Herr Häusler, in Singen gibt es viele Klubs – und einige davon sind Tabellenführer oder stehen zumindest weit oben. Wie nehmen Sie die Entwicklung des Fußballs in Singen wahr?
Zwiegespalten, um ehrlich zu sein. Es ist toll, dass die Mannschaften sportlich so erfolgreich sind, natürlich freue ich mich darüber. Aber die große Anzahl an Vereinen in Singen bringt gewisse Probleme mit sich. 15 Klubs sind ein Novum und im Vergleich zu anderen Städten extrem.
Allen Mannschaften Platz- und Trainingsangebote schaffen zu können, ist eine organisatorische Herausforderung. Wir haben hier aber eine gute Infrastruktur für den Fußball. Für uns als Stadt ist es wichtig, dass fairer Fußball gespielt wird, der im besten Fall obendrein erfolgreich ist.
Wie viele Aufstiegspartys darf es, wenn es nach Ihnen geht, nach dieser Saison geben?
Gerne alle Mannschaften, die jetzt Tabellenführer sind (ESV Südstern, SV Hausen a.d.A., AFC Rinia, SC United, d. Red.). Für unsere Stadt wäre es natürlich zudem schön, wenn der FC Singen 04 in die Verbandsliga aufsteigen würde.
Der Türkische SV Singen könnte ja dann den Platz des FC in der Landesliga einnehmen. Gerade für die Jugendspieler des JFV Singen ist es attraktiv, wenn es eine breite Auswahl an Mannschaften gibt, die entsprechend ihres Niveaus Fußball spielen.
Wie oft sind Sie selbst auf Sportplätzen in Singen? Das Kreisliga-A-Derby zwischen dem ESV Südstern und DJK haben Sie ja zum Beispiel angeschaut.
In letzter Zeit war ich häufig beim Jugendförderverein Singen, bei dem ich Vorsitzender bin. Ich wollte beim JFV einfach schauen, wie die Saison bei den einzelnen Jugendmannschaften anläuft. Bei den aktiven Singener Mannschaften habe ich bisher noch nicht die Zeit gefunden, in den kommenden Wochen werde ich aber mit Sicherheit beim einen oder anderen Spiel auftauchen. Es interessiert mich sehr, ich verfolge die Ergebnisse stetig. Manchmal schaue ich aber auch beim Hegauer FV vorbei, denn dort spielt mein Sohn in der Landesliga.
Warum hat der Fußball in Singen so einen besonderen Stellenwert?
Die Stadt Singen war schon immer von fußballaffinen Menschen geprägt. In Singen wohnen viele Leute, die im gewerblichen Bereich arbeiten und für die der Fußball eine hohe Bedeutung hat. Das sind eher Fußballer als Tennisspieler.
Daher ist ein großes Potenzial an Fußballern da, Talente gab es hier schon immer. Unterstützend kommt hinzu, dass es in Singen Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen gibt. Viele Spieler stammen aus Nationen, in denen der Fußball eine ganz entscheidende Rolle einnimmt.
In der Jugend bündeln mehrere Vereine ihre Kräfte im JFV Singen, bei den Aktiven gibt es 14 Vereine. Wäre es Ihnen nicht lieber, wenn auch bei den aktiven Mannschaften einige Klubs gemeinsame Sache machen würden?
Wir beobachten die große Anzahl an Vereinen durchaus kritisch. Sportlich gesehen wäre es nach oben heraus vielleicht gewinnbringend, wenn es sich stärker konzentrieren würde. Das ist aber eine reine Vermutung. Als Stadt werden wir jedenfalls immer versuchen, den Vereinen zu helfen und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen.
Man muss aber auch sagen, dass wir beim Thema Trainingsplätze an einer Grenze angekommen sind. Vielmehr Vereine verkraften wir nicht. Der AFC Rinia zum Beispiel ist eigentlich ein Verein aus der Kernstadt, muss aber seit seiner Gründung 2020 nach Schlatt ausweichen, weil es keine Chance gab, sonst Trainingsmöglichkeiten zu bieten.