Volleyball, Deutsche Meisterschaft, 1. Finalspiel: VfB Friedrichshafen – Berlin RV (Donnerstag, 18 Uhr, Zeppelin Cat Halle A1, live auf Sport 1). – Überraschende Titelträger sind im deutschen Volleyball so selten wie Erdstöße in Südbaden. Im Sport mit der bunten Kugel sind das seit 1998 entweder der VfB Friedrichshafen oder Berlin (früher SCC, jetzt Recycling Volleys). Daran änderten auch diese überraschend spannende Hauptrunde und die Play-offs nichts. Friedrichshafen und Berlin stehen sich mal wieder gegenüber im Kampf (best of five) um die „Salatschüssel“.

Nur Finale erreichen, reicht nicht

„Das Finale erreichen, das war unser Ziel“, sagt Trainer Michael Warm. Den „3-Punkte-Plan“ nach der unfreiwilligen Coronapause vier Spieltage vor den Play-offs habe die Mannschaft erfüllt, „so wie ich das gefordert habe. Ein riesiges Kompliment dafür.“ Aber Warm weiß nur zu gut, dass damit noch gar nichts erreicht worden ist.

Negativserie durchbrechen

Nicht für einen VfB, der schon sehr lange auf seinen 14. Meistertitel warten muss. Seit 2015 hatte Friedrichshafen – trotz oftmals bester Ausgangslage – im Duell mit Berlin stets das Nachsehen. Weder Rekordmeister Stelian Moculescu noch Vital Heynen gelang es, diese Negativserie zu durchbrechen. Michael Warm soll es nun richten. „Finalteilnahmen sind vielleicht für den Verein normal“, bremst der studierte Mathematiker auf Lehramt aus Nürnberg, „für einige unserer Spieler ganz sicher nicht.“

Berlin schon zweimal geschlagen

Aber, und da klopft der VfB-Coach energischer auf die Tischplatte, „wir haben Berlin diese Saison zweimal geschlagen!“ Also nicht die Flinte ins sprichwörtliche Korn werfen. Der Impuls entsteht automatisch bei dem, der die Kaderliste des amtierenden Meisters und „Topfavoriten“ (Warm) in die Finger bekommt: Spieler mit einer unglaublich langen Latte internationaler Erfolge füllen sie.

Berlin mit Weltklassekader

Allen voran Éder Carbonera: Gold Olympische Spiele in Rio 2016, zweimal Klubweltmeister, siebenmal brasilianischer Meister, und, und, und. Auch im Zuspiel ist Berlin Weltklasse. Sergej Grankin, seit 2019 an der Spree, hat größten Anteil an den Erfolgen. Der Russe gewann Gold an den Olympischen Spielen in London 2012, die Weltliga, den CEV-Pokal, wurde Russischer Meister und Pokalsieger. Weltklasse auch auf der Diagonalen. Der Amerikaner Benjamin Patch kann – nach Erfolgen gemessen – nicht mit seinen Kollegen mithalten. Er ragt dennoch heraus: Keiner in der Liga springt höher. Mit 3,81 Meter Abschlagshöhe säubert er jede Dachrinne ohne Leiter.

Respekt, aber keine Angst

„Respekt“, sagt Warm angesichts der Papierform des Kontrahenten, „haben wir, aber keine Angst.“ Respekt, weil die Berliner nach durchwachsener Hauptrunde (nur als Dritter abgeschlossen) in den bisherigen Play-offs doch noch zu meisterlicher Form gefunden haben. Warm: „Das war zu erwarten, bei so viel Erfahrung.“

Noch maximal fünf Duelle bis zum Titel

Die Zeit bis zum Anpfiff nutzte der VfB Friedrichshafen, um in Finalform zu kommen. „Ready“ zu sein für das Duell der Volleyballgiganten. „Frisch, mutig und das besondere Gefühl genießend“, so wünscht sich das Michael Warm. Diesen Wunsch werden die Spieler erfüllen. Seinen anderen wohl eher nicht. Die Ansage vor dem Halbfinale, noch acht Spiele bis zum Titel, hatte Warm gekontert: „Cool wären fünf.“ Im Halbfinale zweimal Lüneburg besiegt, erster Teil also erfüllt. Aber dreimal hintereinander Berlin schlagen? Das käme, Warm weiß das, einem Erdbeben gleich.