich ja angedeutet!“
Andere Lage beim FC Bad Dürrheim
Anders die Lage beim FC Bad Dürrheim. Die offizielle Sicht erläutert Rauwolf, studierter Jurist: „Im Fall des FC Bad Dürrheim wird das Spiel neu angesetzt, weil hier unabhängig von Corona eine sogenannte ‚Kollektiverkrankung‘ von mindestens sieben erkrankten Stammspielern vorlag, für welche der Sportgerichtsbarkeit im Laufe des Verfahrens vom Verein ordnungsgemäße Atteste und zusätzlich auch ordnungsgemäße Impfnachweise für die betreffenden Spieler vorgelegt wurden.“
Juristisch einwandfrei
„Juristisch ist das einwandfrei gelaufen!“, bestätigt auch Uwe Baumann, Vorsitzender der SG Dettingen-Dingelsdorf. Was ihn allerdings geradezu auf die Palme treibt, sind die „Begleiterscheinungen“. So wurde er schon mehrere Tage vor dem Spieltag und damit vor der Änderung der Spielberechtigung, aber auch vor der grassierenden Kollektiverkrankung in der Kurstadt, vom Vorsitzenden des FC Bad Dürrheim, Benjamin Wildgruber, kontaktiert mit der Bitte, das Spiel abzusagen. Baumann stimmte nicht zu und informierte seinen Kollegen, der die Mail vom Verband noch gar nicht gelesen hatte, dann auch noch am Freitagabend über den neuen Stand.
Wieder wurde eine Absage diskutiert, wieder lehnte Baumann ab, von einer Erkrankung sei aber noch nicht die Rede gewesen, so Baumann. Am Spieltag dann erreichte den Staffelleiter Franz-Josef Grüninger digitale Post vom FC Bad Dürrheim mit neun Arbeitsunfähigkeitsattesten von Spielern. Da jedoch Arbeitsunfähigkeit nicht für eine Spielverlegung ausreicht, wurde noch nachgebessert, eine Konkretisierung mit Attesten nachgereicht. Doch auch das reichte nicht, denn nach Abzug der Spieler, die nicht als Stammspieler gelten und der Aktiven, die nach 2G-Regel ohnehin nicht spielberechtigt gewesen wären, blieben nur sechs Spieler mit Kollektiverkrankung, für eine Spielverlegung müssen aber nach Spielordnung sieben Stammspieler betroffen sein. Daher 0:3.
Beim Einspruch gegen diese Wertung wurde dann aber noch Attest und Impfbescheinigung eines weiteren FC-Spielers nachgereicht, der zunächst nicht bereit gewesen sei, seinen Impfstatus öffentlich zu machen – obwohl er dies ohne die Kollektiverkrankung vor einem Spieleinsatz hätte machen müssen. Formal in Ordnung, aber eben mit einem „Gschmäckle“, so die Sicht bei der SG Dettingen-Dingelsdorf.
Fairer Umgang gefordert
„Es ist schon ein sehr großer Zufall, dass in Bad Dürrheim so etwas ausbricht!“, so Baumann, den auch der Zeitpunkt der Erkrankung überrascht – und beim Türk.SV Konstanz zieht Coach und Funktionär Kir das Fazit: „Wir waren einfach zu ehrlich!“ Baumann geht es weniger darum, am Grünen Tisch zu drei Punkten zu kommen, er erwartet lediglich fairen Umgang in der Liga. Denn er weiß: Nach der Winterpause wird, auch aufgrund von Neuverpflichtungen, ein anderer Gegner auf dem Feld stehen als dies noch Ende November der Fall gewesen wäre.
„Es ist schon ein sehr großer Zufall, dass in Bad Dürrheim so etwas ausbricht!“Dieter Baumann, Vorsitzender der SG Dettingen-Dingelsdorf
Nicht ganz überraschend sieht man das beim abstiegsgefährdeten, aktuellen Tabellenvierzehnten FC Bad Dürrheim ganz anders. „Wir haben alles dafür getan, um an dem Samstag gegen Dettingen zu spielen. Der Bus war bestellt und die PCR-Tests für die damalige Verordnung bis zum besagten Freitag wurden gemacht. Wir waren also bereit. Dass es aber leider zu einer Kollektiverkrankung kam, tut uns leid und können wir nicht ändern!“, schildert Wildgruber die damalige Situation aus seiner Sicht.
„Dass es bei uns zu einer Kollektiverkrankung kam, tut uns leid und können wir nicht ändern!“Benjamin Wildgruber, Vorsitzender des FC Bad Dürrheim
Beim Verband hofft man nun, dass das Thema Impfung bei den Aktiven einen höheren Stellenwert einnimmt, um nach der Winterpause im 2G-Modus mit hoher Durchimpfung die Runde in sportlich-gerechten Bahnen zu Ende spielen zu können.