Volleyball-Bundesliga, Finale um die Deutsche Meisterschaft: Die erste von maximal fünf Partien zwischen dem VfB Friedrichshafen und Titelverteidiger Berlin endete mit einer Enttäuschung für den Klub vom Bodensee.
Grübeln auf dem Sofa
Enttäuschung bei den Spielern, bei Trainer Michael Warm und beim Pressesprecher. „Du sitzt nach dem Spielschluss auf dem Sofa und denkst über die Partie nach“, sagt Matthias Liebhardt. Was immer die Gründe dafür letztlich sind, dass Friedrichshafen eine unerwartet souverän begonnene und zweieinhalb Sätze lang dominierte Partie am Ende doch noch 2:3 (25:18, 25:20, 21:25, 19:25 und 17:19) verlor. In einem sind sich Spieler, Trainer und Funktionär einig, obwohl sie wissen, dass sich das jetzt ein wenig nach „schlechtem Verlierer“ (Liebhardt) anhört: Der Schiedsrichter habe nicht unwesentlich Anteil an der Niederlage gehabt. Aber sie alle wissen auch: Verloren hat der VfB nicht nur wegen Marco Till.
Unglückliche Entscheidungen
Der griff zu einer Phase unglücklich ein, als dem VfB die brillanten Aufschläge nicht mehr so von der Hand gingen, die „überrumpelten Berliner“ (Warm) – dank einer überragenden Auswechselbank – den Schock über einen fulminant auftretenden Friedrichshafen langsam verdaut hatten, immer mehr die Initiative ergriffen. 11:9 stand es im dritten Satz für die Gastgeber, als Till dem VfB den zwölften Punkt verweigerte. Der Berliner Michelucci hatte sich verletzt, „deshalb pfiff der 2. Schiedsrichter zurecht ab“ (Liebhardt). Der Ballwechsel war zu dem Zeitpunkt aber schon beendet. Zugunsten von Friedrichshafen.
Zweimal Punkte nicht gegeben
Nichts wurde aber aus dem 12:9. Der Schiri entschied „Doppelfehler“, und der Ballwechsel wurde wiederholt. Berlin nutzte prompt die unerwartete Chance und verkürzte auf 10:11. Nur ein wenig später fing Zuspieler Pierre Pujol den Ball und „warf“ (Warm) ihn anschließend ins VfB-Feld. Keine Reaktion von Till, trotz des klaren technischen Fehlers. Er benachteiligte Friedrichshafen erneut. Statt 18:15 stand es 17:16.
VfB verkraftet das nicht
Das verkraftete der VfB nicht. „Danach haben wir den Kopf verloren“, nennt Libero Markus Steuerwald einen Grund, warum der Durchgang am Ende an Berlin ging. „Wir haben unser eigenes Spiel nicht mehr so gut gespielt wie in den ersten beiden Sätzen, lassen in unserer Qualität nach“, klagt Warm. Gegen enorm verbesserte Berliner Volleyballer, die tatsächlich auch den vierten Satz gewannen.
Trotzdem messerscharfer Tiebreak
Ein von diesen Rückschlägen durcheinandergebrachter VfB Friedrichshafen schaffte es dennoch, einen messerscharfen Tiebreak zu spielen, in dem die Berliner Volleyballer noch einmal den 1. Schiedsrichter auf seiner Seite hatten. Als Marechal, der nach der Partie wegen Unsportlichkeit gegenüber dem Schiedsrichter die Rote Karte sah, eine Verletzung vortäuschte, rannte Auswechselspieler Pujol (Grankin war für ihn zurückgekommen) aufs Spielfeld – eine klare Rote Karte und ein Punkt für Friedrichshafen. Auch der blieb aus beim 17:19.
Knappe Niederlage macht Mut
Gerade deshalb macht diese knappe Niederlage dem Friedrichshafener Lager Mut. Lernen aus solchen Situationen, so eiskalt agieren wie die Berliner Benjamin Patch und Samuele Tuia, wenn es ans Eingemachte geht. „Das hat uns am Donnerstag gefehlt, noch“, sagt Warm. Nicht nur Titelverteidiger Berlin weiß, dass trotz des glücklichen Sieges noch nichts entschieden ist. Am Sonntag, ab 17.30 Uhr in der Max-Schmeling-Arena in Berlin (sport1 überträgt) kann der VfB Friedrichshafen zeigen, dass seine Analyse des 2:3 richtig ist und auch er den „einen Punch mehr“ (Matthias Liebhardt) hat, um in Berlin zu gewinnen.