Volleyball, Bundesliga: Die Bühne war bereitet, 2875 Zuschauer saßen erwartungsvoll in der ZF-Arena, mit Klatschpappen, Rasseln, kleinen und großen Trommeln. Ihre Spieler wollten sie anfeuern, im Gigantenduell zwischen Pokalsieger VfB Friedrichshafen und Meister Recycling Volleys Berlin. So wie vergangene Saison. Da hatte der VfB bis ins DM-Finale keine Partie verloren. Zuschauen mit Jubel-Garantie war das für die Fans.

Der Rekordmeister hatte seine Starting Six ja nicht groß verändert, also durften die blau-weißen Schlachtenbummler davon ausgehen, dass in der ZF-Arena Volleyballfeste am laufenden Band gefeiert werden. Und kaum etwas ist schöner für die VfB-Fans als ein Sieg über den Erzrivalen Berlin. Entsprechend lautstark und erwartungsfroh erklang ihr „Vau, Vau, eff Bee“.

Aber Berlin spuckte in die Suppe, zog, insgesamt gesehen, ein klasse Spiel auf, war im Aufschlag, der Feldabwehr und im Angriff den Gastgebern meist überlegen. Vital Heynen, der Coach des VfB, war alles andere als amused. Die Fans auch. „Kämpfen, Häfler, kämpfen!“, schallte es aufmunternd und verärgert zugleich aus vielen Kehlen. Viel zu passiv erschienen Kapitän Markus Steuerwald und seine Mannen. Dabei sind die Diagonalangreifer Bartlomiej Boladz und Daniel Malescha doch keine Neulinge mehr. Auch nicht Athanasios Protopsaltis und David Sossenheimer auf der Außenposition. Genauso wenig Andreas Takvam, Phil Collin und Jakob Günthör im Mittelblock. Dennoch: Friedrichshafen war zeitweise weit weg von einer bestechenden Form, weil – unter anderem – Jakub Janouch, der neue Zuspieler aus Tschechien, kein Simon Tischer ist. Zum Vergleich Jan Zimmermann auf Berliner Seite. Der hatte beim VfB das Zuspielen gelernt – und zeigte, unbeeindruckt vom Lärm der 2875, brutal schnelle, absolut präzise Bälle auf seine Schnellangreifer etwa – eine Augenweide.

Vital Heynen hatte dafür keine Augen. Was er von seiner Mannschaft zu sehen bekam, erzürnte Mr. Perfect. Einzelgespräche mit seinem Zuspieler und eine Flut an Auszeiten änderten nichts am 18:25, 25:19, 27:25, 20:25 und 8:15.

Und kaum war der letzte Ball gespielt, da leerte sich die Arena blitzschnell. Kein traditionelles Teamfoto mit Fans und Balljungen, keine Ehrung der Wertvollsten Spieler. Als hätten sie genug gesehen, eilten die Menschen aus der Arena. Begleitet von durchdringendem Heulen und einer durch Mark und Bein gehenden Stimme. „Der Feueralarm wäre besser schon im fünften Satz gekommen“, kommentierte Vital Heynen den falschen Alarm zur falschen Zeit. Falscher Alarm wäre es aber auch, jetzt aus dem 2:3 mehr zu machen als eine Niederlage eben. Vielleicht hat dieser Warnschuss ja sein Gutes. Heynen ist‘s lieber, auch mal ein Hauptrundenspiel zu verlieren – und dafür mal nicht die entscheidenden Play-off-Duelle.

Heute spielt der VfB Friedrichshafen um 19 Uhr in der Nikolaushalle gegen den TSV Herrsching.