Erst eine schwere Verletzung, dann der Lockdown – die erste Saison von Simon Tisch-Rottensteiner in der Jugendabteilung des SC Freiburg droht zum Bremsklotz für die Entwicklung des jungen Fußballers von der Reichenau zu werden. Wie viele andere Jugendliche in ganz Deutschland kann der 14-Jährige derzeit nicht wie gewohnt seiner großen Leidenschaft nachgehen. Eine Situation, die nicht nur ihn, sondern auch seine Eltern beschäftigt.
Fußball bestimmt von Kindesbeinen an sein Leben
Im Leben von Simon Tisch-Rottensteiner dreht sich vieles um das runde Leder. Seit Jahren bestimmt der Fußball die Freizeitgestaltung. Im Bambini-Alter schloss er sich seinem Heimatverein SV Reichenau an. Dort wurde das Talent des Mittelfeldspielers schnell offensichtlich, sodass er mit zehn Jahren in die Fördergruppe des FC Radolfzell wechselte, ein Kooperationsverein des SC Freiburg, der in seiner Jugendförderung den Grundstein für einen möglichst erfolgreichen weiteren Weg bei den Breisgauern legen soll.
Doch auch dort, wo sich viele der größten Talente der Bodenseeregion tummeln, ragte Tisch-Rottensteiner heraus. „Simon ist sehr talentiert und ehrgeizig. Er ist mit allem bestückt, was ein Fußballer braucht: Dynamik, Übersicht, und eine unermüdliche Ausdauer“, erzählt Rolf Dietrich, der den Reichenauer vier Jahre lang als Trainer und Fördergruppenleiter bei den Mettnauern betreute und entwickelte.
2020 schafft er es zum großen SC Freiburg
Wenig überraschend folgte dann 2020 der endgültige Wechsel zum SC Freiburg, nachdem der 14-Jährige die Jahre zuvor bereits regelmäßig bei den Breisgauern trainierte. In der dortigen U15 fand Tisch-Rottensteiner schnell Anschluss. „
Das Niveau ist wesentlich höher als in Radolfzell, weil ich dort bessere Mitspieler habe“, sagt der Rechtsfuß, der nach vielversprechenden Testspiel-Leistungen den ersten großen Rückschlag seiner noch jungen Laufbahn einstecken musste: In der ersten Einheit des Sommer-Trainingslagers zog sich der 14-Jährige eine Verletzung an der Kniescheibe zu. Die Hinrunde in der C-Junioren Regionalliga verpasste er daher komplett. „Das kam sehr ungelegen, da zu diesem Zeitpunkt um die Stammplätze gekämpft wurde“, erzählt der junge Kicker.
Nach Verletzung folgt dann der Lockdown
Nun ist Tisch-Rottensteiner wieder fit und brennt auf den ersten Pflichtspieleinsatz für den Sport-Club, doch erneut stellt sich ein enormes Hindernis in den Weg: der Lockdown. Anstatt gemeinsam mit der Mannschaft auf dem Platz, kann der Jugendliche derzeit nur zuhause über Online-Training oder im sporadisch ausgestatteten Kraftraum an seinem Körper und seinen Fähigkeiten feilen. „Ich hatte mit der Verletzung nun ein halbes Jahr lang kein richtiges Training mehr. Alleine zu spielen, macht nicht so viel Spaß wie in der Gruppe“, beklagt der Neuntklässler.
Doch was bedeutet dieser Einschnitt nun für die Entwicklung des aufstrebenden Talents? „Ich glaube schon, dass es einen Bruch geben wird, und man sich derzeit nicht so entwickeln kann, wie wenn man drei, vier Mal pro Woche auf dem Platz trainiert“, vermutet der 14-Jährige.
Mutter sieht, dass ihm aktuell etwas fehlt
Auch Mutter Anja Tisch-Rottensteiner beobachtet die Situation der Jugendlichen im Fußball-Home Office mit Sorgenfalten: „Simon wird durch den Lockdown völlig ausgebremst. Der Fußball ist sein Lebensmittelpunkt. Es ist ganz klar, dass er ihm fehlt, auch das Sozialverhalten in der Gruppe“, stellt die 47-Jährige fest. „Auch wenn ich ihn für ein psychisch stabiles Kind halte, ist die aktuelle Phase nicht gut für ihn.“
Dazu kommt, dass das Hobby ihres Sohnes kein gewöhnliches, sondern mit großen Ambitionen, aber auch mit hohem Aufwand verbunden ist. „Wir hoffen, dass er im Rahmen seiner Fähigkeiten so weit wie möglich aufsteigt“, sagt die 47–Jährige.
Dennoch hat die Mutter die Sorge, ihr Sohn könnte in dieser Phase den Anschluss verlieren. Die Hoffnung der angestellten Ärztin ist klar: „Dass der Lockdown bald endet.“
„Wir Eltern haben die Angst, dass er von der Leistung her abgehängt wird und irgendwann rausfällt.“Anja Tisch-Rottensteiner, Mutter von Simon
Fürs Erste scheint Simons sportliche Zukunft jedoch nicht gefährdet. Die Chancen auf eine Übernahme in die U16 zur kommenden Saison stehen gut. Und es gibt auch eine andere gute Nachricht in ansonsten eher tristen Zeiten: „Simon hatte noch nie so viel Zeit für die Schule“, sagt Anja Tisch-Rottensteiner, und fügt mit einem Schmunzeln an: „Ich würde mir wünschen, wenn er sie auch nutzen würde.“