Besser hätte der Zeitpunkt kaum sein können. Pünktlich zum ersten Heimspiel der HSG Konstanz in der Aufstiegsrunde zur 2. Handball-Bundesliga dürfen die Tribünen in der Schänzlehalle erstmals seit zwei gefühlt unendlich langen Jahren wieder ohne Einschränkungen komplett gefüllt werden.
Wie viele Zuschauer auch kommen werden gegen die SG Pforzheim/Eutingen, eines ist klar: Dieser Samstag, er wird ein Handball-Feiertag für die Konstanzer Fans.
Wer hätte vor nicht einmal einem Jahr damit gerechnet, dass das Team vom Bodensee nach dem Abstieg aus der zweiten Liga einen so souveränen Durchmarsch in seiner Drittliga-Staffel schaffen würde – und das trotz teils heftiger Rückschläge durch Corona und Verletzungen wichtiger Schlüsselspieler.
Ganze zwei Partien hat die Mannschaft des neuen Trainers Jörg Lützelberger in der Punkterunde verloren. Die beste Bilanz aller Drittligisten, für die mehrere Faktoren verantwortlich sind.
Die Spieler
Die HSG-Verantwortlichen haben einmal mehr ihren Konstanzer Weg verfolgt und erneut ein gutes Gespür für die Auswahl ihrer Zugänge gezeigt. Besonders Torhüter Leon Grabenstein, Kreisläufer Niklas Ingenpaß und Torjäger Lukas Köder haben schon voll eingeschlagen, junge Spieler wie Aron Czako, Joschua Braun oder David Knezevic sich stark weiterentwickelt.
Zudem ist der Kader breit besetzt und kann ohne großen Qualitätsverlust durch Talente aus der Reserve oder der A-Jugend ergänzt werden, wie die letzten Rundenspiele zeigten.
Der Trainer
Nach einer 18 Jahre währenden Ära hat Daniel Eblen im Sommer seinen Platz auf der Trainerbank geräumt, und sein Nachfolger Jörg Lützelberger war ein echter Glücksgriff. Das darf unabhängig vom Ausgang der Aufstiegsrunde schon jetzt behauptet werden.
Der frühere Bundesligaspieler leitet das Team mit klarem, analytischem Blick an, seine Jungs setzen die Vorgaben schnell um, wie etwa vor zwei Wochen in Hanau. Da startete die HSG mit Problemen ins Spiel, doch Lützelberger brachte sein Team in einer frühen Auszeit wieder in die Spur.
Die vorzeitige Vertragsverlängerung des 36-Jährigen, der nach Außen immer das Positive in den Mittelpunkt rückt, ist enorm wichtig. Nicht zuletzt, weil Lützelberger gut mit seinem Vorgänger Daniel Eblen harmoniert, der das Team aus dem Hintergrund unterstützt.
Die Mentalität
Der Spielplan der Aufstiegsrunde meint es nicht gut mit der HSG. Der bundesweit beste Drittligist hat aus schwer nachvollziehbaren Gründen nur zwei Heimspiele und muss dreimal in der Fremde ran.
Die Konstanzer haben sich darüber zurecht kurz und heftig geärgert, aber dann schnell wieder den Fokus auf den Sport gelegt und in Hanau beim Start in die Aufstiegsrunde ihren begeisternden Tempohandball gezeigt und einen souveränen 36:22-Sieg gefeiert.
Dank dieser Erfolgsfaktoren hat die HSG Konstanz das Abstiegstief aus dem Vorjahr schnell abgeschüttelt und in einen beeindruckenden Erfolgsmodus gefunden. Eine Welle aus Euphorie und Selbstvertrauen hat das Team bis in die Finalrunde getragen, an deren Ende lediglich zwei von zuvor 82 Drittligisten den Aufstieg schaffen. Nun gilt es, das erste von leider nur zwei Heimspielen zu genießen. Es wird hoffentlich ein Handballfest vor vollen Rängen. Die HSG Konstanz hätte es verdient.