Torjäger stehen im Fußball stets im Vordergrund, werden mit einer eigenen Statistik im Internet geehrt und erhalten Trophäen für ihre Treffer. Was aber ist mit den Abwehrspielern, die die Simseks oder Fiores in der Bezirksliga abmelden?

Das fällt nicht auf, dafür gibt es keine Statistik oder Trophäe. Das gilt auch für Torhüter. Kein Zahlenwerk dokumentiert ihre Paraden, für Zu-Null-Spiele bekommen die Keeper weder Pokale noch Medaillen.

Auch Julian Heizmann nicht. Bereits sieben Spiele hat der Torwart des Bezirksligazweiten SV Mühlhausen in dieser Runde absolviert, ohne das Leder aus dem Netz fischen zu müssen und hat mit dieser Bilanz gehörig zum Höhenflug der Hegauer beigetragen.

Allerdings betont der 27-jährige SVM-Keeper: „Das ist nicht meine Leistung. Unsere Abwehr funktioniert!“ Und einen seiner Mitspieler hebt er dabei heraus: „Wenn unser Spielführer Marc Labusch dabei ist, dann haben wir bisher in dieser Runde nie verloren!“

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Der Abwehrchef des SVM steht auch für eine besondere Qualität im Kader: die Vereinstreue. Seit 1998 kickt er für den SV Mühlhausen. Nur drei Jahre später meldete sich dann auch Julian Heizmann an – zunächst als Stürmer.

Der Start seiner Torwart-Karriere hatte dann weniger mit Heizmanns Talent als vielmehr mit seiner damaligen Figur zu tun, wie er schmunzelnd erzählt: „In der D-Jugend war es so, dass der Dicke ins Tor musste!“ Doch er ergänzt: „Zum Glück bin ich dann noch gewachsen!“

Schon in der Jugend gemeinsam im Team – Julian Heizmann und einige seiner Mitspieler zu Beginn der Fußball-Laufbahn. Obere Reihe ...
Schon in der Jugend gemeinsam im Team – Julian Heizmann und einige seiner Mitspieler zu Beginn der Fußball-Laufbahn. Obere Reihe (von links): Philipp Wagner (jetzt Betreuer), Dominik Schwarz, Andreas Bohnenstengel (jetzt 1. Mannschaft). Untere Reihe (von links): Tim Labusch (1. Mannschaft), Julian Heizmann (1. Mannschaft), unbekannt. Liegend: Julian Treutle (1. Mannschaft). | Bild: privat

Von „dick“ kann ohnehin keine Rede sein. Da Torhüter normalerweise einen eher begrenzten Aktionsradius haben, ist bei ihnen die Liebe zum schweißtreibenden Ausdauertraining zwar oft limitiert. Nicht so beim SVM-Keeper, der die Corona-Pause sogar zu einem Halbmarathon genutzt hat.

Auch Trainer Benny Heim schätzt den Ehrgeiz seiner Nummer eins: „Julian hat den ständigen Willen, sich zu verbessern, ist selbstkritisch und als Person auf dem Feld sehr wichtig für das Team. Wenn er im Tor steht, dann fühlt sich die Mannschaft sofort einen Schritt sicherer, denn er ist immer imstande, einen Unhaltbaren zu halten.“

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Sowohl der Keeper, stellvertretender Hauptamtsleiter in Volkertshausen, als auch der Trainer betonen, dass es der Teamspirit sei, der zum Erfolg beiträgt, die Vereinstreue von vielen Aktiven, die seit der Jugend zusammen kicken.

Man kennt sich seit Jahren, verbringt den Großteil der Wochenenden im Clubheim des Kiesgrüble-Stadions. Für Julian Heizmann ist der Club auch so was wie Familie.

Die ganze Familie ist beim SV Mühlhausen engagiert

Sein Vater, früher selbst Keeper beim FC Singen 04, war sein Torwarttrainer und ist heute Ausrüster des Teams, seine Mutter ist an den Spieltagen im Club-Bistro tätig, der Bruder ist Mannschaftsbetreuer und für die sozialen Medien zuständig, Julians Verlobte checkt am Einlass die Impfbescheinigungen.

„Der Verein ist einmalig! Hier habe ich alles, was ich brauche, alle meine Freunde!“, sagt der Keeper, der auch schon von anderen Clubs umworben wurde. „Es konnte mich aber niemand überzeugen!“

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Natürlich würde er gerne einmal in der Landesliga spielen – aber nur mit dem SV Mühlhausen. Dann würde im „Kiesgrüble“ wohl wieder eine mehrtägige Feier anstehen, wie beim Bezirksliga-Aufstieg 2015.

Und während andere Trainer im Halbjahresrhythmus um ihre Leistungsträger zittern müssen, kann es der Mühlhauser Coach Benny Heim entspannter angehen. „Der Zusammenhalt ist sehr groß. Hier gibt es viele Freundschaften, weshalb viele Spieler so gut wie nie wechseln würden. Wir müssen uns in den Wechselperioden keine Sorgen machen, dass das Team auseinander bricht“, sagt er.